Blog Blindgaengerin

Gesehen gehört

In einem orangefarbenen Pulli und mit einem Stück Kreide in der Hand steht die Blindgängerin neben einer schwarzen Tafel. Darauf steht in orangener Schrift 6 plus 12 ist kleiner gleich 1.

Die Gleichung ihres Lebens

Was hatte es gleich noch mal mit den Primzahlen auf sich? Sie sind nur durch 1 oder durch sich selbst teilbar Wie die 1, 2, 3, 5, 7 und so weiter und so weiter und so weiter bis ∞. Aber ist auch jede höhere gerade Zahl als 2 die Summe zweier Primzahlen, wie behauptet von Christian Goldbach, einem Mathematiker aus dem 18. Jahrhundert?Bewiesen ist seine Aussage, die sogenannte Goldbachsche Vermutung, bis heute nicht. Sie zählt zu den bekanntesten ungelösten Problemen der Mathematik. Ausgerechnet mit diesem kniffligen Problem aus dem Bereich der Zahlentheorie beschäftigt sich Marguerite an der Pariser Universität ENS in ihrer Doktorarbeit. Wird es der hochbegabten Mathematikstudentin gelingen, als erste die Goldbachsche Vermutung zu beweisen? Der Film von Regisseurin Anna Novion löst es auf in „Die Gleichung ihres Lebens“, seit dem 27. Juni auch in den deutschen Kinos. X steht in mathematischen Gleichungen für eine Zahl, deren Wert noch unbekannt oder variabel ist. Im übertragenen Sinn birgt jeder Filmstart die folgenden zwei Variablen oder Unbekannten in sich:Wurde für den Film eine barrierefreie Fassung produziert?Wenn ja, wird diese zum Kinostart auch bei der Greta App zum Download bereitgestellt?In diesem Fall kann ich ganz einfach auflösen:Beides ist bei dem französisch-schweizerischen Spielfilm ohne deutsche Förderung nur dank des Engagements des Weltkino Filmverleihs passiert, wie ein Blick in die Greta App beweist. Das ist großartig, aber noch nicht alles. Obendrauf gibt es auch den Trailer, der große Lust auf den Film macht, mit Audiodeskription und erweiterten Untertiteln, voilà! Ella Rumpf = MargueriteBeide Frauen brillieren gleichermaßen, Marguerite in der Mathematik, Ella Rumpf in ihrer Rolle der Studentin.Marguerites Tagesablauf ist ziemlich berechenbar. Entweder läuft sie gedankenversunken mit Rucksack und an ihrem Haargummi nestelnd durch die Flure der Uni zu Hörsälen oder zu dem Büro ihres Doktorvaters. In der Mensa sitzt sie abseits ihrer Kommilitonen alleine am Tisch und abends büffelt sie in ihrem Zimmer im Studentenwohnheim und brütet über Formeln. Julien Frison = LucasDer sympathische junge Mann, Marguerites Kommilitone, hat im Gegensatz zu ihr neben der Mathematik noch andere Interessen. Er spielt Posaune in einer Brass-Band und ist sehr kontaktfreudig. Zu ihrem großen Entsetzen muss sie sich mit ihm von einem Tag auf den anderen auch noch ihren verehrten Doktorvater teilen. Das Fass läuft über, als Lucas ihre Argumentation vor Publikum widerlegt. Sonia Bonny = NoaDie lebenslustige etwas chaotische junge Frau bietet Marguerite gleich bei ihrem ersten zufälligen Treffen an einer Bushaltestelle ein Zimmer in ihrer Wohnung an. Eines haben die beiden gemeinsam, sie brennen für ihre wenn auch völlig unterschiedlichen Visionen.Marguerite bringt zunächst Ordnung in die Wohnung und sorgt dank ihrer frisch erworbenen außergewöhnlichen Fähigkeiten beim Mah-Jongg-Spiel dafür, dass die Miete bezahlt werden kann. Noa kümmert sich vor allem um ihre Karriere als Sängerin und Tänzerin. Sie schleppt die noch völlig unbedarfte Marguerite in Clubs und Bars und eröffnet der Mathematikstudentin eine ganz neue Welt.Noa ist immer in fetzigen knappen Outfits unterwegs, während Marguerite immer ungeschminkt zum Beispiel ein weites graues T-Shirt, einen grünen Pullover, eine Rüschenbluse oder eine blaue Jacke trägt.Eines habe ich mit Noa übrigens gemeinsam. Unsere Mathekünste beschränken sich auf die vier Grundrechenarten. Unter meinen Matheklausuren prangte als Note meistens die vierte Primzahl, die Fünf. Marguerite + Lucas = ?Lucas nimmt nach dem großen Krach Kontakt zu Marguerite auf und ganz langsam kommen sich die beiden über ihre Leidenschaft zur Mathematik näher. Während eines Spaziergangs meint Lucas: „Und was hältst du davon, wenn wir die Primzahlverteilung als Untergrenze verwenden?“ Marguerite antwortet: „Ja, aber damit unsere Methode funktioniert, müssen wir die Siebfunktion begrenzen.“Was für ein Gespräch! Und was überhaupt bedeutet Siebfunktion?Die beiden jedenfalls rennen los in die Wohnung. Dort sind die Wände mit schwarzer Tafelfarbe gestrichen und übersät mit den wildesten Formeln. Mit oranger Kreide schreibt Lucas an eine Tafelwand. Mit weißer Kreide setzt Marguerite seine “Summe a” in Klammern und ergänzt sie zu “a ist proportional zu n durch log n”.So arbeiten die beiden nebeneinander und immer intensiver miteinander an den Tafelwänden, tauschen dabei verstohlene Blicke, treten zurück und betrachten dann ihr Werk. Ich hätte nie für möglich gehalten, wie stimmungsvoll die Arbeit mit schnöden Zahlen und wie romantisch die Mathematik sein kann. Spezielles Licht, dominierende Farben, typische Gesten der Filmfiguren, immer wieder auftauchende Gegenstände und Symbole sind in Filmen ja kein Zufall. Dies zu vermitteln, ist nur eine der Aufgaben einer Filmbeschreibung.Dazu einige Beispiele aus der Audiodeskription, getextet von Ralf Krämer, an der wir dann gemeinsam gearbeitet haben:„Es ist Nacht. Im fahlen orangen Licht schreibt Marguerite mit Kreide an ihre Wand; Marguerite von vorn, im orangen Licht.“„In der orangen Schrift: Ein Film von Anna Novion. “Die Gleichung ihres Lebens”. Um den Schriftzug herum entsteht ein dreieckiges Gitter aus dünnen Diagonalen und Zahlen.“Und orange sind unter anderem: Türen, Seitenwände einer Rolltreppe, ein geworfener Ball, die geflieste Wand einer Cafeteria.Auch das Dreieck mit der Spitze nach oben, Marguerite nennt es die Goldbach-Pyramide, taucht immer wieder auf.Oft rückt Marguerite ihre Brille mit großen Gläsern auf ihrer Nase zurecht, nestelt mit einem Haargummi oder lässt einen kleinen Stein auf dem Tisch kreisen. Einen ersten Eindruck, wie schön sich die von Ulrike Hübschmann gesprochene Audiodeskription anhört, gibt übrigens der Trailer! Ich beende meine kleine Mathematikstunde mit gleich zwei provokanten Sätzen: Zwei Ungleichungen meines Lebens. Grundlage sind alle insgesamt 18 Filmstarts in der 26. und 27. Kalenderwoche. 6 Filme mit deutscher Beteiligung + 12 internationale ≤ 1 barrierefrei bei der Greta App verfügbar 6 Filme mit vorhandener barrierefreier Fassung ≤ 0 bei der Greta App Diese Zahlen sprechen für sich und ich hoffe, dass das vorbildliche Engagement von Weltkino Schule macht!

