Blog Blindgaengerin

Autorenname: Barbara

Die Blindgängerin im roten Pulli und Jeans steht neben einem Berliner Taxi. Der Taxifahrer hinterm Steuer reicht ihr lächelnd einen großen goldenen Schlüssel durchs Seitenfenster.

Drei zündende Momente

Ein Schlüsselerlebnis, mein erster Artikel und der Anstupser einer sehr guten Freundin waren die Auslöser, meine blogfreie Zeit zu beenden. Und ich würde das immer wieder tun! Die Blindgaengerin.com ging Mitte Januar 2015 online. Daß der Starttermin auf einen Donnerstag fiel, war kein Zufall. Denn Donnerstag ist Kinotag! Daß ich ausgerechnet jetzt noch einmal im Blog über den Blog laut nachdenke, liegt an Anna Koschinskis schönen Idee einer Blogparade zu dem Thema „Warum ich mit dem Bloggen angefangen habe“. Und weil es längst nicht mehr beim Füttern der Blindgängerin mit Artikeln geblieben ist, hab ich’s gerade noch so geschafft, mich wahrscheinlich als Schlußlicht in die Blogparade einzureihen! Das Schlüsselerlebnis: „Das Blindsein, spielen Sie das eigentlich nur?“ Als mich vor Jahren ein Berliner Taxifahrer (nicht der freundliche Herr auf dem Foto!) mit dieser Frage irritierte, dachte ich, ich sei im falschen Film. Dabei war ich doch gerade erst auf dem Weg ins Kino, bewaffnet mit meinem weißen Langstock. Trotz beharrlichen Nachfragens, wie er auf diese absurde Idee komme, meinte er nur, „manche Leute haben halt so einen Tick“. Was gelegentlich vorkommen kann: Der Groschen fiel bei mir erst etwas später. Und was für mich das Normalste der Welt ist, schien für den Taxifahrer außerhalb jeglicher Vorstellungskraft, nämlich daß ein blinder Mensch ins Kino geht und dabei auch noch Spaß haben kann. Darüber besteht in der sehenden Welt wohl noch großer Aufklärungsbedarf, dachte ich schon damals bei mir! Mein erster Artikel: „Hast du Lust, über den Film „Monsieur Claude und seine Töchter“ für ein Magazin zu schreiben?“ Ja, die hatte ich und ohne weiter nachzudenken, begeistert zugesagt! Aber ein bißchen mulmig war mir dann schon. Gestellt hatte mir diese Frage jemand vom Team der Greta und Starks App im Sommer 2014. Damals gab es die App, mit der sehbeeinträchtigte Kinobegeisterte im Kinosaal voll auf ihre Kosten kommen, gerade ein halbes Jahr. Der Artikel über meine Erlebnisse mit der App bei „Monsieur Claude und seine Töchter“ war schneller fertig als gedacht. Und Spaß hat’s auch gemacht. Der Anstupser: „Dann fang doch an zu bloggen!“ Dein Artikel liest sich locker weg und ich hatte beim Lesen immer deine Stimme im meinem geistigen Ohr. Überleg dir ein Thema und schreib, aber regelmäßig, sonst stirbt dein Blog, bevor er richtig angefangen hat. So in der Art waren die Worte einer sehr guten Freundin bei Tapas und Wein, die immer gerade heraus sagt, was sie denkt. Und ein paar Minuten später lag mir zwischen zwei Bissen schon ein Name für den Blog auf der Zunge. Der kam – kaum ausgesprochen – gut an! Und als von jeher leidenschaftliche Kino-Blindgängerin lag der thematische Schwerpunkt sowieso auf der Hand. Und nu, wie wird aus der Idee ein Blog? Ich hatte keine Ahnung vom organisatorischen und technischen Ablauf. Ehrlich gesagt, war mir auch nicht klar, wieviel Schreibarbeit auf mich zukommt, bevor der erste Artikel veröffentlicht sein würde. Und ohne die geduldigen, lieben und auch professionellen Helfer wäre die Blindgängerin immer noch nichts als eine Idee! Das Auge liest mit! In jedem meiner Texte steckt sehr viel Herzblut, und zwar das von mir! Mein Anspruch ist, bloß nicht zu langweilen und den roten Faden, den ich mir überlegt habe, immer im Blick zu behalten. Ich sitze also an meinem Rechner und schreibe solange an einem Text, bis mir gefällt, was mir der Screenreader vorliest. Aber der Inhalt ist nicht alles. Wenn im wahrsten Sinne das Auge mitliest, ist ein ansprechendes Layout unverzichtbar. Bei der optischen Gestaltung des Blogs mußte ich mich blind auf meine Helfer verlassen und das Ergebnis kann sich, wie ich sehr oft zu hören bekomme, sehen lassen! Leider nicht von mir, was mich doch ein bißchen traurig stimmt! Auf wen soll der Funke überspringen? Grundsätzlich auf alle, ob sehend oder nicht, ob kinobegeistert oder Kinomuffel! Der sehenden Welt möchte ich Einblicke in die Kinowelt der Nichtsehenden gewähren und den Kinoblindgängern -so nenne ich diesen Teil der Zielgruppe- Lust aufs Kino machen. Denn das barrierefreie Kino hat im Jahr 2014 mit der Greta und Starks App und dank gesetzlicher Neuregelungen einen großen Schritt nach vorne getan. Und man stelle sich vor, es gibt barrierefreies Kino und kein Kinoblindgänger geht hin! Über die Jahre ist in der Kategorie „Gesehen Gehört“ eine beachtliche Filmliste zusammengekommen, die immer noch besagter Artikel eröffnet: „Ich gehe jetzt wieder öfter ins Kino und nehme Greta mit“ Was genau ist eigentlich die Greta und Starks App? Nicht nur darüber gibt’s Informationen in der Kategorie „Kino für die Ohren: Wie funktioniert’s?“ Was mich von meinen männlichen Namensvettern unterscheidet Blindgänger schlummern Jahrzehnte verborgen und zum Glück ruhig unter der Erde. Ich dagegen stehe mit beiden Beinen mitten im Leben, gehe offen und unbefangen auf andere Menschen zu und bin viel „Hier und da unterwegs“. Werden Blindgänger zufällig entdeckt und man geht ihnen auf den Zünder, besteht höchste Explosionsgefahr. Wenn man mir auf den Zünder geht, explodiere ich zwar nicht, das wäre auch blöd, weil so final, werde mich aber dann in meinem Blog darüber auslassen! Siehe „Eingemischt in die Film- und Förderpolitik“ und „Verflixt noch mal“. So kam eine Kategorie zur anderen. Jetzt muß ich den gewissen roten Faden leider kappen und zum Schluß kommen. Denn die Zeit drängt! Der Text muß noch strukturiert und Korrektur gelesen werden, bevor er in den Blog eingestellt wird. Dann muß noch eine zündende Idee für ein passendes Foto her und auf den Auslöser gedrückt werden. Damit gehe ich wie immer meinem geliebten Adlerauge auf den Zünder! Aber soviel Zeit muß sein, allen einen wunderschönen vierten Advent und eine ruhige Weihnachtszeit zu wünschen. Aber noch keinen guten Rutsch ins neue Jahr, ich werde nämlich noch einmal in 2018 aktiv!

