Blog Blindgaengerin

Autorenname: Barbara

Vor einer braunen Holzhütte steht die Blindgängerin im Schnee. In ihrer ausgestreckten rechten Hand hält sie eine Hand aus Eis. Die Hände liegen wie bei einer Begrüßung ineinander.

Ein eiskaltes Händchen

Es ist ein ziemlich kräftiges und in Begrüßungspose erstarrtes Händchen geworden! Wie dafür gemacht, um das meinige ganz vorsichtig hineinzulegen. Fühlt sich ganz schön eisig an. Eine wohlig warme weiche Hand mit einem Menschen daran wäre mir zwar lieber, aber daraus wird wohl so schnell nichts. Stattdessen wäscht eine Hand die andere mit viel Seife, Warmwasser und so oft wie möglich! Schnellstmöglich nach dem unvermeidbaren Anfassen von Handläufen, Haltestangen in Bussen oder Griffen von Einkaufswagen die Hände zu waschen, war mir schon immer ein dringendes Bedürfnis. Nach dem Händeschütteln hatte ich das so nicht! Wie geht eigentlich eine Begrüßung per Handschlag ohne Blickkontakt? Ganz einfach, beherzt die Hand ausstrecken und darauf warten, bis das Gegenüber sie ergreift! Das hat eigentlich immer sehr gut funktioniert. Zusammen mit dem Händedruck und der Stimme konnte ich mir schon einmal ein erstes Bild von meinem Gegenüber machen. Und diese Möglichkeit der Berührung und Nähe fehlt mir zur Zeit sehr! Jetzt steht man sich im gebührenden Abstand gegenüber und raunt sich durch die Maske ein „Guten Tag“ oder „Hallo“ zu, vielleicht verbunden mit einem freundlichen Kopfnicken, das mir natürlich entgeht. Ich fühle mich dann meistens ein bißchen verloren. Aber da muß ich durch, an der strikten Einhaltung der AHA-Regeln führt kein Weg vorbei. Wehmütig denke ich an die Begegnung mit der Filmemacherin Waad al-Kateab Anfang März 2020 zurück. Ich durfte die beeindruckende junge Frau aus Aleppo vor der Premierenvorstellung ihres Dokumentarfilms „For Sama“ kurz treffen. An den herzlichen, energischen Händedruck mit ihrer für mich überraschend kleinen Hand und ihre sanfte Stimme werde ich mich immer erinnern! Und wie geht es jetzt mit meinem eiskalten Händchen weiter? Jedenfalls nicht zurück in den Gefrierschrank, wo es hergekommen ist. Es hat ein schönes Plätzchen vor einem Baumstumpf bekommen und wird sich witterungsbedingt allmählich einfach auflösen. Schade eigentlich, ein drittes Händchen könnte ich des öfteren ganz gut gebrauchen! Eines, das mobil ist, hören und auf Zuruf Gefälligkeiten erledigen könnte. Gibt’s nicht? Gibt’s doch, aber leider nur im Film bei der Addams Family! Dieser schräge durchgeknallte Clan hat einen Mitbewohner, eine abgetrennte Hand namens „eiskaltes Händchen“. Es jagt auf den Fingerspitzen tippelnd durchs Haus und macht sich auch andernorts nützlich. Zum Beispiel holt es die Zeitung oder kommt mit einem Brief über den Frühstückstisch gelaufen. Es kann aber auch ein Auto steuern und dabei das Autoradio einstellen. Die Geschichte dieser schrecklich schrecklichen Familie, mit der ich bei der Arbeit an der Audiodeskription für den Kinofilm „Die Addams Family“ aus dem Jahr 2019 erstmals in Kontakt kam, reicht weit ins letzte Jahrhundert zurück. Das eiskalte Händchen hat es mir besonders angetan und ich freue mich auf ein Wiedersehen bei der Fortsetzung, so der Plan, im Oktober 2021 im Kino mit „Die Addams Family 2“! Und jetzt hätte ich gerne ein Händchen, das mir ein Getränk bringt und das Abendessen serviert. Das Getränk darf eiskalt sein, Händchen und Abendessen müssen das nicht.

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Vor dem Delphi-Filmpalast in Berlin steht die Blindgängerin in einer hellen dicken Winterjacke. Auf einer steinernen Balustrade vor ihr steht eine geöffnete Piccolo-Flasche. Die Blindgängerin hebt ein Glas Sekt hoch und prostet fröhlich der Kamera zu.