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Die Blindgängerin sitzt auf einer Parkbank auf einer mit Bäumen und Sträuchern umgebenen Wiese und schaut in ein Taschenbuch. Sie trägt einen blauen Pullover mit einem schwarzen Gürtel und blaue Jeans. Ein weißes Handtuch ist um die Schultern gelegt. Neben ihr auf der Bank ein Eimer mit Putzlappen, WC-Reiniger, ein Schrubber und eine große Flasche Sangria. An der Rückenlehne der Bank steht die LP "Transformer" von Lou Reed.

Perfect Days

„Perfekt!“Oft wird mit diesem Wörtchen am Ende eines Gesprächs auf den Punkt gebracht, daß alle Beteiligten mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sind. Jedenfalls für den Moment. „Perfect Day“In seinem Song aus dem Jahr 1972 philosophiert Lou Reed zu einer wunderschön melancholischen Melodie, wie er sich einen perfekten Tag vorstellt. Mit wem er diesen Tag verbringen möchte, bleibt allerdings offen.„Einfach ein perfekter Tag, im Park Sangria trinken,und dann später, wenn es dunkel wird, gehen wir nach Hause.Einfach ein perfekter Tag, Tiere im Zoo füttern,und dann später noch ins Kino…“ …zum Beispiel in „Perfect Days“! Würde Lou Reed noch leben, hätte er sich den am 21. Dezember 2023 gestarteten Spielfilm von Wim Wenders garantiert schon längst angeschaut. Die beiden waren sehr gute Freunde und der Musiker hatte in drei Filmen des Regisseurs mitgespielt. „Lou wäre auch über die Figur des Hirayama sehr froh gewesen“, meinte der Regisseur in einem Interview im „Der Standard“.Hirayama reinigt öffentliche Toiletten und verbringt seine Pausen in Parks. Im Blaumann und mit einem schwarzen Gürtel sitzt er auf Parkbänken oder Steinstufen. Aber er trinkt keine Sangria, sondern liest in Taschenbüchern. Besonders gefreut hätte sich der Singer-Songwriter auch über Hirayamas Musikgeschmack.Auf dem Weg zur Arbeit schiebt der Toilettenreiniger jedesmal eine andere Kassette mit Musik aus den 70er Jahren – auch meine Musik – in sein Autoradio. Er hört zum Beispiel ein Stück von „The Animals“ oder „Velvet Underground“. Nur Lou Reed kommt mit „Pale Blue Eyes“ und natürlich „Perfect Day“ zweimal zum Zug. Er ist Wim Wenders Lieblingsstimme in der Rockgeschichte und für ihn der Schirmpatron des Films. Wim Wenders war sehr froh, daß er für die Rolle des Hirayama den japanischen Schauspieler Koji Yakusho gewinnen konnte. Der überzeugte schon die Jury bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Mai 2023. Ich hätte mich riesig gefreut, wenn ich mit einer Filmbeschreibung über die Greta App in die Welt des sympathischen und bescheidenen Hirayama hätte eintauchen können.„Perfect Days“ ist eine deutsch-japanische Koproduktion ohne deutsche Fördergelder. Eine Audiodeskription lag zum Kinostart nicht vor. Und was es nicht gibt, kann bei der Greta App auch nicht zur Verfügung gestellt werden.Das war so schade! Der eher dialogarme Film lebt vor allem von Bildern. Zum Beispiel – habe ich mir sagen lassen – von Koji Yakushos fantastischem Minenspiel, wie behutsam er als Hirayama mit der Natur und den Menschen umgeht, und mit welcher Sorgfalt und Hingabe er die öffentlichen Toiletten reinigt.Diese Toiletten sind natürlich etwas ganz Besonderes und spielen als Teil des sogenannten„Tokyo Toilet Project“ neben Hirayama die Hauptrolle! Zwischen 2020 und 2023 entwarfen 16 namhafte japanische Architekten und Architektinnen für den Tokioter Stadtteil Shibuya 17 Toilettenanlagen. Jede für sich ist ein Einzelstück, ästhetisch und vielfältig gestaltet und in hohem Standard und inklusiv ausgeführt. Und wie für öffentliche Toiletten besonders wichtig, aber leider die Ausnahme: Die langfristig angelegte Hygiene und Sauberkeit der stillen Örtchen. Zumindest eine vage Vorstellung von einigen der Toilettenanlagen, jede für sich ein Kunstwerk, bekam ich auf der Website: baunetz interior|design https://www.baunetz-id.de Nur so, um eine Idee zu bekommen: Dort wird eine der Anlagen als Raumschiff auf Zwischenlandung beschrieben. Eigentlich verkneife ich mir Kinobesuche, wenn für den Film keine Audiodeskription über die Greta App zur Verfügung steht. Aber bei „Perfect Days“ mußte ich einfach eine Ausnahme machen.Zum einen, weil es der Film, eingereicht von Japan, unter die fünf für den Auslandsoscar Nominierten geschafft hat und schon deshalb in aller Munde ist. Und zum anderen wegen des für mich extrem heiklen Themas „öffentliche Toiletten“! Nur wenn es unbedingt sein muß, aber eigentlich verkneife ich mir den Besuch der finsteren, nicht gerade einladend riechenden kleinen Toilettenhäuschen.Im Fall der Fälle bin ich aber immer mit einem Papiertaschentuch gewappnet und muß für den ersten Eindruck meiner Nase vertrauen. Dann vermeide ich möglichst, mit irgendetwas in Berührung zu kommen. Unterwegs, vor allem bei Bahnfahrten, verkneife ich mir jeden Schluck aus der Wasserflasche und beiße lieber in einen Apfel oder ein Stück Gurke. In Restaurants oder bei Veranstaltungen ist die Lage schon etwas entspannter und die Toiletten in der Regel ordentlich.Wenn es einmal sein muß, frage ich nach einem „Taxi zum Klo“. Ich hoffe, daß mir dies der Regisseur des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1980, Frank Ripploh, nicht übelnimmt.Bin ich in weiblicher Begleitung, ist die Sache unkompliziert. Meine Begleiterin leitet mich durch die vielen Türen des WC-Bereichs zu einer freien Kabine, wirft einen Kontrollblick hinein und unterstützt mich beim Finden eines Waschbeckens, des Seifenspenders und so weiter.Die männliche Begleitung muß draußen bleiben und ich habe mich nicht nur einmal zwischen den vielen Türen der riesigen WC-Bereiche verkeilt. Statt wie in Sofia Coppolas Film „Lost in Translation“ aus dem Jahr 2003 bin ich „Lost im WC-Bereich“.Aber letztlich habe ich immer den Weg aus den WC-Labyrinthen gefunden. Und angesichts der Tatsache, daß mehr als 40 % der Weltbevölkerung keinen Zugang zu ausreichend hygienischen Sanitäreinrichtungen haben, ist mein Problem ein Luxusproblem. Seit 2013 macht der 19. November als „Welttoilettentag“ auf diese Misere aufmerksam, ein Welttag der Vereinten Nationen im Kampf für Sanitäranlagen! Der von Japan eingereichte Spielfilm über das Tokyo Toilet Project konkurriert mit vier weiteren Filmen um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film.Ins Rennen um die begehrte Trophäe gehen auch der britische Beitrag „The Zone of Interest“ und für Deutschland „Das Lehrerzimmer“ von Ìlker Çatak. Am 10. März fällt in Los Angeles die Entscheidung, für welches Filmteam dieser Tag ein perfekter Tag wird!