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Die Blindgängerin hält eine Filmklappe in den Händen. Sie trägt ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck „And Action“. Im Hintergrund das Palais am Funkturm und der Funkturm hell erleuchtet vor dem schwarzen Nachthimmel.

Filmklappe für die Barrierefreiheits-Lolas

Die Klappe halten, geht gar nicht! Deshalb habe ich mir schon das ein oder andere Mal die Zunge verbrannt. Bei Filmklappen ist das etwas anderes. Ich konnte es kaum erwarten, selbige zu halten, um damit nach langer Vorbereitungszeit die Initiative für zwei „Barrierefreiheits-Lolas“ beim Deutschen Filmpreis zu starten. Seit dem 30. Oktober ist diese Initiative der Kinoblindgänger gGmbH online auf http://www.kinoblindgaenger.com Und ganz wichtig: Dort können alle, die möchten, diese Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützen! Das mittlerweile vierköpfige Team von Kinoblindgänger hofft auf zahlreiche Nutzung des so einfach wie möglich gehaltenen Unterschriftsformulars!!! Den Anfang machte übrigens Elisabeth Motschmann, die Sprecherin für Kultur und Medien der CDU/CSU-Bundestagsfraktion! Und worum geht es bei der Kampagne noch einmal konkret? Die Kinoblindgänger gGmbH tritt ein für zwei neue Lolas beim Deutschen Filmpreis in den Kategorien „Beste Filmfassung nur für die Augen“ (erweiterte Untertitel) und „Beste Filmfassung nur für die Ohren“ (Audiodeskription) Darüber entscheidet die Kulturstaatsministerin Monika Grütters, an die der offene Brief adressiert ist, den wir natürlich auch auf der Kinoblindgängerseite veröffentlicht haben. Neben dem Brief ist dort eine sehr beeindruckende Liste der Erstunterstützerinnen und -unterstützer zu sehen. Und jetzt seid ihr dran! Jede weitere Unterschrift hilft den „Barrierefreiheits-Lolas“ auf den Weg: Nämlich über den roten Teppich in das Palais am Funkturm in Berlin. Dort werden in jedem Frühjahr die Lolas beim Deutschen Filmpreis vergeben. Also: “Neue Lolas die Erste, Klappe, and Action!”

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Ein Sandbild, es entsteht durch Streuen von Sand und Wischen mit den Händen. Rechts der Kopf eines Mädchens mit langem Haar. Links ein Mädchen, daß im Sand sitzt. Von oben strecken sich ihr zwei schützende Hände entgegen. Die Hand der Künstlerin ist zu sehen, wie sie durch Wischen im Sand das Bild zeichnet.

Sandmädchen

Neugierig geworden, wer sich dahinter verbirgt? Jedenfalls nicht das weibliche Pendant zum Sandmännchen, der Verkleinerungsform des Sandmanns, einer in der europäischen Mythologie angesiedelten Sagengestalt. Der Sandmann besucht, so ist es überliefert, des Abends die Kinder. Er streut ihnen Sand in die Augen, der sie schlafen läßt und für gute Träume sorgt. Auch die Vergrößerungsform von Sandmädchen, die Sandfrau, zielt in eine völlig falsche Richtung. Geht ein homosexueller Mann zur Tarnung seiner sexuellen Ausrichtung eine Beziehung mit einer Frau ein, wird diese als „Sandfrau“ bezeichnet. Des Rätsels Lösung, wer „Sandmädchen“ ist, gibt’s seit dem 18. Oktober im Kino! In dem Dokumentarfilm, den ich allen wärmstens ans Herz legen möchte, spielt Sand eine ganz wichtige Rolle. Gerieben habe ich mir die Augen aber vor Erstaunen und nicht wegen lästiger Sandkörnchen. Ein bißchen dauerte es, bis ich die von einer Frauenstimme behutsam und doch selbstbewußt vorgetragenen Texte mit der Protagonistin und Autorin Veronika Raila in Verbindung brachte. Aber dann verschmolzen die beiden für mich zu einer Einheit. Jana Wand spricht auf ganz natürliche Weise der 26-jährigen Veronika, die sehen und hören, aber nicht sprechen kann, im wahrsten Sinne des Wortes aus der Seele. Analytisch, philosophisch, bedrückend und doch lebensbejahend sind die Gedanken der jungen Frau, welche sie, assistiert von ihrer Mutter, zu Papier bringt. Veronika Raila ist Autistin, hypersensibel und von Geburt an schwer körperlich beeinträchtigt. Von der Hand ihrer Mutter gestützt, wählt sie zunächst mit über der Tastatur schwebendem Finger den gewünschten Buchstaben aus. Die Mutter führt den Finger ihrer Tochter dann auf die entsprechende Taste. Was uns unvorstellbar kompliziert und zeitaufwendig scheint, ist für Veronika, abgesehen von minimalen Gesten, die einzige Möglichkeit, sich der Welt mitzuteilen. So schreibt und veröffentlicht die Studentin der Literatur und Theologie ihre Texte in Prosa und Lyrik. Und das, obwohl ihr als Kind ein IQ von Null attestiert wurde. Der lange Weg zu diesem Befreiungsschlag war nur wegen des großartigen Engagements der Eltern und deren starken Glaubens an ihre Tochter möglich. Veronika Raila führt ein ziemlich selbstbestimmtes Leben. Ob sie ihr langes blondes Haar hochgesteckt, offen oder als Zopf trägt, entscheidet sie selbst. Im Film wünscht sie einmal einen Zopf und zeigt das ihrer Mutter mit einem langgestreckten Finger. Das ist vielleicht eine alltägliche Kleinigkeit. Keine Kleinigkeit ist aber dieser bewegende Film, bei dem sie mit dem Regisseur Mark Michel auf Augenhöhe arbeitete. Daß ich auf Augenhöhe über „Sandmädchen“ mitreden und vor allem schreiben kann, liegt an der von dem Sprecher sehr feinfühlig eingesprochenen Audiodeskription. Die nahm ich mit der Greta und Starks App in den Kinosaal. Mir hat sich mit dem sorgfältig formulierten Text der Hörfilmbeschreibung einen Spaltbreit die Tür zu Veronikas Alltag und dem ihrer Familie geöffnet, in dem es sehr ruhig und besonnen zugeht. Aber wir erleben sie auch an der Uni bei einer Vorlesung oder auf einer Düne am Meer. Zum Plätschern von Wellen an einem Strand und während der Wind dazu rauscht, spricht Jana Wand folgende Gedanken Veronikas aus: „Der Wind singt vom ewigen Vergehen, der Sand vom immerwährenden Aufbau. Der Wind des Lebens formt meine Körnchen immer wieder neu.“ Und immer wieder läßt die Künstlerin Anne Löper passend zu Veronikas Texten flüchtige, aber beeindruckende Sandbilder entstehen! Mehr möchte ich jetzt nicht mehr verraten und hoffe, ich konnte neugierig auf das „Sandmädchen“ machen. Aber ein Zitat von Veronika Raila muß noch sein: „Das Leben ist eine wunderbare Sache, wenn man es leben kann.“

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Die Blindgängerin mit Helm und Rucksack hockt auf einer Wiese am Boden. Sie hält Seile mit Karabinerhaken in den Händen. Die große weiße Plane hinter ihr soll einen entfalteten Fallschirm nach der Landung darstellen. Auf ihrem dunkelblauen T-Shirt steht in weißer Schrift “Mission Possible“.