In der Abendschau und im Freundeskreis der Filmakademie

Ein toller Start ins neue Jahr und gleich zwei schöne Gründe, mit einem Glas Sekt anzustoßen! Eine eher nicht geheime Mission führte mich zum geschlossenen Delphi Filmpalast. Statt mit einer Walther PPK war ich mit Langstock, Handy und einem Piccolo bewaffnet. Susanne Bruha, die Reporterin vom RBB, war mir immer dicht auf den Fersen und nahm mich dabei mit ihrer Kamera ins Visier. Noch bis zum 21.01.2021 in der RBB-Mediathek:https://www.ardmediathek.de/rbb/video/abendschau/sehnsucht-2021-kino/rbb-fernsehen/Y3JpZDovL3JiYi1vbmxpbmUuZGUvYWJlbmRzY2hhdS8yMDIxLTAxLTE0VDE5OjMwOjAw X2E2YTE1MzY0LTA1MTctNDYwZC04YTdlLWFjZTRkZWQwNmYzMC90cmFldW1l/ „Was machst du, wenn Corona vorbei ist?“ fragt die Abendschau Berlinerinnen und Berliner. Ich durfte antworten und meine Antwort gibt’s in diesem ganz liebevoll gemachten Filmbeitrag „Sehnsucht 2021 – Kino“, untermalt mit der wohl weltweit bekanntesten Filmmusik. Statt mit einem Martini, geschüttelt und nicht gerührt, oder war es umgekehrt, habe ich mit einem Glas Sekt auf das Kino angestoßen! „Herzlich willkommen im Freundeskreis der Deutschen Filmakademie!“ Diese Nachricht gleich zu Jahresbeginn ließ mein Herz sofort höher schlagen! Der Freundeskreis der Deutschen Filmakademie steht branchennahen Personen offen, unter anderem aus den Bereichen Dramaturgie, Festivalleitung und Schauspielagenturen. Er unterstützt die Arbeit und Ziele der Filmakademie. Ich freue mich sehr, in diesem ausgewählten Kreis dabei sein zu dürfen, und bedanke mich herzlich für die Aufnahme! Als Freundin werde ich zu den Veranstaltungen eingeladen und konnte an dem ersten Web-Seminar der Deutschen Filmakademie schon teilnehmen. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht, und werde versuchen, das Thema „barrierefreier Film“ so oft wie möglich ins Gespräch zu bringen. Dabei werden natürlich auch die „Barrierefreiheits-Lolas“ nicht vergessen. Aber das Jahr fängt ja gerade erst an!

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Die Blindgängerin steht vor einem Fenster, im Hintergrund ein Garten. Sie trägt einen lachsrosa Pulli und strahlt fröhlich in die Kamera. Die rechte Hand hat sie zum High Five erhoben, bereit zum Abklatschen.

Miss Sophie und die Kontaktbeschränkungen

Gib mir eins, zwei, drei, vier, fünf! Mehr ist zur Zeit leider nicht drin. Aber an dieser Beschränkung wird Miss Sophies Feier anläßlich ihres 90. Geburtstags nicht scheitern. Die Festtafel ist genau für fünf Personen eingedeckt. Gib mir eins, zwei! O je! Das war’s schon mit den verschiedenen Haushalten, aus denen die fünf Personen kommen dürfen. Wegen dieser Regelung müßte es jetzt zum ersten Mal heißen: „Keine Prozedur wie letztes, nein, wie dieses Jahr!“ Aber Miss Sophie hat wie immer bereits am Kopfende der Tafel Platz genommen. Die für ihre engsten Freunde Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und Mr. Winterbottom vorgesehenen Plätze werden allerdings wie immer unbesetzt bleiben. Die vier engsten Freunde sind längst verstorben. Das „Dinner for One“ kann also beginnen und findet natürlich auch in 2020 wie letztes, nein, wie jedes Jahr statt! Gleich wird Butler James in gewohnt gediegener Manier sein „very best“ geben und das Vier-Gänge-Menü genau nach Miss Sophies Vorstellungen servieren. Gib mir eins, zwei, drei, . . . neun, zehn, elf! Genauso oft gerät Butler James beim Servieren ins Straucheln. Hoppla, immer ist der Kopf des Tigerfells im Weg. Aber halt, seit fünf Jahren bekommt die treue Seele Unterstützung beim Stolpern und Leeren der vielen Gläser! Beim dritten Gang des Geburtstagsmenüs – Hühnchen mit Champagner – wird James von gleich sechs Kolleginnen und Kollegen abgelöst. Kübra Sekin serviert das Huhn mit waghalsigen Manövern rollstuhlfahrenderweise. Carina Kühne mit dem Downsyndrom kümmert sich ganz reizend um das Wohl der alten Dame und die Blindgängerin torkelt und kleckert nicht nur einmal mit Champagner. Der kleinwüchsige Mathias Mester, der gehörlose Eyk Kauly und der kurzarmige Rainer Schmidt bemühen sich ebenfalls auf ihre ganz spezielle Weise um die Gastgeberin und ihre virtuellen Gäste. Die Idee für dieses wunderbare „Ablösungsmanöver“ hatte die Aktion Mensch! Ich empfehle unbedingt, beide Varianten des Dinner for One anzuschauen. Die eine wie immer im TV, die andere im neuen YouTube-Kanal der Blindgängerin. https://www.youtube.com/channel/UChA6kDS5vzQX5r9EKuoDKFA Jetzt wünsche ich allerseits einen guten Rutsch in ein unkomplizierteres Jahr 2021 und gebe fünf!

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Die Blindgängerin steht am Ufer eines schmalen Kanals, auf dem Enten schwimmen. Sie trägt eine helle dicke Winterjacke. In der linken Hand hält sie einen Stein. Sie hebt den Arm, bereit zum Wurf.