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Eine Barbie-Puppe mit langen blonden Haaren sitzt im tiefen Schnee, der aus Watte ist. Sie trägt ein pinkfarbenes Kleid, schaut in die Kamera und winkt mit einem pinkfarbenen Tuch. Auf dem verschneiten Berg hinter ihr ein grüner VW-Käfer. Auf seinem Dach steht ein geöffneter blauer Koffer. Am Gipfel des Watte-Schneeberges stehen grüne Tannen mit Schnee in den Zweigen. Dahinter ein klarer blauer Himmel.

Die Blindgängerin im Barbie-Land!

„Er hat den Barbie-Koffer vergessen, mein Opa!“ Kaum hatte die Premierenvorstellung am pinkfarbenen Teppich von „Barbie“ im Theater am Potsdamer Platz begonnen, erwachte in mir das kleine Mädchen von damals und es schoss mir durch den Kopf:„…bei meiner Seel‘, wie ist es meiner Barbiepuppe damals bloß ergangen?“ Der auf dem Autodach abgestellte blaue Plastikkoffer, kaum größer als ein Schuhkarton, wird bei der ersten Kurve in den Schweizer Bergen im hohen Bogen am Straßenrand in einem riesigen Schneehaufen gelandet sein. Ich stellte mir vor, wie meine Barbie-Puppe zuerst mächtig durchgeschüttelt und vielleicht aus dem Koffer herauskatapultiert wurde. Oder in ihrer Behausung zusammengekauert vor Kälte schlotterte oder sogar von einem Schneepflug zermalmt wurde?Und im Nachhinein gefragt: Welche Folgen hatte das Schicksal meiner Puppe für ihr Pendant im Barbie-Land? Diesen Ort in Pink und aus Plastik kreierten Noah Baumbach (Drehbuch) und Greta Gerwig (Drehbuch und Regie).Dort führen, wie ich das verstanden habe, alle irdischen Barbie- und Ken-Puppen als lebensgroße Plastikpuppen unter sich ein sorgloses unbeschwertes Leben.Diese Parallelwelt ist mit allen Utensilien ausgestattet, die das Barbie-Universum so hergibt, und liebevoll bis ins letzte Detail durchgestylt. Morgens erwacht Barbie, ganz zauberhaft gespielt von Margot Robbie, in ihrer Traumvilla in einem Bett in Form einer Muschel unter einer Glitzerdecke. Im Badezimmer steht sie unter der Dusche, aus der natürlich kein Wasser kommt, und die Haarbürste schwebt über ihrem blonden langen Haar. In der geräumigen Küche springt eine Waffel aus dem Toaster. Herzallerliebst ist das kleine Sahnehäubchen, das heranschwebt und zielsicher auf der Waffel landet. Dann schaut auch noch das Sahnehäubchen namens Ryan Gosling als ihr Freund Beach-Ken vorbei!Ach ja, das Leben ist so schön und könnte eigentlich auf ewig so schön weitergehen!Aber plötzlich bekommt Barbies Glücksendlosschleife einen Knacks, und dann auch noch diese Plattfüße und Cellulitis! Jetzt kommt im Film die reale Welt ins Spiel und auf die dramatische Lage meiner Barbie-Puppe übertragen könnte es sich Mitte der 60er Jahre folgendermaßen zugetragen haben:In der Parallelwelt läge Barbie mit Frostbeulen und Schüttelfrost in ihrer Muschel. Trotz hohen Fiebers hätte sie sich gemeinsam mit Ken auf den Weg in die Schweizer Alpen gemacht. Inzwischen von Puppen zu Menschen aus Fleisch und Blut geworden, würden sie im perfekten Ski-Outfit gekonnt die Berge herunterwedeln, das Auto meines Opas finden, anhalten und mit Opas Hilfe meine Barbie aus einem Schneehaufen wie aus einer Lawine bergen oder den Koffer gerade noch vor dem heranfahrenden Schneepflug retten.Was für eine fast filmreife Geschichte. Ich hätte als damals Siebenjährige mit im Auto nicht schlecht gestaunt, Barbie und Ken in Lebensgröße und als Menschen zu treffen! Aber halt, ganz so war es doch nicht.Der Barbie-Koffer wurde nur beinahe vergessen und im letzten Moment vor der Heimfahrt wohl doch noch eingepackt. Jedenfalls versicherte mir meine Schwester, daß sie später und sogar ihre Söhne Anfang der 90er Jahre mit meiner Barbie samt Koffer spielten. Was für ein Glück für meine Barbie, die durch so viele Kinderhände ging und der Opa ist rehabilitiert!Ich kann mir meinen Irrtum nur so erklären, daß mein Interesse schon wegen der fisseligen kleinen Klamotten und den vielen winzigen Schühchen, bei denen immer einer fehlte, doch stark nachgelassen hatte. Aber der Film „Barbie“ ist einfach wundervoll!!!Und ich tu’s noch einmal, Barbie, natürlich wieder mit Audiodeskription über die Greta App!Ich ziehe meinen Hut vor dem Beschreiber-Team Silke Nagel und Jonas Hauer.Bei den vielen Barbies, Kens und den schier unendlich vielen Details nicht den Überblick zu verlieren und sich auf die wichtigsten zu konzentrieren, war bestimmt die größte Herausforderung. Und dann noch die Tanzszenen!Die für mich bis jetzt unbekannte Sprecherin Larissa Koch war eine sehr gute Wahl! Auch wenn es noch so turbulent wurde, behielt sie die Ruhe und zwischen dem vielen Geplapper der Barbies hob sich ihre Stimme sehr gut ab. Ein besonders großes Dankeschön geht an Warner Bros. Ohne das Engagement des Verleihs hätte ich bei „Barbie“ in die Röhre geguckt. Kaum auszuhalten der Gedanke, daß wirklich alle außer mir über den Film mit der berühmtesten Puppe der Welt sprechen, die übrigens nicht nur meine Namensvetterin, sondern auch genauso alt ist wie ich! Und wegen des pinkfarbenen Fadens:Wie von Nina Hagen gesungen, den Farbfilm zu vergessen, hätte bei der Premiere fatale Folgen gehabt:„Nun glaubt uns niemand, wie schön‘s hier war – haha!Du hast den Farbfilm vergessen, bei meiner Seel‘,alles pink und pink und pink und später nicht mehr wahr!“

