Ein Schlüsselerlebnis, mein erster Artikel und der Anstupser einer sehr guten Freundin waren die Auslöser, meine blogfreie Zeit zu beenden. Und ich würde das immer wieder tun!
Die Blindgaengerin.com ging Mitte Januar 2015 online. Daß der Starttermin auf einen Donnerstag fiel, war kein Zufall. Denn Donnerstag ist Kinotag!
Daß ich ausgerechnet jetzt noch einmal im Blog über den Blog laut nachdenke, liegt an Anna Koschinskis schönen Idee einer Blogparade zu dem Thema „Warum ich mit dem Bloggen angefangen habe“.
Und weil es längst nicht mehr beim Füttern der Blindgängerin mit Artikeln geblieben ist, hab ich’s gerade noch so geschafft, mich wahrscheinlich als Schlußlicht in die Blogparade einzureihen!
Das Schlüsselerlebnis: „Das Blindsein, spielen Sie das eigentlich nur?“
Als mich vor Jahren ein Berliner Taxifahrer (nicht der freundliche Herr auf dem Foto!) mit dieser Frage irritierte, dachte ich, ich sei im falschen Film. Dabei war ich doch gerade erst auf dem Weg ins Kino, bewaffnet mit meinem weißen Langstock. Trotz beharrlichen Nachfragens, wie er auf diese absurde Idee komme, meinte er nur, „manche Leute haben halt so einen Tick“.
Was gelegentlich vorkommen kann: Der Groschen fiel bei mir erst etwas später.
Und was für mich das Normalste der Welt ist, schien für den Taxifahrer außerhalb jeglicher Vorstellungskraft, nämlich daß ein blinder Mensch ins Kino geht und dabei auch noch Spaß haben kann. Darüber besteht in der sehenden Welt wohl noch großer Aufklärungsbedarf, dachte ich schon damals bei mir!
Mein erster Artikel: „Hast du Lust, über den Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ für ein Magazin zu schreiben?“
Ja, die hatte ich und ohne weiter nachzudenken, begeistert zugesagt!
Aber ein bißchen mulmig war mir dann schon.
Gestellt hatte mir diese Frage jemand vom Team der Greta und Starks App im Sommer 2014. Damals gab es die App, mit der sehbeeinträchtigte Kinobegeisterte im Kinosaal voll auf ihre Kosten kommen, gerade ein halbes Jahr.
Der Artikel über meine Erlebnisse mit der App bei „Monsieur Claude und seine Töchter“ war schneller fertig als gedacht. Und Spaß hat’s auch gemacht.
Der Anstupser: „Dann fang doch an zu bloggen!“
Dein Artikel liest sich locker weg und ich hatte beim Lesen immer deine Stimme im meinem geistigen Ohr. Überleg dir ein Thema und schreib, aber regelmäßig, sonst stirbt dein Blog, bevor er richtig angefangen hat.
So in der Art waren die Worte einer sehr guten Freundin bei Tapas und Wein, die immer gerade heraus sagt, was sie denkt.
Und ein paar Minuten später lag mir zwischen zwei Bissen schon ein Name für den Blog auf der Zunge. Der kam – kaum ausgesprochen – gut an!
Und als von jeher leidenschaftliche Kino-Blindgängerin lag der thematische Schwerpunkt sowieso auf der Hand.
Und nu, wie wird aus der Idee ein Blog?
Ich hatte keine Ahnung vom organisatorischen und technischen Ablauf. Ehrlich gesagt, war mir auch nicht klar, wieviel Schreibarbeit auf mich zukommt, bevor der erste Artikel veröffentlicht sein würde. Und ohne die geduldigen, lieben und auch professionellen Helfer wäre die Blindgängerin immer noch nichts als eine Idee!
Das Auge liest mit!
In jedem meiner Texte steckt sehr viel Herzblut, und zwar das von mir!
Mein Anspruch ist, bloß nicht zu langweilen und den roten Faden, den ich mir überlegt habe, immer im Blick zu behalten. Ich sitze also an meinem Rechner und schreibe solange an einem Text, bis mir gefällt, was mir der Screenreader vorliest.