Jetzt mit eigenem Kanal

Die Meerenge zwischen Frankreich und Großbritannien, der sogenannte Ärmelkanal, ist eine von der Natur gemachte Verbindung zwischen dem Atlantik und der Nordsee. Aber bei den meisten Kanälen hat der Mensch Hand angelegt! So zum Beispiel bei dem nur einen Steinwurf von meiner Haustür entfernten Kanälchen, das von der Havel zu einem kleinen See führt. Elektrische Leitungen werden in Kabelkanälen versteckt. Der „Schwarze Kanal“ war ein von Karl-Eduard von Schnitzler moderiertes Politmagazin oder eine Propagandasendung des DDR-Fernsehens, die einen sagen so, die anderen so. Aber jetzt zum Kanal in eigener Sache, ohne Wasser, kabellos und sehr bunt! Die Blindgängerin ist auch in der weltweit größten Röhre, YouTube heißt übersetzt „Du Röhre“, inzwischen an verschiedenen Orten aufgetaucht. Damit sie sich nicht verirrt, hat sie einen eigenen YouTube-Kanal bekommen. Dort sind nun alle Videoclips gelandet! Hier geht es zum Kanal: https://www.youtube.com/channel/UChA6kDS5vzQX5r9EKuoDKFA/featured Und weil die Blindgängerin sehr gerne teilt, sind auf dem Kanal auch die Videos der von ihr ins Leben gerufenen Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH zu sehen. Ich danke allen, die Hand angelegt haben, und wünsche viel Spaß mit dem Kanal!

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Die Blindgängerin vor einer weißen Fassade, an der der Putz bröckelt. Sie trägt einen bunten Hidschab, einen langen schwarzen Mantel, und hält ihren weißen Langstock. Neben ihr sitzt ein Hund, dem sie den Kopf tätschelt. Auf der anderen Seite steht eine große Plastiktasche am Boden, gefüllt mit in Alufolie gewickelten Päckchen. Geldscheine quillen aus der Tasche.

Eine Frau mit berauschenden Talenten

„Zehner, Zwanziger, Fünfziger: So zahlen Hosenscheißer, sind Sie Hosenscheißer? Zeit ist Geld!“ herrscht Madame Hasch ungeduldig ihre neuen „Geschäftspartner“ an, während bündelweise Geldscheine durch eine Zählmaschine rattern. „Sind wir nicht…“ …entgegnen bedröppelt die etwas unterbelichteten Dealer Scotch (Rachid Guellaz) und Chocapic (Mourad Boudaoud). Die beiden sind schon wegen des Ortes, an dem sie die heiße Ware in Empfang nehmen, ziemlich nervös. Madame Hasch, berauschend gespielt von Isabelle Huppert, wählt für den ersten Deal in ihrem neuen Betätigungsfeld ausgerechnet den Parkplatz vor einem Männergefängnis. Sie ist eben „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ von Jean-Paul Salomé nach dem Roman „La Daronne“ von Hannelore Cayre, jetzt im Kino! Diese witzige und spannende Komödie aus Frankreich kann unmöglich an den Kinofans mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung einfach so vorbeirauschen, dachte sich das Team von Kinoblindgänger. Gedacht, getan! Die Marie, so nennt Kinoblindgänger seine mit Spenden- und Sponsorengeldern produzierten barrierefreien Fassungen, ist auch schon ganz berauscht. Sie freut sich, daß die Audiodeskription und erweiterten Untertitel zum Kinostart bei der Greta App bereitstehen! Aber wer ist eigentlich diese Madame Hasch, die kofferähnliche karierte Plastiktaschen, die sie als „marokkanische Koffer“ anpreist, durch Paris schleppt und die Drogenszene aufmischt? Das interessiert die Ermittler des Drogendezernats und allen voran Hauptkommissar Philippe (Hippolyte Girardot) auch brennend. Und wenn sie wüßten, daß hinter der eleganten Erscheinung mit Hidschab, großer Sonnenbrille und Goldschmuck ihre Kollegin steckt! Patience arbeitet als Dolmetscherin und übersetzt genau in diesem Dezernat abgehörte arabische Telefonate aus der Drogenszene. Über dieses Dezernat kommt sie auch an DNA, einen in Rente geschickten Polizeihund, speziell auf Drogen abgerichtet. Beste Voraussetzungen also, die Polizei und die gefährliche „Konkurrenz“ an der Nase herumzuführen. Mehr wird an dieser Stelle nicht verraten! Nur soviel sei gesagt, Patience wird natürlich nicht von Knall auf Fall zu Madame Hasch. Dieser Schritt ist ein längerer Prozeß und Patience hat ihre Gründe. Neben turbulenten Actionszenen gewährt der Film Einblicke in ihr Leben. Sie ist seit vielen Jahren verwitwet, hat zwei erwachsene Töchter und kümmert sich liebevoll um ihre in einem Pflegeheim untergebrachte Mutter. Und dann ist da noch der Hauptkommissar Philippe. Im Trailer bekommt man schon so eine Ahnung, und den gibt’s mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln! Zu finden ist dieser Trailer im brandneuen Youtube-Kanal der Blindgängerin, den sie mit der Kinoblindgänger gGmbH teilt! Wer hinter der barrierefreien Fassung steckt, ist natürlich kein Geheimnis. Die Arbeit an der Audiodeskription trieb uns allen wegen der Dialogdichte, der vielen Personen und schnellen Szenenwechsel die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn. Text Angela Bernhardt und Barbara Fickert, Redaktion Ralf Krämer und Jürgen Schulz, Sprecher der AD Felix Würgler, Sprecher und Sprecherinnen der Untertitel/ Voice Over: Pascal Cürsgen, Marco Wittorf, Susanne Hauf, Ilka Teichmüller. Produziert bei 48hearts productions/ speaker-search, Tonaufnahme Gislinde Böhringer. Die SDH/ erweiterten Untertitel erstellte Anna Pristouschek für subs, Hamburg. Die wunderbare Filmmusik von Bruno Coulais ist in den Untertiteln so treffend beschrieben, daß ich beim Lesen die entsprechenden Melodien im Ohr und die jeweilige Szene vor Augen hatte! Los geht es mit feierlicher Geigenmusik. Dann gibt es orientalischen Hip-Hop, auch mal cool. Majestätische Orchestermusik erklingt, dann dynamische arabische Musik, auch mal fetzig oder beschwingt, die sich steigert und dann abebbt. Französischer Rap kommt aus dem Radio und heitere chinesische Musik aus einem Park. Der Film klingt aus mit stimmungsvoller House Music. Und hier eine Aufzählung verwendeter Adjektive: Spannungsvoll, bedächtig, geheimnisvoll, dynamisch, sentimental, pulsierend, verspielt, rhythmisch, traurig, emotional, sanft! Alle Beteiligten hoffen, mit ihrer Arbeit möglichst vielen Kinofans die Freude an der „Frau mit berauschenden Talenten“ zu ermöglichen, denen dieses Filmerlebnis sonst verwehrt geblieben wäre. Und um noch einmal auf die eingangs erwähnten Geldscheinbündel zurückzukommen: Egal, ob Zehner, Zwanziger oder Fünfziger: Die Kinoblindgänger gGmbH freut sich, anders als Madame Hasch, über jeden Geldschein, denn das nächste Projekt kommt bestimmt! Die Zählmaschine wäre nicht das Problem, da helfen gerne alle mit…