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Gezeichnete Trickfilmfiguren. Ein Mann mit Knollennase und heruntergezogenen Mundwinkeln sitzt auf einem braunen Sessel neben einer Stehlampe. Er trägt ein weißes Hemd, darüber Hosenträger. Hinter dem Sessel eine geöffnete Tür. In der Türöffnung steht eine blonde Frau, sie ruft in das Zimmer.

Loriots große Trickfilmrevue

Ein Geschenk, ein Geschenk! Ein Klavier, ein Klavier ist zwar nicht drin,dafür aber zum Beispiel ein falsches Häschen, das deutsche Hausschwein, die Nudelkrise, eine Mainzelfrau, und auch an Musik fehlt es nicht. Lust bekommen, das Geschenk ganz auszupacken?Das geht seit dem 20. April 2023 im Kino bei „Loriots große Trickfilmrevue“ Für diesen Blogbeitrag konnte ich einen Gastautor gewinnen. Ich fand ihn im Zimmer in einem Sessel sitzend und fragte „Was machst Du da?“Er: „Ich sitze hier.“Ich: „Wie, Du sitzt da? Einfach so? Willst Du nicht was lesen?“Er: „Später vielleicht. Jetzt möchte ich einfach nur hier sitzen.“Ich: „Möchtest Du nicht was schreiben?“Da sprang er vom Sessel und lief zu seinem Laptop. Also übergebe ich jetzt an den Gastautor. Da er in der Bloggerszene bisher noch völlig namenlos ist, nennen wir ihn einfach Jürgen Schulz-Lüdenscheidt. Jürgen S.-L.: Na, ganz so war es nicht! Da geht die Blindgängerin doch etwas spröde mit der Wahrheit um. Tatsächlich rief sie aus ihrem Büro rüber in das meinige: „In dem Text soll es um Knollennasen gehen! Da wärest Du doch eigentlich prädestiniert…“ Aber mit dem Geschenk hat sie recht. Gleich 31 Trickfilme des großartigen Vicco von Bülow alias „Loriot“, dem Meister des feinen Humors und Erfinder der Knollennasenmännchen, hintereinander und am Stück auf der großen Leinwand, das ist ein Geschenk! Wer kennt sie nicht, die liebenswert-kauzigen und natürlich knollennasigen Herren Dr. Klöbner und Müller-Lüdenscheidt in der Badewanne? Wer heute eine Gummiente sehen kann, ohne an die beiden zu denken, bewegt sich hart an der Grenze zum Kulturbanausen (oder ist einfach noch jung). Neben anderen Klassikern wie „Das gekochte Ei“ bietet der Film aber auch Loriot-Freunden noch Überraschungen. Manches ist weithin unbekannt, manches war nur vergessen. Vom ehrenwerten Beruf des Hasenbrüters durfte ich erstmalig erfahren, die „Comedian Harmonists“ waren eine schöne Wiederentdeckung. Der Film erscheint zu Loriots 100. Geburtstag. Er ist also ein Geschenk nicht nur für das Publikum, sondern posthum auch für den Zeichner und Erfinder der Figuren. Die Idee dazu hatte der Regisseur Peter Geyer, die Töchter Loriots, Susanne und Bettina von Bülow, wirkten als Produzentinnen mit. Die Trickfilme, oft noch aus den 60er Jahren und ursprünglich für das Fernsehen produziert, wurden behutsam neu gezeichnet und koloriert. Alles wirkt frischer, aber völlig unverfälscht. Die Kinoblindgänger gGmbH hat dazu eine barrierefreie Fassung produziert und bei der Greta App bereitgestellt. Es stellt sich die Frage: Warum eigentlich? Es ist doch eine deutsche Produktion, da besteht doch die Verpflichtung, eine barrierefreie Fassung zu erstellen? Diese Verpflichtung besteht nur, wenn der Film öffentlich gefördert wird. „Loriot“ ist aber rein privat finanziert, ganz ohne Steuergelder. Für eine barrierefreie Fassung waren dann keine Mittel mehr vorhanden. Jakob Kijas vom Salzgeber-Filmverleih wurde auf die Kinoblindgänger mit ihrer „Herbst-/ Winteraktion“ aufmerksam. Gemeinsam wurde das Problem gelöst. „Aaaah ja!“ würde jetzt der Fernsehreporter im Loriot-Trickfilm sagen. Das Team von Kinoblindgänger hatte dabei mächtig viel Spaß an der Arbeit! Text der Audiodeskription (AD): Inga HenkelRedaktion der AD: Barbara Fickert und Jürgen SchulzSprecherin der AD: Yesim Meisheit („Das war meine lustigste AD!“)Erweiterte Untertitel: SUBS Hamburg, Anna Pristouschek So können wirklich alle Freunde und Freundinnen Loriots und seiner knollennasigen Figuren das Geschenk für sich auspacken. Das mit dem „Geschenk“ darf man jetzt vielleicht nicht ganz so pingelig sehen wie gewisse Herren die Kochzeit bei einem 4-Minuten-Frühstücksei. Eine Kinokarte muß man schon bezahlen, aber ein Ticket für 31 Filme? Das ist doch so gut wie geschenkt! Also runter vom Sessel und rein ins Kino! Ich setz‘ mich derweil wieder hin. Einfach so. Schon mal kurz reingucken und/ oder reinhören läßt es sich auf Blindgängerins YouTube-Kanal. Dort gibt es fünf kleine Teaser, natürlich mit barrierefreier Fassung:

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Ein gezeichnetes Bild: Kitty mit rotem welligen Haar steht in einem schlicht eingerichteten Zimmer. Sie liest in einem kleinen Buch mit rotem Einschlag. Hinter ihr ein leerer Schreibtisch mit Leselampe und ein Bett mit grüner Tagesdecke. An der Wand ein einfaches Holzregal und einige Schwarzweißfotos mit Porträts, darunter Clark Gable.

Wo ist Anne Frank

„Anne? Margot? Otto? Edith? Wo sind denn alle?“ ruft ein rothaariges Mädchen in einem schummrigen, menschenleeren Museumsraum beunruhigt in „Wo ist Anne Frank“, dem gezeichneten Animationsfilm von Ari Folman, seit dem 23. Februar im Kino! Diese Frage, auf die es seit Langem mit trauriger Gewißheit eine Antwort gibt, ließ Marie auf ihrem Filmstreifen aufhorchen und nach einer längeren Pause sofort aktiv werden. Marie, so nennt die Kinoblindgänger gGmbH ihre mit Spenden- und Sponsorengeldern produzierten barrierefreien Fassungen. Wer sich ein Bild von Marie machen möchte, kann das auf Kinoblindgängers Webseite tun. „Der aus einer ganz neuen Perspektive erzählte, so klug gemachte berührende Film über Anne Frank und ihre Familie muß unbedingt auch für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Seh- oder Hörbeeinträchtigung zugänglich sein“,waren sich Marie und „Anderes Sehen e.V.“ sofort einig.Ein herzliches Dankeschön für die großartige Unterstützung an den engagierten Verein, Deutschlands größter Initiative zur Förderung und autonomen Mobilität blinder Kinder! Das Kinoblindgänger-Team stürzte sich unverzüglich in die Arbeit und die Audiodeskription und erweiterten Untertitel waren rechtzeitig zum Kinostart bei der Greta App bereitgestellt.Den barrierefreien Trailer gab es bereits vorher in Blindgängerins YouTube-Kanal. Die Audiodeskription spricht wie auch die im Film Sascha Gluth. Aber wer ist eigentlich das rothaarige Mädchen?Während sich Familie Frank von Juni 1942 bis August 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nazis versteckte, schrieb Anne ein Tagebuch in Briefform. Als Adressatin ihrer Briefe hatte sie sich eine beste Freundin namens Kitty ausgedacht.Heute ist der Ort des Verstecks ein weltweit bekanntes Museum und genau dort geschieht an einem stürmischen Morgen folgendes:In dem schummrigen Museumsraum zerspringt das Glas des Schaukastens, in dem Annes Original-Tagebuch aufgeschlagen liegt. In der ersten Zeile steht in Schreibschrift: „Liebe Kitty“, daneben steckt ein Füller in einem Halter. Dicke schwarze Tintentropfen fallen auf die Buchseiten.Wie von Zauberhand löst sich die Schrift vom Papier. Feine schwarze Linien schlängeln sich im Lichtkegel empor. Aus ihnen formt sich ein Arm mit Hand.Füße berühren den Steinboden. Aus den Linien wird ein schlankes Mädchen in einem altmodischen graugrünen Kleid mit weißem Kragen. Sie hat rotes gewelltes Haar, blaue Augen und Sommersprossen. Im Museumsraum verhallen Kittys Rufe nach Anne ungehört. Das ändert sich, als sie über eine schmale Treppe in ein Zwischengeschoss schleicht, durch eine halbhohe Luke steigt und über eine zweite Treppe in Annes kleines Zimmerchen gelangt. Dort auf dem Schreibtisch liegt nun das Tagebuch und Kitty beginnt darin zu blättern!Mehr verrate ich wieder einmal nicht. Susanne Linzer, Ralf Krämer und ich hatten jedenfalls beim Texten der Audiodeskription ganz schön zu tun, diesem quirligen Teenager-Mädchen auf den Fersen zu bleiben. Mal plaudert sie mit Anne in der Vergangenheit, mal flüchtet sie im Jetzt mit dem Original-Tagebuch über die vereisten Grachten und Amsterdamer Straßen vor der Polizei.Mal ist sie für ihr Gegenüber unsichtbar, mal löst sich ihr Körper in feinen, sich nach oben schlängelnden Linien auf, um sich kurz danach wieder zu stabilisieren.Kitty verfügt über einen genauso wachen Verstand wie Anne und bleibt nicht in der Vergangenheit stecken, ganz im Gegenteil. Ich kann nur allen empfehlen, sich ebenfalls im Kino an Kittys Fersen zu heften und es zu genießen, einen Film in dem wunderbaren Ort KINO zu erleben. Dieses Vergnügen war Anne, wie sie ihrem Tagebuch anvertraute, in den letzten Jahren ihres kurzen Lebens nicht mehr vergönnt.