Mission: Impossible – Fallout

„Alles Gute kommt von oben.“ Diese Redensart biblischen Alters hat ihren Ursprung im Brief des Jakobus, dort heißt es: „Alle gute Gabe kommt von oben herab, von dem Vater des Lichts.“ Wie auch immer, seitdem sich der Mensch mit todbringenden Waffen im Gepäck in die Lüfte aufschwingen kann, kommt viel zu viel Schlechtes von oben. Und im Nuklearzeitalter muß er nicht einmal das. Alles, was nach oben entweicht, wird zwar zunächst vom Winde verweht, kommt aber unweigerlich irgendwann irgendwo wieder auf die Erde zurück. Er ist nicht zu hören, zu sehen, zu fühlen oder zu riechen, der radioaktive Niederschlag bzw. Fallout, ausgelöst von einer atomaren Explosion am Boden! Um die Welt vor solch einer Katastrophe zu retten, wird das Team von Ethan Hunt (Tom Cruise) losgeschickt zur sechsten „Mission: Impossible – Fallout“ Ich schickte mich auch, nämlich an, wieder einmal allein ins Kino zu gehen. Dabei entschied mich für den Zoopalast Berlin. Wie bei all meinen Alleingängen in den Kinos begleitete mich auch hier das aufmerksame nette Kinopersonal bis zu meinem Platz und versorgte mich mit Getränken usw. Die jungen Leute waren sehr interessiert, wie ich von dem Film überhaupt etwas mitbekommen könnte. Eine Audiodeskription für den US-amerikanischen Actionthriller gäbe es zwar nicht, meinte ich etwas enttäuscht. Aber ich hatte mir extra mein Shirt mit dem Aufdruck „Mission Possible“ übergestreift und war gespannt, was geht! Ein besonderes Highlight würde für mich die Filmmusik sein, bei der ich jedesmal eine Gänsehaut bekomme, und natürlich der Sound im größten Saal des Zoopalasts. Der war wieder einmal grandios, kam von oben und einfach von überall und konnte mich über die ein oder andere gefühlte dialogfreie Ewigkeit hinwegtrösten. Aber ich hätte doch zu gerne etwas über Ethan Hunts Körperhaltung und Mimik erfahren, als er im freien Fall von sehr weit oben kam. Zumal sich Tom Cruise dabei, wie bei allen anderen waghalsigen Szenen auch, nicht doubeln ließ. Abgesehen von dem Detail, daß sich sein Fallschirm extrem niedrig über den Dächern von Paris öffnete, schwebte ich nur im Dunkeln so mit. Etwas später raste ich wohl immer haarscharf an höllischen Abgründen vorbei. Ich glaube es war Benji (Simon Pegg) aus Ethan Hunts Team, der sich laut fragte: „Zur Hölle, was macht er da?“ Diese Frage blieb für mich wie viele weitere offen! Zu hören waren das Aufheulen von PS-starken Motoren, berstendes Metall, das Splittern von Glas, quietschende Bremsen, Rufe, Schreie und Schießereien. Mindestens einmal stürzte etwas in ein Gewässer. Im nachhinein mußte das die Seine gewesen sein. Man war also immer noch oder schon wieder in Frankreich. Zum Beschreiben wäre bei diesen beiden actionlastigen Beispielen viel Zeit gewesen. Und allen, die wie auch ich mit Hörfilmbeschreibungen zu tun haben, hätte es in den Fingern gejuckt! Mein Rettungsanker war dann die Filmmusik. In meinem Sessel versunken lauschte ich dem unsichtbaren Orchester und war überrascht, als nach über zwei Stunden plötzlich Schluß war. Dabei zog sich das Thema der Filmmusik wie ein roter Faden durch das Spiel der fantastischen Musiker. Die tiefen Klänge der Celli verbreiteten Dramatik und kündigten Gefahr an. Die gipfelte dann im schnellen nervenzerreißenden Gefiedel der Violinen. Die Bläser und Hörner bliesen zum Angriff und die fantastischen Percussion-Einlagen brachten noch einmal mehr Geschwindigkeit in die Sache. So dachte ich mir das wenigstens! Zusammengefaßt hatte ich eher einen schönen Konzert- als Kinoabend. Meine Mission, möglichst viel vom Film mitzubekommen, war tendenziell eine unmögliche. Aber den Blick statt nach oben nach vorne gerichtet, glaube ich an eine siebte „Mission: Impossible“ mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln über die Greta und Starks App! Denn nichts ist unmöglich!

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Die Blindgängerin schwimmt im Wasser mit einem aufblasbaren Schwimmring, der das Muster einer Ananas hat. In der rechten Hand hält sie eine Wasserflasche.