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Die Blindgängerin und ihr Begleiter Nino. Sie halten Popcorntüten in den Händen. Beide tragen Masken.

Auf der Filmkunstmesse 2020

Hundertprozentige Planungssicherheit gab es noch nie, aber zur Zeit gibt es so gut wie gar keine. Viele Veranstaltungen werden deshalb gleich verschoben oder komplett ins Netz verlegt. Aber nicht die 20. Filmkunstmesse in Leipzig Die „AG Kino – Gilde deutscher Filmkunsttheater“ entschied, das Festival zwar auch digital, aber hauptsächlich analog stattfinden zu lassen, und setzte damit ein so wichtiges Signal an die Kino- und Filmbranche! Kinoblindgänger durfte zum fünften Mal bei dem jährlichen Branchentreffen dabei sein und ich habe mich während der zwei Tage immer sicher gefühlt! Das lag vor allem an der hervorragenden Organisation und dem ausgeklügelten Hygiene- und Sicherheitskonzept. Aber auch ich hatte mich dieses Mal anders organisiert. Mein Sicherheitskonzept hieß Nino! Wir sind inzwischen nach einigen gemeinsam erlebten Filmfestivals ein eingespieltes Team. Nino, der junge Mann auf dem Foto neben mir, war immer an meiner Seite. Ich mußte also niemanden ansprechen, um mir zu helfen, von A nach B zu kommen. Er hatte sich im Vorfeld um die Akkreditierungsunterlagen und die online-Buchungen der Tickets gekümmert. Wie sonst spontan irgendwo hinzugehen, ging dieses Jahr nämlich gar nicht. Das war ein ganz wichtiger Punkt des Sicherheitskonzepts. Im Kinosaal saßen wir nicht direkt nebeneinander. Die Plätze vor, hinter und neben mir waren immer frei, also eine 50-prozentige Auslastung der Säle bei größtmöglichem Abstand. Der Mittwoch stand zunächst im Fokus Diversität! Bei dem Panel „Female Spirits – weibliche Filme sichtbar machen“ stellten fünf Regisseurinnen ihre Filmprojekte vor. Von Katrin Schlössers Film „Szenen meiner Ehe“ hatte ich schon gehört, weil ich seitens der Produktion um Rat wegen der zu erstellenden Audiodeskription gefragt wurde. Auch bei der anschließenden öffentlichen Podiumsdiskussion ging es um das Thema Vielfalt: „Das Gesellschaftsbild im Film – Deutschland hat viele Gesichter“. Aber sind die auch im Kino zu sehen? Nein, und darüber herrschte auch Einigkeit auf dem Podium! Bei der Gelegenheit wies die Medienwissenschaftlerin Prof. Elizabeth Prommer auf die von einem breiten Bündnis inklusive Kinoblindgänger getragene Initiative „Vielfalt im Film“ (VIF) hin. Am Donnerstag war dann Kino mit Popcorn angesagt und ich war auf Ninos Filmauswahl gespannt. Unter den drei Filmen „Falling“, der deutschen Produktion „Räuberhände“ und „Coup“ von Sven O. Hill, war “Coup”, der Gewinner des Förderpreises Neues Deutsches Kino, unser absoluter Favorit! Diese witzige Mischung von dokumentarischem Material, nachgespielten Szenen und Animationen kommt im nächsten Frühjahr ins Kino, unbedingt vormerken! Nur soviel sei verraten: Es geht um einen Bankräuber, dem man jeden Pfennig gönnt. Der krönende Abschluß der Filmkunstmesse ist jedes Jahr die Preisverleihung der Gildepreise am Donnerstagabend. In der Location „Täubchenthal“ ließen Nino und ich bei etwas kühleren Temperaturen und ein, zwei Gläsern Wein die sehr schönen Tage ausklingen. Die AG Kino hat jedenfalls bewiesen, daß und wie auch ohne Planungssicherheit eine Veranstaltung mit rund 800 Besucherinnen und Besuchern über fünf Tage erfolgreich und sicher über die Bühne gehen kann! Und Nino, hat wie immer viel Spaß gemacht mit dir!