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Die Autorin von Audiodeskriptionen Jutta Polić, die Blindgängerin und Andres Schüpdach von der Greta App stehen vor einer Wand im Lichtblick-Kino. Hinter ihnen das Filmplakat von „Mission Ulja Funk“. Die Blindgängerin hält einen großen Blumenstrauß im Arm.

Mission Ulja Funk

Vielen Dank, für die Blumen, Elisa vom Lichtblick-Kino, vielen Dank, Jutta und Andres, daß ihr mir nicht nur für das Foto zur Seite gestanden habt, und Ralf fürs Fotografieren! Aber jetzt zu dir, Ulja! Wer oder was steckt eigentlich hinter diesen mysteriösen Zeichen: VR-24-17-20 und C/2022 E3 (ZTF)? „Das ist doch total einfach“, kommt‘s aus der 12-jährigen wie aus der Pistole geschossen! „C/2022 E3 (ZTF) ist ein grüner Komet, der nach 50 Tausend Jahren wieder einmal an der Erde vorbeisaust und jetzt am 01. Februar am besten zu erkennen sein wird. Ich habe leider keine Zeit zu erklären, woher dieser Himmelskörper seine merkwürdig grüne Farbe hat. Nur soviel, den gibt’s wirklich! Ich muß mich jetzt nämlich sofort auf den Weg machen, zuerst nach Polen und dann weiter nach Belarus. Dort wird in wenigen Stunden der kleine Asteroid VR-24-17-20 aufschlagen, den ich vor kurzem entdeckt habe. Das darf ich auf keinen Fall verpassen. Und schon geht’s los, mitten in der Nacht, in einem ausrangierten Leichenwagen. Hinterm Steuer sitzt Henk aus meiner Klasse, der ist nur ein Jahr älter als ich. Als ob seine chaotischen Fahrkünste nicht schon schlimm genug wären, entdecken wir auf einer polnischen Autobahn auch noch meine Oma Olga auf der Ladefläche. Ihr habe ich hauptsächlich den ganzen Schlamassel zu verdanken, daß ich den kleinen Asteroiden nicht gemütlich von zu Hause aus verfolgen kann, sondern ihm hinterherreisen muß. Aber was erzähl ich lange, fahrt einfach bei uns mit und zwar im Kino in Mission Ulja Funk! Meine Familie, der Pastor und die halbe Gemeinde unseres Städtchens sind uns auch schon dicht auf den Fersen, Langeweile kommt also garantiert nicht auf! Was ich noch schnell loswerden muß, im wahren Leben heißt Henk übrigens Jonas Oeßel, meine Oma Olga Hildegard Schroedter und ich heiße Romy Lou Janinhoff. Jetzt halte ich aber die Klappe, nicht gerade eine Stärke von mir, und übergebe das Wort an die Blindgängerin. Die hat gerade im Lichtblick-Kino in Berlin-Prenzlauer Berg unsere wilde abenteuerliche Tour mit Audiodeskription über die Greta App verfolgt. Sie steht schon mit ihrer Kollegin Jutta, ebenfalls im Bereich Audiodeskription tätig, für eine kurze Frage-Antwort-Runde auf der kleinen Bühne vor der Leinwand. Hoffentlich verrät sie nicht, ob meine Mission geglückt ist, rechtzeitig zum Aufschlag des kleinen Asteroiden vor Ort zu sein?“ Keine Angst Ulja, nur soviel: Es war kaum zu überhören, daß sich alle im vollbesetzten Kinosaal köstlich amüsiert haben. Und zumindest meine Mission, daß darunter auch blinde Kinder sein würden, war zu meiner großen Freude geglückt! Etanel und Fanny waren mit ihren Familien zum ersten Mal im Kino. Das war für die beiden eine ganz neue Erfahrung, dank der Greta App gemeinsam mit allen anderen an der gleichen Stelle zu lachen oder zu bangen, wie es Ulja und ihren Mitstreitern und Verfolgern ergeht. Mit der App gab es keine Probleme und notfalls hätte Andres mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Jetzt ist es Zeit für ein Dankeschön an Ellen Schweizer vom Anderes Sehen e.V. und dem Sekretariat der Johann-August-Zeune-Schule für Blinde für die Kontaktvermittlung! Fanny beteiligte sich rege beim Publikumsgespräch. Sie wollte auch genau wissen, wie der Kinosaal aussieht und wieviel Plätze es gibt. Es sind wirklich nur 32. Jutta übernahm das Beschreiben und fragte, wie Fanny der Sprecher der Audiodeskription, Alexander Pensel, gefallen hätte: Sehr gut und kein bißchen schrill wie bei manchen Hörfilmen im Fernsehen, meinte Fanny! Dem schließe ich mich an und mein persönlicher Lieblingssatz war: „Der Pastor schaut ungläubig“, das muß man sich mal auf der Zunge zergehen lassen! Möglich wurde dieser tolle Kinonachmittag und viele weitere, solange der Film läuft, dank des Engagements der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH. Die Audiodeskription und erweiterten Untertitel für „Mission Ulja Funk“ wurden im Rahmen von Kinoblindgängers Herbst- und Winteraktion 22/23 bei der Greta App bereitgestellt. Informationen zu der Aktion gibt es hier: https://www.kinoblindgaenger.com/2022/10/13/kinoblindgaengers-herbst-aktion-2022/ „Dieser wunderbare Film von Barbara Kronenberg, gefördert von der Initiative „Der besondere Kinderfilm“, könnte doch was für Kinoblindgängers Aktion sein“, meinte Ralf Krämer, ebenfalls ein Kollege und Kulturjournalist. Ein toller Tipp! Jetzt aber drücke ich Ulja die Daumen für ihre Mission und dem Farbfilm Verleih, daß ganz viele Kinder, ob mit oder ohne Greta App, und natürlich auch Erwachsene im Kino mitfiebern!

