Jetzt wird’s ernst!
Die Verträge sind gemacht und es wurde viel gelacht. Und was Süßes zum Dessert, Freiheit, Freiheit Die Kapelle, Rum-ta-ta und der Papst war auch schon da… Wer hat ihn nicht mehr im Ohr, den Song „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen! Neben „Wind of Change“ von den Scorpions gehörte das Lied zu den bekanntesten Wiedervereinigungshymnen deutscher Musiker. Ernst wird es jetzt, weil vor drei Wochen ein anderer Vertrag gemacht wurde, bei dem auch gelacht wurde. Allerdings gab es nix Süßes, kein Rum-ta-ta, und der Papst hat sich auch nicht blicken lassen. Die Tinte ist trocken und endlich darf ich mein Projekt vorstellen, und zwar die Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH Bei der Beurkundung saß neben dem sehr sympathischen Notar ein guter langjähriger Freund mit am Tisch. Wegen meiner Sehbehinderung sollte Andreas als Zeuge darüber wachen, daß alles mit rechten Dingen zugeht. Als Gesellschafter habe zum einen ich meinen „Fliegenklecks“ auf die Urkunde plaziert, zum anderen hat derjenige mit seiner wie gemalten Unterschrift den Vertrag besiegelt, der auf dem Foto nicht zu sehen ist, weil er selbiges geschossen hat. Und warum das alles? Letztes Jahr brachte ich den Film „Kartoffelsalat – Nicht fragen!“ wenigstens für die DVD barrierefrei auf den Tisch. Damit wollte ich es nicht bewenden lassen. Das wäre auch nicht nur unter ernährungstechnischen Aspekten zu einseitig und langweilig. Noch einmal leihe ich mir das schöne Zitat, daß das Kino ein Fenster zur Welt sei. Viele kleinere ausländische Filmproduktionen ermöglichten mir im letzten Jahr einen Blick durch dieses Fenster in hochinteressante fremde Welten (z.B. nach Äthiopien mit dem „Mädchen Hirut“). Allerdings waren bei all diesen Filmen meine Sichtverhältnisse ohne akustische Bildbeschreibung sehr eingeschränkt. Es war sozusagen eine Jalousie vor dem Fenster. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit wird es sein, für solche Filme die Jalousie für die Kinoblindgänger des ganzen Landes so oft wie möglich und rechtzeitig zum Kinostart hochzuziehen, also für eine Hörfilmbeschreibung zu sorgen. Jetzt könnte die Frage auftauchen, warum ausgerechnet ich mich darum kümmere und nicht die Filmbranche! Unter den Verleihern, die die Filme einkaufen und in die Kinos bringen, gibt es wie überall die Riesen, das Mittelfeld und die Kleinen bis ganz Kleinen. Für die Erstellung einer Audiodeskription fallen mal eben mehrere Tausend Euro an, die die kleinen Verleiher jedenfalls nicht für jeden ihrer Filme stemmen können. Bei den ersten beiden Gruppen beschränke ich mich allerdings auf das Sensibilisieren für das Thema durch regelmäßiges telefonisches Nachfragen und Nachhaken. Und wie soll das gehen? Funktionieren kann das nur in einer sehr freundlichen und engen Zusammenarbeit mit den entsprechenden Filmverleihern, den zahlreichen Autoren von Hörfilmbeschreibungen und den Tonstudios. Die wissen allerdings noch nichts von ihrem Glück! Und wer bezahlt das alles? Beim „Kartoffelsalat“ habe ich die Finanzierung privat auf die Beine gestellt, aber das kann leider nur eine Ausnahme bleiben. Meine erste Aufgabe wird es also sein, Spenden- und Sponsorengelder aufzutreiben. Für nützliche Tipps bin ich übrigens immer sehr dankbar! Sowohl der mit der schönen Unterschrift als auch ich sind Geschäftsführer und werden uns beide keine Gehälter auszahlen. Bis auf wenige kleinere Auslagen wie z. B. Telefonkosten, die Kosten für die Jahresabschlüsse und mal eine Fahrt mit dem Taxi werden die eingesammelten Gelder ausschließlich der Sache zugutekommen. Die Kinoblindgänger gGmbH hat auch das Glück, sich in bereits vorhandene und gut organisierte Bürostrukturen einnisten zu können. Die Satzung der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH wird in Kürze auf dieser Seite für jeden Interessierten einzusehen sein. Irgendwie sitzen die Kinoblindgänger und diejenigen, die Filme nur mit ihren Augen verfolgen können, im Kinosaal in einem Boot. Aus diesem Grund möchte ich neben der Audiodeskription auch die Untertitel für Gehörlose ins Kino bringen. Daß beides immer über die Apps von Greta und Starks im Kinosaal verfügbar sein wird, versteht sich von selbst. Wie gewohnt werde ich auch weiterhin regelmäßig meine Kinoerlebnisse bei der Blindgängerin veröffentlichen, vielleicht brauche ich manchmal einen Tag länger Zeit. Und jetzt mache ich ernst und mich an die Arbeit!
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