303

Wasser ist ein herrliches Element! Das finden auch Jule (Mala Emde) und Jan (Anton Spieker) unterwegs in einem „303“! Die beiden tun sich auf einer Berliner Raststätte spontan zu einer Fahrgemeinschaft zusammen. Das Ziel ist Spanien beziehungsweise Portugal. Auf dem sehr weiten Weg wird das Wohnmobil, ein 30 Jahre alter Mercedes 303, immer wieder an Gewässern geparkt. Dann schlendern die zwei zu einem Kanal in einem hübschen alten Städtchen, schwimmen in einem idyllischen See, picknicken am sanften Ufer der Loire oder surfen in der stürmischen Brandung an der französischen Atlantikküste. Kurz vorm Ziel nehmen Jule und Jan noch ein unfreiwilliges Bad im eiskalten Wasser eines Gebirgsbachs. Aber da war doch was mit dem H2O im Chemieunterricht? Jule studiert Biologie und ihr stünden bestimmt auch die Haare zu Berge: Wissenschaftlich betrachtet, ist Wasser ist natürlich kein Element! Die Grundlage des Lebens auf der Erde ist eine Verbindung von zweien der 118 bekannten Elemente: Wasserstoff und Sauerstoff. Wem ist beim Trinken oder dem Sprung ins kühle Naß schon bewußt, daß dies nur möglich ist, weil sich vor Urzeiten je zwei Wasserstoffatome und ein Sauerstoffatom zu unzähligen Wassermolekülen zusammengefunden haben? Dieser längst abgeschlossene Prozeß funktionierte, weil – unwissenschaftlich ausgedrückt – die beiden Elemente wegen ihrer Gegensätzlichkeit zueinanderstrebten, vorausgesetzt, sie waren frei! Jan und Jule liegen vor allem mit ihren Einstellungen zum Leben himmelweit auseinander. Aber Gegensätze ziehen sich nicht nur in der Chemie an. Und die stimmt zwischen den beiden hervorragend! Jule steckt in einer Beziehung. Ihr Freund, den sie unbedingt persönlich sprechen muß, schreibt gerade in Portugal an seiner Doktorarbeit im Fach Ökolandwirtschaft über die kostbare Ressource Wasser. Jan ist ungebunden. Er studiert Politikwissenschaften und will in Spanien auch einmal seinen biologischen Vater kennenlernen. Für ihn ist Fleisch sein Gemüse, bei Jule ist das umgekehrt. Und sie verzichtet jedenfalls zur Zeit auf den Genuß alkoholischer Getränke. Jan trinkt gerne ein Glas Wein zum Essen und organisiert eine Flasche Champagner. Das hätte mir im Kinosaal auch gefallen. Ich hielt es aber wie Jule und entschied mich wegen der Länge des Films für eine Flasche Wasser. Meine Bedenken, Alkohol könnte meine Aufmerksamkeit schmälern, waren letztlich völlig unbegründet. So besonders und fesselnd sind Jan und Jules geistreiche und interessante Gespräche! Sie hören sich aufmerksam zu, lassen sich ausreden und geben im passenden Moment ihre jeweiligen Einwände zu bedenken. Damit kommt es bei den gesellschaftlichen Grundsatzdiskussionen teilweise zu abstrusen und komischen Ergebnissen, die mal eine ganz andere Sicht auf die Dinge eröffnen. Bei dem Schauspielerduo muß auch die Chemie gestimmt haben, so spontan und natürlich wie die beiden auf der Leinwand wirken! Verinnerlicht, aber nicht selbst ausgedacht, haben sich Mala Emde und Anton Spieker ihren Text. Der stammt aus der Feder des Regisseurs Hans Weingartner. Hut ab vor allen dreien! In den Gesprächspausen kam bei mir mit der gitarrenlastigen Musik Richtung Folk ein richtig schönes Urlaubsgefühl auf. Vor meinem geistigen Auge sah ich mich wie Jule und Jan mit Necessaire unterm Arm und Handtuch über der Schulter zum Waschraum laufen, Wäsche waschen und Geschirr spülen. Mir kam dabei mehr als einmal eine Zeltschnur in die Quere. Und als eines Tages eine Schlange in den Toiletten Schutz vor einem Gewitter suchte, war bei mir schlagartig Schluß mit der Camperei. Die beiden haben großes Glück mit dem Wetter. Und das Auftauchen einer Schlange hätte mir Michael Noack, der Sprecher der Audiodeskription, die über die Greta und Starks App verfügbar ist, bestimmt ins Ohr geflüstert! Ab sofort werde ich nämlich auch die Namen aller Mitwirkenden an der jeweiligen Hörfilmfassung nennen. Für „In den Gängen“ hole ich das nach! Im Unterschied zu Hörspielen sollen sich Sprecher und Sprecherinnen bei Audiodeskriptionen emotional möglichst zurücknehmen. Besonders Sprecher beherzigen das für meinen Geschmack des öfteren zu sehr. Hier empfand ich das anfangs auch so. Aber im Laufe des Films, vor allem wenn sich Jule und Jan immer näherkommen, klang seine Stimme auf angenehme Weise weicher, als ob er die beiden nicht stören wollte. Er konnte sich, wie wohl alle Kinobesucher, kaum der zarten Atmosphäre entziehen. Das hat mir sehr gefallen! Am Skript der Hörfilmfassung wirkten mit: Text Manuela Schemm, Assistenz Mareike Hülsmann, Redaktion Martina Reuter. Neben Jan und Jule kommen kaum andere Filmfiguren zu Wort. Und die beiden verbringen die meiste Zeit in und um Jules Wohnmobil. Dies nicht zu viel und nicht zu wenig zu beschreiben und dabei die Spannung zu halten, war die große Herausforderung. Was ich zu hören bekam, fand ich wohlformuliert und rundum genau richtig dosiert! Jetzt muß ich mich von innen und vor allem von außen abkühlen. Dabei halte ich es mit den alten Griechen. Sie kannten nur vier Elemente: Luft, Feuer, Erde und Wasser. Wasser ist für mich gerade ein herrliches Element!

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In dem Gang eines Getränkemarktes steht die Blindgängerin mit einer Kiste Mineralwasser in den Händen. Neben und hinter ihr sind Getränkekisten gestapelt, teilweise bis zur Decke.

In den Gängen

Ein kleiner Unterschied bei der Zeichensetzung, ein großer Unterschied für die Bedeutung! Vom Leerzeichen hängt’s nämlich ab, ob jemand hochstapelt, also mit betrügerischer Absicht eine hohe gesellschaftliche Stellung vortäuscht, oder hoch stapelt und so seiner Arbeit in einem Großmarkt nachgeht. Wer in Supermärkten einkauft, begegnet ihnen in den Gängen, den Männern und Frauen in einheitlicher Arbeitskleidung, die für Nachschub in unseren Konsumtempeln sorgen. Ich höre sie manchmal durch die Regale miteinander flachsen. Sie begleiten mich bei meinen Einkäufen und beraten und helfen auch der sehenden Kundschaft freundlich bei der Suche nach den gewünschten Produkten. Zum Beispiel wird Marion von der Süßwarenabteilung nach Schokolinsen gefragt. Lächelnd verschwindet sie mit dem Kunden um die Ecke und läßt Christian von der Getränkeabteilung stehen, mit dem sie gerade ein Schwätzchen gehalten hat. Wer diesen beiden und deren Kollegen begegnen möchte, was ich wärmstens empfehle, kann dies nur im Kino mit Thomas Stubers Film „In den Gängen“ In der liebenswerten ca. neunköpfigen Truppe herrscht ein harmonischer Umgangston. Sie halten zusammen und einen gigantischen Großmarkt irgendwo in der ostdeutschen Provinz am Laufen, wo gesächselt wird. Bier, Wasser, Saft und Wein kaufen wir seit Jahren in demselben Getränkemarkt bei uns um die Ecke ein. Dort stapelt das Personal in roten T-Shirts die Kästen von Hand aufeinander. Im Großmarkt tragen alle blaue Arbeitskittel. Die Kästen sind auf Paletten fixiert und werden mit einem Gabelstapler in Regale viele Meter hoch gestapelt. Das ist Brunos Reich (Peter Kurth). Meisterhaft beherrscht er seinen Stapler und jongliert mit Europaletten in schwindelerregender Höhe. Als ihm Christian (Franz Rogowski) als Helfer an die Seite gestellt wird, nimmt er den jungen Mann väterlich unter seine Fittiche. Aber bevor Bruno den „Frischling“ anlernt, geht’s erst einmal „in die 15“, so heißt hier die kleine Zigarettenpause zwischendurch. Den Spitznamen „Frischling“ bekommt Christian von Marion (Sandra Hüller) verpaßt, die er vom ersten Augenblick an nicht mehr aus den Augen läßt. Christian ist die zentrale Filmfigur und auch die schweigsamste! Und in Marions Gegenwart, die er so oft wie möglich sucht, bekommt er fast überhaupt kein Wort über die Lippen. Aber es gibt ja die kleine Torte statt vieler Worte und Marion plappert dafür um so mehr kokett flirtend auf ihn ein. In Marions, Brunos und vor allem Christians Leben außerhalb des Großmarktes gewährt der Film nur vage und angedeutete Einblicke. Aber da sind auch noch Irina von der Teigwarenabteilung mit ihrer markanten und verräucherten Stimme, Paletten-Klaus, der seine Ameise, einen Hubwagen mit Elektroantrieb, gegen jeden verteidigt, und Jürgen in dem Zigarettenhäuschen. Dort verkauft er die Rauchware stangenweise und hat immer ein Schachspiel vor sich. Was diese drei privat umtreibt, bleibt außen vor. So auch bei den übrigen, bei denen ich Namen und Personen leider nicht mehr zusammenbringen kann, obwohl ich ihnen damit unrecht tue. Denn alle in den Gängen dieses Großmarktes lassen einen vergessen, daß dies auf der Leinwand geschieht und man selbst gar nicht beim Einkaufen ist! Das ist das Verdienst der Darsteller, des Regisseurs Thomas Stuber und das von Clemens Meyer, der drei Jahre als Gabelstaplerfahrer in einem Großmarkt gearbeitet hat. Seine Kurzgeschichte über diese Lebensphase ist die Grundlage des Drehbuchs. Ich denke, deshalb gehen die Filmfiguren so vertraut und routinemäßig ihrer Arbeit nach, oft ohne viel dabei zu sprechen. Umso wichtiger war die Audiodeskription über die Greta und Starks App! Wer hätte mich sonst während der vielen Dialogpausen auf dem Laufenden gehalten und mich bei den teils waghalsigen Gabelstaplermanövern mitzittern lassen? Entgangen wäre mir auch Marions und Christians zärtliche Eskimobegrüßung in „Sibirien“, dem Kühlraum des Marktes. Ich habe jedes Wort der großartigen Sprecherin mit Genuß in mich aufgesogen und auch die Filmmusik, die das Geschehen den Stimmungen entsprechend abrundet, wie z.B. den genialen Großmarktblues zur Nachtschicht, wie ich ihn nenne! Bevor meine Schicht jetzt und hier zu Ende geht, noch eines: Erst zwei Monate nach Kinostart kam ich in die Gänge und die führten mich in das einzige Programmkino meines Bezirks fast um die Ecke. Oft liegt das Gute so nah. Das Jahresfilmprogramm im „Kino im Kulturhaus Spandau“ wurde schon mehrfach als herausragend ausgezeichnet. Und das werde ich künftig im Blick behalten!

