Zunächst steckt Hedi Schneider auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle „nur“ in einem Aufzug fest. Das Wörtchen „nur“ habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil das Feststecken im Aufzug auch im übertragenen Sinn zu verstehen ist und ich an ihrer Stelle nach einer Minute bereits kollabiert wäre. Hedi radelt, begleitet von richtig schöner Gute-Laune-Musik durch die Straßen Berlins. Sie schließt ihr Fahrrad an und verschwindet mit den Zuschauern in einem Gebäude und dort in einem Aufzug. Die Tür gleitet zu, sie drückt den Knopf, die Kabine setzt sich erst einmal ganz normal in Bewegung. Plötzlich hat die Fahrt ein jähes Ende und der Aufzug geht geräuschvoll ein bißchen in die Knie. Hedi drückt den Notrufknopf und erwidert auf die krächzend quakend fragende Stimme aus dem Lautsprecher: „Ich bin Hedi Schneider und stecke fest!“ Der Notknopfmann verspricht mit ziemlich vagen Zeitangaben ihre Befreiung und gibt ihr Tipps, wie sie einer Panikattacke vorbeugen könne. Ein bißchen resigniert, aber ruhig, läßt sie sich auf den Boden nieder, versucht aber zuvor, so lange wie möglich die Wartezeit quatschend mit dem Notknopfmann zu überbrücken. Nachdem der Aufzug sie freigegeben hat, hetzt sie in ein Großraumbüro, setzt sich mit einem großen Kaffeebecher bewaffnet an ihren Arbeitsplatz und haut wild in die Tasten. Unterbrochen wird sie von dem Eigentümer des Kaffeebechers, einem eigentümlichen Kollegen, der sie zur unverzüglichen Herausgabe desselben auffordert. Mit riesigen geräuschvollen Schlucken gulpt sie den Kaffee herunter, übergibt wortlos den namentlich gekennzeichneten Becher und tippt weiter. Nach der Arbeit kümmert sie sich, von Gewissensbissen geplagt, um die Wohnungsauflösung ihrer gerade einsam verstorbenen Tante. Als Andenken nimmt sie eine von der alten Dame in Handarbeit eigens für sie angefertigte Mütze mit. Zu Hause angekommen, stülpt sie die wohl merkwürdig geratene Mütze unsanft, fast verbissen und vom Gelächter der Zuschauer quittiert, ihrem sich sträubenden ca. fünfjährigen Sohn über den Kopf. Am nächsten Morgen im Büro erfährt sie vom dramatischen Selbstmordversuch des eigentümlichen Kaffeebechereigentümers und bekommt zu ihrem Entsetzen auch noch dessen Akten aufs Auge gedrückt. So ganz allmählich legen sich leichte Schatten auf ihr so sonniges und verspieltes Gemüt. Am Abend scheint alles erst einmal wieder gut zu sein. Sie verführt spielerisch ihren Mann Ulli, doch auch dieses Spiel hat ein jähes Ende. Hedi überfällt schlagartig die panische Angst, genau jetzt an einem Schlaganfall zu versterben. Alle Versuche, an Hedi heranzukommen und sie zu beruhigen, scheitern, bis Ulli schließlich Hedis geschrienem Verlangen nachkommt, einen Notarzt zu rufen. Die Notaufnahme entläßt sie medikamentös ruhig gestellt und mit dem Rat, sich einmal richtig auszuschlafen. Am nächsten Morgen erscheinen auf ihrem Bildschirm im Büro nur kryptische Buchstaben und ihr Chef fragt, ob er sie genau so langsam bezahlen solle, wie sie arbeite. Nach einem Gespräch, in dem er ernsthaft um sie besorgt und bemüht ist, schickt er sie nach Hause. Das bis jetzt glückliche Zuhause verwandelt sich in einen Käfig, in dem Hedi in Depressionen und Angst- und Panikattacken feststeckt. Mitgefangen in diesem Käfig sind aber auch Ehemann Ulli