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Die Blindgängerin mit ihren Freundinnen Astrid und Pascale auf einer Bank neben einem roten Teppich. Direkt hinter ihnen das Filmplakat "Monsieur Claude und sein großes Fest". Auf dem Plakat die große Filmfamilie. Links daneben eine Werbetafel mit dem Bild eines Marmeladenglases.

Monsieur Claude und sein großes Fest

Langeweile? Kommt wie bei den vorherigen Filmen auch dieses Mal im Kinosaal bei „Monsieur Claude und sein großes Fest“ garantiert nicht eine Sekunde auf. Kein Wunder bei dieser Familie! Und wer hält Monsieur Claude und seine Frau Marie, wieder einmal ganz wunderbar gespielt von Christian Clavier und Chantal Lauby, so auf Trab? Manchmal stehen sich die beiden, fast auf den Tag 40 Jahre glücklich verheiratet, ein bißchen selbst im Weg. Großen Wirbel verursachen ihre vier bezaubernden, etwas chaotischen Töchter, alle mit einem leichten Hang zur Egozentrik. Auch ihre liebenswerten Ehemänner aus Algerien, Israel, China und von der Elfenbeinküste geben ihr Bestes und überraschen mit immer wieder neuen Geschäftsideen.Aber richtig drunter und drüber geht’s erst, als deren Eltern zu Claudes großem Fest aus allen Himmelsrichtungen anreisen, jeweils mit einem saftigen Eheproblem im Gepäck.Als ob das nicht genug wäre: Für viel Unruhe zwischendurch sorgt ein ganz neues Gesicht, der deutsche Helmut Schäfer, herrlich deutsch gespielt von dem in Frankreich lebenden Jochen Hägele, ursprünglich aus Stuttgart. Bei der Premiere im Kino der Berliner Kulturbrauerei jedenfalls knickerten alle während der 98 Filmminuten pausenlos vergnügt vor sich hin und es wurde auch lauthals gelacht. Vor der Vorstellung entstand im Foyer das Foto für den Blogbeitrag.Wir, meine beiden Freundinnen Astrid, Pascale und ich, haben uns dazu einfach in Monsieur Claudes 18-köpfiges Familienfoto reingeschummelt. Und was hat es mit dem großen Marmeladenglas auf dem Plakat neben uns auf sich?Der traditionelle französische Konfitürenproduzent „Bonne Maman“ ist Sponsor des Films und nach der Veranstaltung gingen alle mit einem Glas Marmelade nach Hause. Hab schon genascht, schmeckt köstlich! Aber das Beste, jedenfalls für Kinobegeisterte mit Hör- oder Sehbeeinträchtigung, kommt zum Schluß:Wie schon bei den beiden Filmen aus den Jahren 2014 und 2019 hat der Filmverleih Neue Visionen wieder eine barrierefreie Fassung gesponsert und bei der Greta App bereitgestellt, ein ganz großes Dankeschön dafür!!! Ich durfte gemeinsam mit Bettina Hutschek und Ralf Krämer an der Hörfilmfassung arbeiten.Viel Zeit zum Beschreiben ließ uns das Schauspiel-Ensemble nicht, aber wir nutzten jede noch so kleine Redepause, vor allem, um zu sortieren, wer da gerade wo mit wem zetert oder herumwitzelt.Die Sprecherin Yesim Meisheit mußte sich bei den vielen schnell zu sprechenden Stellen ganz schön sputen. Dabei klang sie aber nie gehetzt und ihre Stimme paßte perfekt in das Stimmengewirr! Erst mit Rockmusik, die mir ins Bein ging, und dann mit einer wunderschönen melancholischen Ballade klang M. Claudes Fest jedenfalls für uns im Kinosaal leider viel zu schnell aus.Mohamed, Rachids Vater und Isabelles Schwiegervater, hatte nämlich auch seine Band, die “Elektrischen Hyänen”, mit im Gepäck! Nach der Vorstellung beantworteten der Regisseur Philippe de Chauveron und Jochen Hägele sehr sympathisch die vielen Fragen aus dem Publikum. Und von diesem kamen auch schon einige Ideen für eine Fortsetzung. Ich bin gespannt!

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Der Hauptdarsteller Bernard Campan und die Blindgängerin stehen vor einer Wand mit Filmplakaten. Er legt seine Hand auf ihre Schulter. Neben ihnen das Plakat zum Film "Glück auf einer Skala von 1 bis 10".