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Vor einer glatten schwarzen Theaterkulisse steht die Blindgängerin umringt von vier Mitgliedern des Emsembles der Jugendtheaterwerkstatt Spandau. Alle lachen fröhlich in die Kamera.

Hinter und vor den Kulissen

Zu Ende ist die blogfreie Zeit hinter den Kulissen! Nach einer zweiwöchigen Atempause am Mittelmeer war ich bis jetzt nur im Verborgenen und dort vor allem für die Kinoblindgänger gGmbH aktiv. Immer wieder feilte ich an dem Offenen Brief für unsere Initiative „Zwei Barrierefreiheits-Lolas beim Deutschen Filmpreis“. Jetzt geht es daran, die Öffentlichkeitskampagne zu organisieren. Einen Starttermin zu nennen, wage ich aber noch nicht. Am 28.06. lud Facebook mit dem Deutschen Fundraisingverband e.V. und betterplace.org zum NGO-Tag 2018 in Berlin ein. Diese Veranstaltung richtete sich exklusiv an gemeinnützige Organisationen. Sieben Stunden lang prasselten Informationen zum Thema Online-Fundraising auf mich ein. Neben vielen sehr netten Gesprächen konnte ich auch einige neue Erkenntnisse mit nach Hause nehmen, wie die spärlich gefüllte Kasse von Kinoblindgänger gGmbH aufgebessert werden könnte! Diesbezüglich hat sich vor kurzem eine tolle Möglichkeit aufgetan. Eine Kooperation, über die ich mich sehr freue, und über die ich in Kürze berichten werde. Jetzt aber nix wie raus aus den Kulissen und auf die Plätze davor! Gleich geht zum vorletzten Mal der Vorhang auf für „Metamorphosen“ Und den Göttern und Halbgöttern sei Dank: An diesem Abend mit Live-Audiodeskription! Zeus und Konsorten hatten dabei ihre Hände allerdings nicht im Spiel. Vielmehr geht dies auf das Konto der engagierten Leute von der Jugendtheaterwerkstadt Spandau in Berlin. Wie bei solchen speziellen Theateraufführungen üblich, durften wir Gäste mit Sehbeeinträchtigung vorher in die Kulissen, um die Requisite zu erkunden. Auf der Bühne stand nur ein vier Meter hoher schwarzer von innen begehbarer Turm. Dort begrüßte uns das 19-köpfige Ensemble mit einem fröhlichen Hallo. Da war mir sofort klar, die Figuren des Stücks nur nach den Stimmen sortieren zu wollen, wäre aussichtslos. Und das erst recht, weil jeder der Darsteller zwischen 19 und 78 Jahren im Schnitt vier bis fünf verschiedene Rollen übernimmt. Das macht zusammen knapp 100, was auch mit Audiodeskription eigentlich kaum zu vermitteln ist. Aber Anke Nicolai ist eine erfahrene Texterin und Sprecherin von Live-Audiodeskriptionen. Sie konnte uns so oft wie möglich das turbulente Treiben auf der Bühne entwirren und mit ihrer ruhigen angenehmen Stimme meist nur stichwortartig erzählen, wer mit wem wie und wo als was gerade agierte. Das war eine großartige Leistung! Ich könnte mir vorstellen, daß davon auch die sehenden Gäste profitierten. Die Audiodeskription wurde offen übertragen und war damit für alle im Saal zu hören. Einen Vorhang gab es übrigens nicht. Die Bühne stand mitten im Saal und das Publikum saß sich in zwei Blöcken rechts und links davon gegenüber. Dafür stieg Nebel auf. Der war so dicht, daß auch die sehenden Gäste nicht mehr ihre Hand vor den Augen erkennen konnten. Auch mein letzter Sehrest war kurzfristig verschwunden. Das hatte etwas von der Ursuppe, aus der vor Urzeiten irgendwie Lebewesen entstanden sein sollen. Als der Nebel sich lichtete, tummelten sich aber keine Einzeller auf der Bühne, sondern die wunderbar dargestellte Mutter Erde mit einer Karre voller Steine. Dann kam der Auftritt von Deukalion und Pyrrha, dem einzigen überlebenden Menschenpaar der Sintflut. Auch Ovids Metamorphosen, die literarische Vorlage, beginnen mit der Entstehung der Welt aus dem Chaos und der Sintflut. Der römische Dichter schrieb vor über zweitausend Jahren in 15 Büchern mit über zwölftausend Versen über die seelischen und moralischen Abgründe von Göttern und Menschen, die sich immerzu in Tiere oder Pflanzen verwandeln. Bei der Lektüre dieser vielen Verwandlungsgeschichten muß man sich fast zwangsläufig irgendwann verirren. Nicht aber der Regisseur Carlos Manuel. Er nimmt uns an die Hand durch seine geschickt ausgewählten Geschichten über Liebe, Verführung, Eifersucht, Freud und Leid, Mißgunst und Niedertracht, sexuelle Gewalt und Mord und Totschlag. Der Vorrat an Steinen, mit dem Mutter Erde die Bühne betreten hatte, neigt sich schnell dem Ende zu, da sie jedem Toten einen Stein zur Seite legt. Schließlich sammelt sie die Steine wieder auf, denn sie werden immer wieder gebraucht. Die größten Helden des Abends waren für mich die 19 Laiendarsteller, wie sie ihre kaum zu bändigende Spielfreude ins Publikum versprühten! Es wurde nach der Choreographie von Jenny Mezile getanzt, gestampft und auch gesungen. Herrlich waren auch die tänzelnden und badenden Musen! Dreh- und Angelpunkt war dabei der Turm. Besonders genossen habe ich die deutliche Aussprache der Spielbegeisterten. Jedes Wort peitschte glasklar durch die Luft. Davon können sich einige Profischauspieler aus Film und Fernsehen, die einfach nur in sich hinein nuscheln, eine große Scheibe abschneiden, geschlechterübergreifend. An diesem Abend hat mich mein Bezirk Spandau dieses Jahr schon zum zweiten Mal kulturell überrascht, begeistert und fasziniert! Anfang Mai war es der in Spandau von Spandauern gedrehte Kinofilm „Familiye“ und jetzt die wunderbar aufbereiteten Metamorphosen mit Live-Audiodeskription! Ob es für das nächste Projekt der Jugendtheaterwerkstatt Spandau, dem deutsch-angolanischen Theaterprojekt „Das Leben ist Traum“ im September einen Vorhang geben wird? Aber Vorstellungen mit Live-Audiodeskription und natürlich auch mit Gebärdensprache ganz bestimmt!