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Die Blindgängerin in Jeans und geringeltem Shirt in der Hocke vor einer Wand mit Filmplakaten. In den Händen hält sie den weißen Stock und eine Atemschutzmaske. Rechts neben ihr das Plakat zum Film "Die perfekte Kandidatin".

Die perfekte Kandidatin

Meine Stimme wollte ich ihr schon gleich nach dem Kinostart am 12. März geben. Maryam, ganz zauberhaft gespielt von Mila Al Zahrani, ist „Die perfekte Kandidatin“! Aber dann mußten die „Wahllokale“ leider bis Anfang Juni schließen. Jetzt hat es endlich geklappt. Mit einem Online-Ticket feierte ich im Berliner Delphi Lux mit diesem feinfühligen Film der Regisseurin Haifaa Al Mansour meinen lang ersehnten ersten Kinobesuch in diesem Sommer. Und es ging gleich ziemlich weit weg! In einer nicht benannten Kleinstadt in Saudi-Arabien kandidiert Maryam bei den anstehenden Wahlen zum Gemeinderat. Das geht aber nicht nur im Film! Seit 2015 ist es auch den Frauen in dem islamisch-konservativen Königreich gestattet zu wählen und jedenfalls bei lokalen Wahlen auch selbst anzutreten. Schon die Umstände, unter denen sie auf die Wahlliste kommt, zeigen, wie blitzschnell Maryam auf unvorhergesehene Schwierigkeiten pragmatisch reagieren kann. Ihr anfangs etwas störrisches Wahlkampfteam rauft sich zusammen und stellt schließlich eine erfolgversprechende Kampagne auf die Beine. Die Skepsis von Maryams etwa gleichaltriger Schwester Selma (Dae Al Hilali) verfliegt recht schnell. Sie ist Fotografin, wird regelmäßig für große Familienfeiern gebucht und weiß, wie Events zu organisieren sind. Bei der jüngeren Schwester Sara (Nourah Al Awad) dauert es ein bißchen länger, bis der Funke überspringt. Sie ist gerade im Teenageralter und ihre Antworten kommen meistens etwas mürrisch daher. Aber dann ist sie mit Begeisterung dabei und kümmert sich um die sozialen Medien. Ein zentrales Wahlversprechen von Maryam ist, dafür zu sorgen, daß die Zufahrtsstraße zum Krankenhaus endlich asphaltiert wird. Sie ist Ärztin in der Klinik und ärgert sich jeden Tag aufs Neue über die holprige Piste, über die sie ihr Auto auf dem Weg zur Arbeit steuert und auf der Hilfe suchende Patienten regelmäßig im Schlamm steckenbleiben. Die perfekte Kandidatin entwickelt schnell ein Gespür, wie sie die Menschen für sich und ihre Sache gewinnen kann. Und das entgeht auch nicht der männlichen Konkurrenz! Mir wäre ohne die Hörfilmbeschreibung über die Greta App allerdings eine Menge entgangen. Und zwar so viel, daß ich mich auf einige Details beschränken muß! Erst viel später hätte sich mir erschlossen, daß Maryam selbst zur Arbeit in die Klinik fährt und dort ihren Schleier gegen den Arztkittel tauscht. Das Haus, in dem sie mit ihren Schwestern und dem Vater lebt, liegt hinter einem großen Tor. Das schützt den Hof und den Hauseingang vor neugierigen und verbotenen Blicken. Zu Hause schlüpft sie in hautenge Jeans und knappe Tops und bereitet mit ihren Schwestern das Abendessen vor. Beim Essen mit dem Vater sitzen sie auf dem Boden und die Speisen sind auf einer Decke ebenfalls auf dem Boden drapiert. Immer wieder bekomme ich zu hören, daß Maryam den Schleier lässig über den Schultern trägt, aber jederzeit bereit, sich diesen schnell wieder korrekt über den Kopf zu ziehen. Maryams Vater ist Musiker und unterrichtet auf einem lautenähnlichen Instrument, der Oud. Er ist viel mit seiner Band auf Reisen. Von den Fahrten und vor allem den Auftritten konnte ich mir immer sehr genau ein Bild machen. Und die deutsche Übersetzung der arabischen Liedertexte wurde vorgelesen. Zusammengefaßt konnte ich dank der schön formulierten Audiodeskription mit Haut und Haar in die mir doch sehr fremde Welt eintauchen! Und hier das Hörfilmbeschreiber-Team: Text Matthias Huber und Renate Lehmann, Redaktion Beatrix Hermens. Sie ist auch die perfekte Sprecherin! Meine Stimme für Maryam, die perfekte Kandidatin, hat natürlich rein symbolischen Charakter. Ob sie sich gegen den langjährigen Amtsinhaber, ihren scheinbar übermächtigen männlichen Konkurrenten, durchsetzen kann, erfahrt ihr im Kinosaal!