und der gemeinsame Sohn Finn. Ehrlich gesagt stecke ich auch gerade fest, und zwar beim Beschreiben des weiteren Verlaufs der Dinge, aber ich versuch’s! Nachdem der erste große Schritt geschafft ist, jedenfalls intern die Depressionen als Krankheit zu akzeptieren und entsprechend zu therapieren, sieht Hedi ihre Rettung im unkontrollierten Einnehmen von Psychopharmaka ohne Rücksicht auf Risiken und Nebenwirkungen. Ihr entgeht nicht, daß ihr Sohn Finn sie als sonderbar abstempelt und sich von ihr abwendet. Aus Verzweiflung sucht sie völlig zugedröhnt ein Zoogeschäft auf, um Finn mit einem Kuscheltier zu beglücken. Eigentlich entscheidungsunfähig, entscheidet sie sich schließlich für einen Futterhasen, genauer gesagt einen Verfütterhasen. Der Verkäufer setzt sich, nur um Hedi loszuwerden, über das Verkaufsverbot von lebenden Futterhasen hinweg. So retten die beiden dem Tier, das sonst bestimmt einer Schlange zum Fraß vorgeworfen worden wäre, das Leben. Ich weiß, es gilt fressen und gefressen werden, aber Schlangen rangieren auf meiner persönlichen Horrorliste auf Platz EINS, weit vor im Aufzug stecken zu bleiben! Einem Therapeuten gelingt es, Hedi wenigstens die Angst zu nehmen, genauso wie Jack Nicholson in dem Film „Einer flog über das Kuckucksnest“ zu enden, nämlich von einem Indianer erlösend mit einem Kopfkissen erstickt zu werden. Ehemann Ulli bringt unglaublich lange unglaublich viel Geduld auf und versucht, Hedi mit Hilfe von Entspannungsübungen und durch gemeinsames Wegschreien der Ängste zu helfen. Die Mutter meint es gut und glaubt, mit dem Anschleppen von Selbstgekochtem helfen zu können, meint dann aber resigniert: „Ich hätte nie gedacht, daß du einmal so etwas bekommst.“ Als Hedi sich von Ulli beim Räumen von Weingläsern wie ein „Füsch“ (Fisch mit einem preußischen Ü) beobachtet fühlt, flippt sie aus und die beiden gehen sich verbal fast an die Gurgel. Sie wollte doch nur einmal wieder ein bißchen Normalität in ihr Leben bringen. Aber die Nerven liegen blank und Ulli ist mit seiner Geduld am Ende. Danach passiert von mir subjektiv empfunden für eine Ewigkeit nichts, jedenfalls wird nichts gesprochen. Getröstet über die Durststrecke hat mich die Musik. Gesprochen wird erst wieder in Norwegen, wo die Familie während eines Urlaubs versucht, wieder zueinander zu finden. Die gemeinsam gewählte Strategie scheint zu funktionieren und es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer. Aus dem Schneider sind Hedi und ihre Familie allerdings noch lange nicht! Vielleicht ist es mir gelungen, ein bißchen Neugierde auf den Film zu wecken, trotz des schweren Themas. Der Regisseurin Sonja Heiss ist es zu 100 % gelungen, die Berührungsängste vor der lange tabuisierten Krankheit „Depression“ zu überwinden. Sie erzählt mit einem weinenden und vielen lachenden Augen, wie es aus scheinbar heiterem Himmel jeden treffen kann, wie es aber auch einen Ausweg gibt. Den größten Anteil am Gelingen haben die Hauptdarsteller Hans Löw und vor allem Laura Tonke, die man, ob tröstend oder sich mit ihr freuend, immer in die Arme nehmen möchte. Ich wurde zwei-, dreimal angestupst, mich intensiver über die Qualität der Hörfilmbeschreibungen zu äußern. Dieses Mal bin ich jedenfalls aus dem Schneider, weil, was nicht in mein Ohr kommt, kann ich auch nicht beurteilen!