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Eine Blesshuhnfamilie. Ein ausgewachsenes Blesshuhn sitzt mit den Küken im Nest, das von Wasser umgeben ist. Das andere Elternteil bringt einen Halm als Baumaterial zur Verstärkung des Nestes.

Familiäre Angelegenheiten…

…kommen in den besten Familien vor und müssen geregelt werden, wie z.B.: Sehr originell und witzig in „Wohne lieber ungewöhnlich“ Tierisch gut in „Isle of Dogs – Ataris Reise“ Rau, aber auch herzlich in „Familiye“! Die Familie ohne y, in die ich hineingeboren wurde, ist weitverzweigt und verästelt sich ohne mein Zutun munter weiter. Die Empfehlung der Universitätsklinik Heidelberg, vom Kinderbekommen wegen einer möglichen Weitervererbung meines Augenleidens abzusehen, hat damit nichts zu tun. Als damals 17-Jährige konnte und wollte ich mir ein Leben mit eigenen Kindern sowieso nicht vorstellen und dabei blieb es auch. Meine hochgradige Sehbeeinträchtigung war für diese Entscheidung nur ein Grund. Und jetzt meine Empfehlung: Lydia Zoubek ist blind und Mutter und schreibt darüber: www.lydiaswelt.com Die Familie, die ich mir ausgesucht habe, ist demzufolge klein, aber fein. Wir sind zu dritt. Der Zweibeiner ist seit über 30 Jahren derselbe. Bei den Vierbeinern ist das aus biologischen Gründen leider unmöglich und es gab schon zweimal riesengroßen Katzenjammer. Jetzt ist ein kleiner schwarz-weißer Kater bei uns eingezogen, ich nenne ihn Partout. Der hat nur Quatsch im Kopf und ist blitzschnell gleichzeitig überall, eben „partout“, wie der Franzose sagt! Familiäre Angelegenheiten zu klären haben wir natürlich auch, das gehört aber nicht hierher. „Wohne lieber ungewöhnlich“ klingt wie die Empfehlung eines hippen Lifestyle-Magazins, ist aber der Titel von Gabriel Julien-Laferrières temporeicher Familienkomödie aus Frankreich! Die Familie als Keimzelle der Gesellschaft, in der Eltern und Kinder bis zum Auszug der Jugend unter einem Dach wohnen, scheint ein Auslaufmodell zu sein. Auch in der Tierwelt sind Familien die Ausnahme. Die süße Blesshuhnfamilie auf dem Foto konnten wir lange beobachten, vom Nestbau bis zu den ersten gemeinsamen Ausflügen. Blesshuhneltern kümmern sich gemeinsam um ihren Nachwuchs und bleiben mindestens so lange zusammen, bis die Küken flügge sind! Die erwachsenen Filmprotagonisten haben so oft geheiratet und sich wieder getrennt und dabei Kinder in die Welt gesetzt, daß auf sieben Kinder acht Erziehungsberechtigte kommen. Das klingt anstrengend. Vor allem für die Kinder, die wie bei Patchworkfamilien gewöhnlich ständig woanders wohnen müssen. Eines Tages macht die Kinderschar die ungewöhnliche Beendigung dieses stressigen Zustands zu ihrer familiären Angelegenheit. Und zwar mit einen raffinierten Plan und einem ziemlich gut durchdachten und innovativen Konzept! Acht Elternteile macht theoretisch acht Großmütter, die sind hier jedoch stark unterrepräsentiert. Dieses Manko macht die einzige Oma, die auftaucht, mehr als wett. Sie ist von allen Erwachsenen mit Abstand die Coolste! Eine weitere Großmutter wird nur erwähnt, kann aber nie mehr in Erscheinung treten. Dafür hinterläßt sie eine wunderschöne große Siebenzimmerwohnung. Und dort läßt es sich nach Meinung der Kinder ganz prima lieber ungewöhnlich wohnen! Gerne hätte ich über das Gewusel der Kinder und das der überforderten Eltern auf der Leinwand genauso oft gelacht wie die anderen im Kinosaal. Leider gibt es für den französischen Film ohne deutsche Beteiligung keine Audiodeskription. Ich bekam aber vom freundlichen Kinosessel nebenan so viel Informationen wie möglich zugeflüstert! So viel Zugeflüster, wie zum Verstehen von Wes Andersons Animationsfilm nötig gewesen wäre, hätte kein Kinosessel der Welt leisten können. Aber bei „Isle of Dogs – Ataris Reise” übernahm das die Greta und Starks App! Für mich hatten die fünf Hunde, die sich in Isle of Dogs aus der Not heraus zusammenraufen und selbst als Rudel bezeichnen, irgendwie etwas von einer Familie. Vielleicht, weil die herrlich animierten Tiere sprechen können. Das übernehmen fünf von den ganz großen deutschen Synchronstimmen, ein Ohrenschmaus! Auch die Zweibeiner sind wie alle Tiere nicht aus Fleisch und Blut, sondern Puppen. So oft es die Zeit zuließ, wurden mir die verschiedensten Hundeblicke beschrieben, das war rührend! Unter den Tierfreunden gibt es eine Hunde- und eine Katzenfraktion. Der Bürgermeister von Megasaki City gehört wie ich zur letzteren. Aber ich liebe auch Hunde und die Hunde mich. Kobayashi dagegen ist ein fanatischer Hundehasser. Eines Tages spielt ihm der Ausbruch des Schnauzenfiebers in die Hände. Gegen diese Epidemie ist, wie er glauben machen will, kein Kraut gewachsen. Der Bürgermeister bedient sich eines bei gewissen politischen Führungskräften sehr beliebten Mittels, er erläßt eine Notverordnung. Alle Hunde, ob krank oder gesund, müssen ins Exil auf die Insel Trash Island! Was die armen Kreaturen dort erwartet, will man gar nicht so genau wissen: Neben vergammelten Essensresten z.B. radioaktiver Müll und toxische chemische Abfälle. Als ein Hund der Fünferbande seinen Durst an einem Rinnsal löschen will, wird ihm empfohlen, dies besser sein zu lassen. Sein grausames Exempel statuiert der Bürgermeister öffentlich wirksam ausgerechnet an dem, wie ich mich zu erinnern glaube, gesunden Wachhund seines Mündels Atari Kobayashi. Der 12-jährige Junge ist Vollwaise und sein treuer Begleiter Spots quasi seine Familie! Als Spots in einen Käfig gesperrt mit einem Seilbahnsystem auf die Insel deportiert wird, bricht es einem fast das Herz! Aber der Bürgermeister hat die Rechnung ohne sein Mündel gemacht. Atari landet wie ein Bruchpilot auf der Insel und gerät an den fünfschnauzigen chaotischen Hundehaufen. Der beschließt, dem Jungen bei seinem familiären Problem zu helfen! Wes Anderson muß ein großes Herz für Hunde haben und für Bären jetzt bestimmt auch. Er bekam bei der Berlinale einen Silbernen Bären für das Drehbuch seines tierisch guten Films! Und jetzt die Familie mit y! Die wäre wahrscheinlich an mir vorbeigerauscht, hätte nicht ein Freund vor über einem Jahr erzählt, daß er bei einem Film von zwei Kumpels mitmacht. Daß die „Familiye“ ein Jahr später allein in Berlin in 12 Kinos startet, hat sich damals keiner der Beteiligten träumen lassen. Die Kumpels sind angehende Regisseure, Deutsch-Kurden und heißen Sedat Kirtan und Kubilay Sarikaya. Der Drehort, der sogenannte Lynar-Kiez in Berlin Spandau, ist nur ca. zwei Kilometer Luftlinie von mir entfernt. Dieses y hat aber nichts mit der kurdischen Sprache zu tun. Lynar ist der Name einer preußischen Adelsfamilie. In dem Kiez, in dem die beiden mit ihren Freunden den Film über Drogen, Armut, Familie, Gewalt und Spielsucht machten, findet man alles außer Adlige. Danyal, der älteste von drei Brüdern, wohnte während der letzten fünf Jahre in einer Berliner Justizvollzugsanstalt. Als er in die Wohnung zu seinen jüngeren Brüdern zurückkommt, findet er alles andere als ein annähernd geordnetes Familienleben