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Die Blindgängerin steht in einem leuchtend blauen ärmellosen Kleid vor einem Bügelbrett. Eine Frau, Anna Flemmer, korrigiert den Sitz des Kleides.

Bei der Anprobe mit Wechselwirkung

„Ich bin nicht ganz fertig geworden“, meint Anna, als wir uns an der Hofeinfahrt der Crellestraße 19 in Schöneberg begrüßen. „Macht nix“, sag ich, hake mich bei ihr unter und wir gehen zum Aufzug im zweiten Hinterhof. Im vierten Stock angekommen, setzt sich Anna in ihrem kleinen Reich gleich an die Nähmaschine. Ich sitze zwischen einer vollgehängten Kleiderstange, dem Bügelbrett und zwei Kleiderpuppen und lausche dem gleichmäßigen Geratter, als die Nähmaschine plötzlich piept. „Das macht sie immer bei der Rückwärtsnaht“, erklärt Anna. Dann beäugt sie kritisch die letzte Naht und kontrolliert, daß sich auch ja keine Nadel mehr im Stoff versteckt hat. Jetzt kann ich mir das leuchtend blaue Kleid beruhigt über den Kopf streifen und fühle mich gleich pudelwohl darin. Das liegt an dem lockeren, aber trotzdem figurbetonten Schnitt und an dem Stoff. Die Waschseide fühlt sich einfach herrlich an! Und der Clou ist, ich kann das Kleid drehen und wenden, wie ich möchte. Falsch herum reinschlüpfen ist unmöglich, weil das Kleid einfach keine falsche Seite hat! Dem jetzt vielleicht entstandenen Eindruck, Blinde wären nicht in der Lage, sich richtig anzuziehen, erteile ich hier sicherheitshalber aber gleich einmal eine Absage! „Das behalt ich gleich an!“ Würde ich gerne, ich weiß aber, daß das nicht geht. Das Kleid ist ein Prototyp, wie bis jetzt alle Teile der Kollektion des Modeprojekts „Wechselwirkung“! Die Initiatorin ist die Modedesignerin Anna Flemmer. Sie hat die kreative Leitung inne und bringt seit dem Frühjahr 2019 das Projekt mit viel Engagement voran! Ich bin zwar von Anfang an dabei, jetzt aber, Anna, stelle ich mich einmal ganz dumm und frage einfach drauflos, bevor ich mich auf den Heimweg mache. Auf den Punkt gebracht, welcher Gedanke steckt hinter dem Projekt Wechselwirkung? Eine Kollektion zu schaffen, die Blinden und Sehbehinderten den Umgang mit Mode und Bekleidung vereinfacht und interessant ist für Sehende! Wann kam dir dieser Gedanke und was war der Auslöser? Während meines Studiums in Modedesign an der Hochschule Hannover betreute ich zeitweise ein blindes Mädchen mit einer geistigen Behinderung. Mir fiel auf, daß sie beim Umziehen oft rechts und links verwechselte und der Reißverschluß der Hose oft offen blieb. Das war ein Denkanstoß, wie kleiden sich Blinde und welche Designlösungen könnte ich finden? Das Mädchen inspirierte mich zu meiner Bachelor-Kollektion mit dem Namen SAME:SAME. Das Besondere ist, daß die Kleidungsstücke vorne und hinten, innen und außen gleichermaßen getragen werden können. Aber Anna, du hast unterschlagen, daß deine Kollektion eine preisgekrönte ist! Und jetzt wieder zurück zur Wechselwirkung, bei der du den kreativen Part hast. Aber wer steht eigentlich noch hinter dem Projekt? Die Werkstatt für interkulturelle Medienarbeit e.V., kurz die WIM! Ich konnte zum Beispiel mit Hilfe der WIM mein kleines Reich, wie du es nennst, einrichten. Der Verein wurde schon im Jahr 1988 in Berlin-Schöneberg gegründet und vor drei Jahren hatte Karsten Hein die Idee, die WIM gemeinsam mit ein paar Leuten zu übernehmen. Menschen sollten sich dort künstlerisch begegnen und entfalten können! Der Schwerpunkt liegt seitdem auf der Fotografie und dem Dialog von Blinden und Sehenden über Bilder. Zu den inzwischen entstandenen Projekten zählt unter anderen das Fotostudio für blinde FotografInnen. Bei der Einweihung vor zwei Jahren hatten wir uns ja kennengelernt. Und jetzt gehört auch mein Modeprojekt dazu und Karsten ist der Schirmherr. Uns verbindet eine sehr gute und produktive Partnerschaft. Und ganz wichtig, die Aktion Mensch fördert unser Projekt! Du hast von drei Säulen des Projekts gesprochen, welche sind das? Erstens: Blinde wirken von Anfang an aktiv mit! Wie für meine Bachelor-Kollektion führte ich auch für das Projekt Interviews mit Blinden. Karstens viele Kontakte waren mir eine super Hilfe und wir konnten uns in den allen vertrauten Räumen der WIM treffen. Ich fragte: Wie wichtig ist Mode, nach welchen Kriterien kleidet ihr euch, wie kauft ihr ein, informiert euch über Trends, und was sind eure Wünsche und Ansprüche an Klamotten? Als Antworten bekam ich: Die Stoffe sollten sich angenehm auf der Haut anfühlen. Die Wendbarkeit und rechts-/ linksneutrale Kleidung ist eine Erleichterung. Bei Röcken kommt man besonders schnell ins Grübeln, sitzt der Reißverschluß nun hinten, vorne oder an der Seite? Wichtig sind Klamotten, die reflektieren. Also reflektierende Details für bessere Sichtbarkeit. Super wäre auch, über die Struktur eines Stoffs auf ein Muster oder die Farbe schließen zu können und bei Teilen von einer Modelinie farblich alles miteinander kombinieren zu können. Und von knitterfreien Klamotten träumen, glaube ich, alle, ob sehend oder nicht! Zweitens: Die Kooperation mit der Näherei der Behindertenwerkstatt „Doppelpunkt“ der Diakonie in Mühlhausen/Thüringen, weil wir das Projekt so inklusiv wie möglich gestalten wollen! In der Schneiderei arbeiten Menschen mit einer geistigen Behinderung oder einer psychischen Erkrankung. Ich fahre regelmäßig dort hin und gebe Workshops, um die Mitarbeiterinnen zu schulen. Gerade werden übrigens in der Werkstatt Korkleder-Labels mit lesbarer Brailleschrift auf die bereits fertigen Teile genäht. Drittens: Die Mode wird von Blinden fotografiert und blinden wie sehenden Models gezeigt! Bei unserer für Anfang Juni geplanten großen Modeschau kam leider Corona dazwischen. Aber wir haben schon einige Fotoshootings mit blinden FotografInnen im Fotostudio der WIM gemacht, auch mit der Light Painting Technik neuerdings mit Reflexstoffen. Infos zu dieser besonderen Technik gibt’s auf der Website www.wim-berlin.de. Was siehst du als die größte Herausforderung an? Die total andere Herangehensweise! Normalerweise würde ich nach einer Inspiration alle Entwürfe für die gesamte Kollektion zeichnen, dann die Schnitte konstruieren und Stoffe auswählen. Hier steht an erster Stelle, einen gut zu verarbeitenden Stoff zu wählen. Das ist wichtig für die Näherei in Mühlhausen. Dann zeitlose und alltagstaugliche Schnitte mit fetzigen Detaillösungen zu kreieren! Zum Beispiel mit interessanten Reißverschlüssen, reflektierenden Nähten, kontrastreichen Taschenöffnungen, bequemen Gummizügen und reflektierenden und dezenten Bändern. Und schließlich die innovative Verarbeitung durch die Wendbarkeit und Vorne-/ Hinten- Neutralität. Was begeistert dich an dem Projekt? Vor allem die Freude bei den Anproben, wie zum Beispiel bei dir gerade! Ich mache zwischendurch Termine zum Abstecken und wir freuen uns gemeinsam, wie aus einem Stück Stoff, den die Blinden vorher in den Händen hatten und ausgesucht haben, ein Shirt oder eine Hose wird. Wie sieht es mit