Aber der Inhalt ist nicht alles. Wenn im wahrsten Sinne das Auge mitliest, ist ein ansprechendes Layout unverzichtbar. Bei der optischen Gestaltung des Blogs mußte ich mich blind auf meine Helfer verlassen und das Ergebnis kann sich, wie ich sehr oft zu hören bekomme, sehen lassen! Leider nicht von mir, was mich doch ein bißchen traurig stimmt!
Auf wen soll der Funke überspringen?
Grundsätzlich auf alle, ob sehend oder nicht, ob kinobegeistert oder Kinomuffel!
Der sehenden Welt möchte ich Einblicke in die Kinowelt der Nichtsehenden gewähren und den Kinoblindgängern -so nenne ich diesen Teil der Zielgruppe- Lust aufs Kino machen. Denn das barrierefreie Kino hat im Jahr 2014 mit der Greta und Starks App und dank gesetzlicher Neuregelungen einen großen Schritt nach vorne getan.
Und man stelle sich vor, es gibt barrierefreies Kino und kein Kinoblindgänger geht hin!
Über die Jahre ist in der Kategorie „Gesehen Gehört“ eine beachtliche Filmliste zusammengekommen, die immer noch besagter Artikel eröffnet: „Ich gehe jetzt wieder öfter ins Kino und nehme Greta mit“
Was genau ist eigentlich die Greta und Starks App? Nicht nur darüber gibt’s Informationen in der Kategorie „Kino für die Ohren: Wie funktioniert’s?“
Was mich von meinen männlichen Namensvettern unterscheidet
Blindgänger schlummern Jahrzehnte verborgen und zum Glück ruhig unter der Erde. Ich dagegen stehe mit beiden Beinen mitten im Leben, gehe offen und unbefangen auf andere Menschen zu und bin viel „Hier und da unterwegs“.
Werden Blindgänger zufällig entdeckt und man geht ihnen auf den Zünder, besteht höchste Explosionsgefahr. Wenn man mir auf den Zünder geht, explodiere ich zwar nicht, das wäre auch blöd, weil so final, werde mich aber dann in meinem Blog darüber auslassen! Siehe „Eingemischt in die Film- und Förderpolitik“ und „Verflixt noch mal“. So kam eine Kategorie zur anderen.
Jetzt muß ich den gewissen roten Faden leider kappen und zum Schluß kommen. Denn die Zeit drängt! Der Text muß noch strukturiert und Korrektur gelesen werden, bevor er in den Blog eingestellt wird. Dann muß noch eine zündende Idee für ein passendes Foto her und auf den Auslöser gedrückt werden. Damit gehe ich wie immer meinem geliebten Adlerauge auf den Zünder!
Aber soviel Zeit muß sein, allen einen wunderschönen vierten Advent und eine ruhige Weihnachtszeit zu wünschen. Aber noch keinen guten Rutsch ins neue Jahr, ich werde nämlich noch einmal in 2018 aktiv!
Liebe Barbara,
schon als wir telefoniert haben, dachte ich mir „Wahnsinn! Was für ein wichtiges Thema!“
Als Sehende komme ich tatsächlich kaum mit deinem Thema in Berührung und ich glaube, dass es wirklich extrem viel Unsicherheit und auch Vorurteile gibt. Sicher wissen viele Menschen gar nicht, wie sie in bestimmten Situationen reagieren sollen oder können. Und dann kommt es zu solchen ätzenden Erlebnissen – einfach weil wir gedankenlos sind und vorschnell in Schubladen einsortieren.
Ich finde es großartig, dass du solche Irritationen aufgreifst und darüber schreibst. Denn nur so kann ein Austausch geschehen. Ohne gegenseitige Verurteilungen – durch Geschichten.
Danke dass du an meiner Blogparade teilgenommen hast – ich freue mich sehr, denn du hast meinen Horizont schon jetzt erweitert.
Liebe Grüße
Anna
Mein erstes Erlebnis mit Greta war die Einladung einer befreundeten Journalistin, die einen Beitrag plante. Also nahm ich meinen inneren Schweinehund mit, und mache das seitdem immer wiedr, wenn mich ein Film interessiert.
Pingback: 28 Gründe, einen Blog zu starten
Danke für die unermüdliche Arbeit, die in diesem Blog steckt.
Lg Emma