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Neben einer jungen Birke steht die Blindgängerin auf einer Wiese im Park. Sie trägt hellblaue Jeans und ein gelbes kurzärmeliges Shirt, im Haar steckt eine Sonnenbrille. In der Hand hält sie ihre Kopfhörer und zwei Kinokarten. Der Himmel ist tiefblau und wolkenlos.

Kinowetter hin oder her!

Ich war drin, zweimal bei blitzeblauem Himmel und sommerlichen Temperaturen! Und ich kam auch wieder raus und das Wetter nach dem Kino war das vor dem Kino. Verpaßt habe ich diesbezüglich also nichts und obendrein diese beiden Filme geschaut: „3 Tage in Quiberon“ und „Steig. Nicht. Aus!“ Und der Greta-App, zu meiner Freude beide Male an meiner Seite, ist das Wetter sowieso völlig wurscht! Kühler als in Berlin war die herrlich frische Meeresluft während der 3 Tage in Quiberon Romy Schneider verläßt das Kurhotel auf der bretonischen Halbinsel nicht ohne Strickjacke, Trenchcoat und einem Tuch oder Schal. Die große Sonnenbrille nutzt sie vor allem, um sich dahinter zu verstecken. Sie? Non, je ne suis pas Sissi, je suis Maria Bäumer! Am Abend vor meinem Kinobesuch kam – leider ohne Audiodeskription – eine ältere Reportage über die im Mai 1982 gestorbene Romy Schneider mit vielen Live-Ausschnitten im Fernsehen. Ich hatte noch ihre Stimme, ihr Lachen und ihre Art zu sprechen im Ohr. Wenn ich‘s nicht besser gewußt hätte, ich hätte den Film für Teil zwei der Reportage gehalten. Der Kinofilm lief zum Glück mit Hörfilmbeschreibung. Ein riesiges Bravoooo, Marie Bäumer! Und Glückwunsch für die Lola als beste Hauptdarstellerin!!! Romy Schneider hätte sich bestimmt in jeder noch so kleinen Nuance der Filmkollegin wiedererkannt! Ein Jahr vor ihrem Tod gewährte die Filmlegende dem Reporter des „Stern“, Michael Jürgs, und dem Fotografen Robert Lebeck drei Tage lang wie noch nie zuvor im doppelten Sinne ungeschminkte Einblicke in ihre momentane Verfassung, weil sie das so wollte! Die damals 42-jährige sprach über ihre Zukunftspläne und sparte auch die Vergangenheit nicht aus. Immer mit dabei war allein ihre Jugendfreundin Hilde Fritsch. Und mit Betonung auf „so ähnlich“ wie im Film könnten sich diese drei Tage in Quiberon im März 1981 abgespielt haben. Die Regisseurin Emily Atef nutzte das im „Stern“ veröffentlichte legendäre Interview als Leitfaden für ihren Film in schwarz-weiß, ohne es zu kopieren, und wurde dafür mit der Lola für die beste Regie ausgezeichnet! Den vier Protagonisten in allen möglichen Konstellationen beim Diskutieren, Lachen, Traurigsein, sich mißtrauisch Beäugen, beim Trösten und ernst geführten Gesprächen zuzuschauen und zuzuhören wird nicht eine Minute langweilig. Am liebsten hätte ich bei einer Spontanfeier in einem Bistro mitgefeiert. Der Champagner fließt in Strömen und es wird ausgelassen zu „Hush“ getanzt, einem der großen Hits von Deep Purple. Allen Grund zum Feiern hatte übrigens das gesamte Filmteam, das zehnmal beim Deutschen Filmpreis nominiert war und mit sieben Lolas nach Hause ging! In der Kategorie „beste Nebendarstellerin“ gewann Birgit Minichmayr als Hilde Fritsch und in der des besten Nebendarstellers Robert Gwisdek als der Reporter Michael Jürgs. Der ebenfalls nominierte Charly Hübner in der Rolle des Fotografen ging leider leer aus. Dafür bekommt er von mir eine Lola in der Kategorie „sympathischste Laudatio“, die ich mir gerade ausgedacht habe. Mit einer Liebeserklärung an deren schauspielerische Leistung stellte er die drei Kandidatinnen in der Kategorie „beste Hauptdarstellerin“ vor. Und genauso wie er sich im Film rührend um Romy kümmerte, war er auf der Bühne zur Stelle, um die vor Freude völlig aufgelöste Marie Bäumer aufzufangen. Zum krönenden Abschluß wurde die berührende Nahaufnahme von Romy Schneider schließlich noch mit der Lola für den besten Spielfilm gekürt. Ich möchte zum Schluß den inzwischen 74-jährigen Michael Jürgs zu Wort kommen lassen. Der Journalist und Autor bekam das Drehbuch zu lesen und bezeichnete die von ihm festgestellten Abweichungen von der Realität als Freiheit der Kunst. Darüber spricht der sympathische Jürgs im NDR Talk, auf den ich hier gerne verweise! https://www.ndr.de/info/sendungen/talk/Michael-Juergs-im-Gespraech,sendung752856.html Der Fotograph Robert Lebeck konnte sich diesbezüglich nicht mehr äußern, er starb vor vier Jahren. Und jetzt geht’s mit Blitz und Donner und launischem Aprilwetter in ein anderes Genre, einen rein fiktiven spannenden Thriller! Nach einem turbulenten Landeanflug auf den Flughafen Berlin-Tegel steigt der Bauunternehmer Karl Brendt in Steig. Nicht. Aus! trotzdem aus! Noch ist in seiner Welt soweit alles in Ordnung und in ein Flugzeug zu steigen soll ja statistisch gesehen auch viel ungefährlicher sein als in ein Auto. Das wird sich gleich auf dramatische Weise für Karl, seine 16-jährige Tochter Josefine und den achtjährigen Sohn Marius bestätigen. Denn wer in ein Auto einsteigt, will auch wieder aussteigen. Das müßten die drei allerdings mit ihrem Leben bezahlen. Ganz schön perfide, was sich der Erpresser bzw. der Regisseur Christian Alvart da hat einfallen lassen! Karl rast verzweifelt und telefonierend in seinem Wagen mit den Kindern durch Berlin und versucht, die Forderungen des Erpressers zu erfüllen. Das Auftauchen der Polizeieiei scheint die Lage eher zu verschlimmbessern. Aber die Sprengstoffexpertin Pia Zach (Hannah Herzsprung) ist ein kleiner Hoffnungsschimmer. Ein großer Hoffnungsschimmer für den deutschen Film sind besonders Emily Kusche als Karls Tochter und Carlo Thoma als sein Sohn. Und der Filmpapa Wotan Wilke Möhring gefiel mir natürlich auch. Spannend bleibt die Irrfahrt der drei bis zur letzten Minute und das Ende ist sehr originell und absolut unvorhersehbar. Ohne Hörfilmbeschreibung hätte ich ganz schön das Nachsehen gehabt! Das Wetter vorherzusehen, überlasse ich besser den Fachleuten und die Vorhersage spielt sowieso keine Rolle, weil Kinowetter hin oder her, ich geh rein! 