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Benni, die Systemsprengerin, auf einer Schaukel. Sie hält eine Stoffpuppe im Arm und lacht fröhlich. Die Schaukel ist in Bewegung, der Hintergrund verwischt.

Tolle Nachricht für „Systemsprenger“ bei der Greta App!

Auch Filme haben eine Seele, da bin ich mir ganz sicher! Und die von „Systemsprenger“ muß einen mächtigen Knacks bekommen haben, angesichts der nach allen Regeln der Kunst schlecht gemachten Audiodeskription! Die bekam ich letzten September zu hören und meine Ohren und Nerven wurden aufs Äußerste überstrapaziert! So etwas hat kein Film verdient und schon gar nicht der mehrfach beim Deutschen Filmpreis ausgezeichnete „Systemsprenger“! Aber die Greta App, die die Hörfilmfassungen in die Kinosäle bringt, kann ja nur zur Verfügung stellen, was ihr geliefert wird. Die erste gute Nachricht war, daß Netflix eine neue Audiodeskription produzieren ließ. Seit Ende März ist der Film bei dem Streamingdienst im Angebot. Diese Hörfilmfassung war Balsam für meine Ohren: Gesprochen von Sven Brieger, einem ausgebildeten Sprecher, und getextet von Tanja Eichler und Jonas Hauer, einem sehr erfahrenen und gut eingespielten Hörfilmbeschreiber-Team! Aber die aktuell tolle Nachricht für „Systemsprenger“ ist, daß genau diese Hörfilmfassung pünktlich zur bundesweiten Wiedereröffnung der Kinos jetzt auch bei der Greta App bereitgestellt ist und dafür die katastrophale Version gelöscht wurde! Mit diesem Ziel nahm ich für meinen Blogbeitrag die beiden Hörfilmfassungen detailliert und kritisch unter die Lupe: https://www.blindgaengerin.com/doppelt-gehoert/ Dieser Artikel kostete mich viel Mühe und Zeit, aber es hat sich gelohnt, das Ziel ist erreicht! Möglich war das nur dank der großartigen Unterstützung folgender Beteiligter: Der Verleih Port au Prince hatte wie der Produzent des Films, Weydemann Bros., ein sehr großes Interesse am Tausch der AD-Fassungen bei der Greta App. Beide erklärten sich damit sofort einverstanden. VSI Berlin hatte die so gelungene Audiodeskription im Auftrag von Netflix produziert und half bei der Kontaktvermittlung. Und ganz wichtig, als Netflix grünes Licht gab, ließ VSI der Greta App sofort die Audiodatei zukommen, die dort unverzüglich gegen die katastrophale ausgetauscht wurde. Alle an der Aktion Beteiligten taten dies übrigens unentgeltlich! Und bei Netflix möchte ich mich dafür noch einmal ganz besonders bedanken! Jetzt ist der Seelenfrieden von „Systemsprenger“ wiederhergestellt und ich kann nun auch allen, die Audiodeskriptionen nutzen, diesen herausragenden Film, ob im Kino oder bei Netflix, ans Herz legen! Die Systemsprengerin Benni, schon fast erschreckend authentisch gespielt von Helena Zengel, scheint sich über dieses Ergebnis auch zu freuen, so glücklich, wie sie auf dem Bild strahlt. Siehste Benni, wir werden das Kind schon schaukeln!