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Das Portrait von Elle Marja im Halbprofil vor einer unscharfen Landschaft im Hintergrund. Das junge Mädchen hat dunkle wache Augen. Die langen braunen Haare sind seitlich gescheitelt und zu einem Zopf geflochten, der über der Schulter liegt.

Das Mädchen aus dem Norden

…kommt aus Schwedisch Lappland in Norrland, dem nördlichsten Teil Schwedens, und am 05. April in die deutschen und österreichischen Kinos! Elle Marja, ganz wunderbar gespielt von Lene Cecilia Sparrok, hat das Team der Kinoblindgänger gGmbH sofort begeistert und in ihren Bann gezogen. Das war die Gelegenheit, einmal einen Film mit einer starken Frauenfigur als Projekt zu wählen! Deshalb wird „Das Mädchen“ auch von der Marie begleitet. Das heißt, es gibt eine Audiodeskription und erweiterte Untertitel, finanziert und produziert von der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH! Einfach großartig ist, daß auch in Österreich alle Kinobegeisterten barrierefrei bei „Das Mädchen aus dem Norden“ auf ihre Kosten kommen. Die barrierefreie Fassung ist nämlich für beide Länder auf der Greta und Starks App zum Download bereitgestellt!!! Obwohl es so weit in nördliche Gefilde geht, mußte sich Marie, das Maskottchen von Kinoblindgänger gGmbH, nicht warm anziehen. Der Schnee ist längst geschmolzen, die saftig grünen Bergwiesen blühen und die Rentierkälber werden gerade markiert. Dieses Ritual vollziehen die Rentierzüchter bis heute immer nach Mittsommer in den Monaten Juni und Juli. Aber darum geht es in der Geschichte, die hauptsächlich im Schweden der 30er Jahre spielt, nur am Rande, oder vielleicht doch nicht nur? Sehr behutsam und getragen von stimmungsvoller Musik gelingt der Regisseurin Amanda Kernell nach den ersten Filmminuten ein Zeitsprung in die Vergangenheit. Und schon sitzen wir mit der 14-jährigen Elle Marja auf einer Wiese. Sie wird sich in Kürze nach einem knappen Abschied von ihrer Mutter und einem herzlichen von ihren Großeltern auf den Weg in ein Internat machen, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester. Die fünfköpfige Familie gehört zu dem Volk der Samen, der Urbevölkerung Skandinaviens. Die Sami, wie sie sich selbst nennen, wurden bis in die 1970er Jahre noch als Lappen bezeichnet. Sie verstehen sich als ein eigenständiges Volk und haben bis heute eigene soziale, wirtschaftliche und politische Einrichtungen und kulturelle Traditionen beibehalten. Elle Marjas Familie züchtet Rentiere und lebt einsam in einer Kote in den Bergen. Jede Arbeitskraft zählt. Es wird erwartet, daß Elle Marja nach dem Aufenthalt in der Internatsschule eigens für Kinder von samischen Eltern schnellstmöglich zurückkehrt. Aber zunächst gibt es einen Hörschnipsel zur ersten Etappe des Schulwegs der beiden Schwestern: Hörschnipsel 1 Hier sprechen die Mädchen noch samisch miteinander und Elle Marja singt einen Joik, um ihrer zwei Jahre jüngeren Schwester das Heimweh zu vertreiben. Das Joiken ist ein Spontangesang, mit dem Stimmungen und emotionale Situationen ausgedrückt werden. Mit dem Samisprechen und dem Joiken ist in der Schule allerdings unverzüglich Schluß! Es darf nur schwedisch gesprochen und gesungen werden. Elle Marja scheint als einzige der Schüler Gefallen daran zu finden. Sie ist die Klassenbeste und kann ihren Wissensdurst kaum stillen. Sie bewundert ihre Lehrerin und sucht deren Nähe. Dazu Hörschnipsel 2 Aber nach diskriminierenden Anfeindungen einiger Jungs aus dem Dorf und erniedrigenden rassenbiologischen Untersuchungen an der Schule beschließt sie, ihren eigenen sehr eigenwilligen Weg zu gehen, allen Widerständen zum Trotz. Dazu Hörschnipsel 3 So behutsam wie beim Zeitsprung am Beginn des Filmes erzählt Amanda Kernell auch die ganze Geschichte des Mädchens. Und als Tochter eines Samen weiß sie, wovon sie spricht! In Elle Marjas Gesicht läßt sich wie in einem offenen Buch lesen, was sie gerade fühlt. Ob sie begeistert, wütend, erstaunt, ernst oder freudig erregt ist, das Hörfilmbeschreiber-Team hat ihre jeweiligen Gefühlslagen möglichst genau beschrieben. Das gilt auch für die wunderschönen Landschaftsbilder, hier ist eine Hörfilmbeschreibung also unverzichtbar! Der Text der Audiodeskription stammt von der Autorin Inga Henkel und mir. Lena Hoffmann machte die Redaktion und Susanne Hauf sprach das Ergebnis mit ihrer schönen ruhigen Stimme ein. Genauso sanft wie in die Vergangenheit holt uns Amanda Kernell am Schluß wieder in die Gegenwart zurück! Und auch ich komme zum Ende, aber nicht ohne auf den Filmtrailer zu verweisen, den die Kinoblindgänger gGmbH ebenfalls barrierefrei gemacht hat! Den Trailer, noch mehr Details zum Film, und wie ihr die Projekte unterstützen könnt, findet ihr unter http://www.kinoblindgaenger.com/projekte/das-maedchen-aus-dem-norden/  

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