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Die Blindgängerin sitzt vor einem TV-Bildschirm, auf dem Bibiana Beglau zu sehen ist. Mit einem Weinglas prostet sie der Schauspielerin zu.

Noch einmal in Feierlaune

„Hallo, mein Name ist Bibiana Beglau. Ich bin Schauspielerin. Und eigentlich würden Sie jetzt im Publikum sitzen und ich würde auf der Bühne stehen, um die Laudatio zu verlesen. Nun also auf diesem Wege… Der Deutsche Hörfilmpreis 2020 in der Kategorie „Dokumentation“ geht an Kinoblindgänger und 48hearts für die herausragende Audiodeskription für „For Sama“! Und so beendete Bibiana ihre Videobotschaft: „Ich gratuliere euch von ganzem ganzem Herzen und wünsche euch, daß ihr euch wenigstens im kleinen Kreis treffen und feiern könnt. Prost, habt’s gut, tschüss!“ Da konnte ich nicht anders. Ich habe mich sofort mit meinem Glas Rosé direkt vor unseren Fernseher gesetzt und Bibiana wenigstens virtuell zugeprostet, um ihr auf diesem Weg für die Laudatio zu danken. Die kam nämlich von Herzen! Gleich danach wurde unser Videoclip eingespielt, für den fast alle an der Audiodeskription Beteiligten in den loftigen Räumen von speaker-search/48hearts zusammengekommen waren. Leider nicht dabei sein konnte Lena Hoffmann. Sie übernahm wie bei allen Produktionen von Kinoblindgänger die Redaktion des Skripts. Sie arbeitet supergründlich, gewissenhaft und schaut immer noch einmal ganz genau hin! Nur bei einigen wirklich schockierenden Bildern, die das Leid der Kinder im syrischen Bürgerkrieg zeigten, war ihr das nicht möglich, sie war zu der Zeit schwanger. Wie so oft rettete mich mein Partner Jürgen Schulz, der einsprang, denn die Zeit war verdammt knapp! Der originale Trailer, für den wir auch kurzfristig eine AD erstellten, bietet eine kurze Kostprobe von der großartigen Leistung des Teams: Jetzt zurück zum Hörfilmpreis: Zwischen den Laudationen für alle Preisträgerinnen und Preisträger, deren Clips und den Videobotschaften von Prominenz aus Film, Politik und dem DBSV meldete sich immer wieder Steven Gätjen zu Wort. Zum dritten Mal in Folge moderierte er in seiner gewohnt charmanten und lockeren Art die Preisverleihung. Dieses Jahr allerdings aus seinem Lieblings-Café in Hamburg. Als in dieser Hinsicht alter Hase weiß er genau, worauf es ankommt: So viel wie möglich zu beschreiben! Bei unserem Videoclip hörte sich das unter anderem so an: „Das Audiodeskriptions-Team ist in Feierlaune und freut sich der Reihe nach aus dem Studio auf einem grünen Samtsofa vor einer unverputzten Mauer.“ Ergänzen möchte ich, daß immer, bevor auf dem Sofa jemand spricht, ganz kurz ein Paar Hände zu sehen ist, daß sich an dem Paket mit den ADeles zu schaffen macht. Die Preise bekamen wir vorab per Post zugeschickt. Zum Schluß stehen wir zu acht um den schwarzen Flügel herum, auf dem die stattliche ADele aus Bronze ihren dauerhaften Platz gefunden hat. Einige halten eine ADele aus Keramik und alle ein Glas Champagner in der Hand, danke und Prost, ADele! Das besagte grüne Samtsofa steht übrigens eigentlich bei speaker-search im Raum neben der Sprecherkabine vor einer zwecks Schallschutz mit Stoff bezogenen Wand. Dort sitze ich hoffentlich bald wieder und spitze die Ohren, wenn ich beim Einsprechen von Audiodeskriptionen wie natürlich auch bei der von „For Sama“ die Sprachregie führe. Einen Vorteil hat die Online-Preisverleihung, man kann sie sich, natürlich mit unserem Video, jederzeit und immer wieder anschauen: Aber live bleibt doch live! Hoffentlich können wir den nächsten Deutschen Hörfilmpreis wieder in der realen Welt feiern und von Angesicht zu Angesicht anstoßen, so daß die Gläser auch klingen!

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