Glück auf einer Skala von 1 bis 10

„9,5“, antwortet Igor prompt auf die Frage, wie glücklich er auf einer Skala von 1 bis 10 sei!Das ist zwar beinahe die volle Punktzahl, aber eben nur fast, also „Presque“, wie die Franzosen sagen, und so lautet auch der französische Filmtitel! Ich versuche jetzt die 10 voll zu machen, und zwar mit den mich beglückenden Momenten rund um diesen Film mit dem deutschen Titel „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“! Glück 1: Nur dank des großartigen Engagements des X Verleih können Kinobegeisterte mit Hör- und Sehbeeinträchtigung diesen berührenden Film mit Audiodeskription beziehungsweise erweiterten Untertiteln über die Greta App erleben!Eigentlich hätte für den Film aus Frankreich und der Schweiz mangels deutscher Beteiligung keine barrierefreie Fassung erstellt werden müssen. Glück 2: Es war mir eine Ehre, an der Hörfilmfassung mitarbeiten zu dürfen!Anfangs waren die Autorin Elke Cremer und ich etwas verunsichert: Würden wir für Igors Beschreibung die richtigen Worte finden?Aber die Unsicherheit verflog im Nu. Das lag an Alexandre Jolliens charmantem, unverkrampftem, geistreichem, mal witzigem, mal ernstem Spiel! Alexandre ist wie seine Filmfigur Igor mit zerebraler Kinderlähmung geboren.Nach der Redaktion durch Hannah Schwarz sprach Diana Gaul mit einer immer perfekt dosierten Emotion in der Stimme die Audiodeskription ein. Glück 3: Die ganz besondere Stimmung bei der Premierenvorstellung!Alle im vollbesetzten Saal konnten es kaum abwarten zu erfahren: Wie wird mit dem Thema Behinderung hier umgegangen? Alle im Publikum, ob mit oder ohne Behinderung, waren sich, so mein Eindruck, einig: Sehr gelungen und vor allem ohne Klischees!Und das i-Tüpfelchen war, daß Bernard Campan, einer der beiden Hauptdarsteller, nach der Vorstellung die vielen Fragen aus dem Publikum beantwortete und sich mit mir im Foyer fotografieren ließ, merci!Das zweite Tüpfelchen wäre gewesen, wenn auch Alexandre Jollien hätte dabei sein können! Doppelglück 4 und 5: Die Idee für den Film hatte Philippe Godeau. Aber daß der Film ist, wie er ist, liegt an Bernard Campan und Alexandre Jollien!Als Filmfiguren werden sie unzertrennliche Freunde. Igor ergreift die Initiative und Louis (Bernard Campan) kann sich dem sympathischen Hobbyphilosophen mit dem immer passenden Spruch auf den Lippen irgendwann einfach nicht mehr entziehen.Im wahren Leben war es umgekehrt. Bernard nahm vor vielen Jahren Kontakt zu Alexandre auf und seitdem sind sie sehr eng befreundet.Das Drehbuch schrieben sie gemeinsam und führten auch beide Regie, bravo! Glück 6: Igors zum Verwechseln ähnliche deutsche Stimme!Ein ausgebildeter Sprecher mit einem ähnlichen Krankheitsbild konnte trotz großer Bemühungen für die Synchronisation nicht gefunden werden.Wie sich Alexandres Behinderung auf seine Stimme und seine Art zu sprechen auswirkt, konnte ich mir während der Vorstellung kurz anhören. Seit neuem ist es nämlich möglich, sich über die Greta App für einige Filme die Dialoge in der Originalsprache über Kopfhörer ins Ohr flüstern zu lassen. Und ich war fasziniert, wie gut Jonas Lauenstein, abgesehen davon, daß er deutsch spricht, Alexandre zum Verwechseln ähnlich klang. Glück 7: Die wunderschöne und zu jeder Lebens- und auch Liebeslage passende Filmmusik von Niklas Paschburg! Glück 8: Und à propos Liebeslage, das Beschreiben der meisten Liebes- und Sexszenen ist ermüdend und langweilig, hier aber absolut nicht!Eigentlich hatte sich Louis eine Dame über einen Escort-Service in Montpellier auf sein Hotelzimmer bestellt, war dann aber doch nicht in Stimmung. Als sich Elsa (Marie Benati) von Igor im Zimmer nebenan nur verabschieden will, setzt sie sich zu ihm auf die Bettkante und …Ich war darüber, wie sich die beiden allmählich näherkommen, genauso berührt und überrascht, wie die beiden selbst! Glück 9: Der Hund wurde nicht vergessen!Wütend bellend bewacht der Hund sein gerade verstorbenes Frauchen und wird in ein Nebenzimmer gesperrt. Die alte Dame spielt übrigens bis zum Schluß eine wichtige Rolle. Und schon sind‘s neun und mit… Glück 10: …verabschiede ich mich in den Urlaub an die wunderschöne französische Mittelmeerküste, und zwar ganz in die Nähe, wo Igor und Louis ihren Trip beenden. Meine Route beginnt zwar nicht in Lausanne, aber an Montpellier führt auch mein Weg vorbei.Und ich reise auch nicht im Leichenwagen eines Bestattungsinstituts in Gesellschaft der toten Dame in einem Sarg und mit einer Urne.Aber in Gesellschaft von Igor und Louis, avec plaisir!

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Andres Schüpbach vom Team "Greta und Starks" mit der Blindgängerin vor einer hellblauen Wand mit den Logos der Berlinale: Die weiße Silhouette eines Bären, daneben der Schriftzug "Internationale Filmfestspiele Berlin".

Auch neben der Berlinale bärenstarkes Kino

„Ich will Kühe!“ So stellte ein kleines Mädchen einst im Werbeslogan eines Reiseveranstalters unmißverständlich klar, wo und mit wem sie die nächsten Ferien verbringen möchte. Genau von diesen gemütlichen Vierbeinern inklusive der Zweibeiner, mit denen sie auf dem schwiegerelterlichen Bauernhof lebt, hat die 24-jährige Christin die Nase gestrichen voll.Sie will einfach nur weg vom Land, weg von ihrem Freund, und ab in die Stadt. „Ich will eine Prinzessin werden!“ Vielleicht hatte auch Diana einst wie viele kleine Mädchen diesen Traum. Wie auch immer, er ist in Erfüllung gegangen.Einige Jahre später will auch sie einfach nur weg von ihrem Gemahl und der königlichen Familie. Sie sehnt sich nach Dingen, die einfach, gewöhnlich und real sind. Ich wollte frisch geboostert einfach wieder einmal ins Kino, konnte mich abernicht entscheiden. Also ist gleich zwei Mal an einem Tag daraus geworden mit „Niemand ist bei den Kälbern“ von Sabrina Sarabiund„Spencer“ von Pablo Larrain! Übrigens schon wegen der beiden großartigen Hauptdarstellerinnen eine sehr gute Entscheidung!Kristen Stewart als Diana und Saskia Rosendahl als Christin glaubt man sofort, wie fehl am Platz und mißverstanden sie sich in ihren so verschiedenen Welten fühlen. Ich dachte immer wieder bei mir: Dann setzt euch doch endlich in eure Autos, die eine in einen Porsche, die andere in einen alten Kombi, und gebt Gas!Aber das ist in Dianas Situation leichter gesagt als getan und bei Christin in der Mecklenburgischen Provinz will gut Ding eben Weile haben. Christins Welt dreht sich unerträglich gemächlich wie Windräder bei Flaute!Gelangweilt und pausenlos mit ihrem Handy beschäftigt trottet sie in knallengen Hotpants über den Hof und rührt unaufgefordert so gut wie keinen Finger. Nur einmal stapft sie in Gummistiefeln zum Melken in den Kuhstall. Ein anderes Mal versorgt sie wenig motiviert die Kälber. Vielleicht kommt daher der Filmtitel?Ansonsten verbringt sie sehr viel Zeit in ihrem engen Schlafzimmer vorm Spiegel beim Anprobieren diverser knapper Outfits. Dann weckt der plötzlich auftauchende Windkraftmechaniker Klaus ihr Interesse. Das ständige Muhen der Milchkühe auf dem Hof und den Weiden klingt sehr zufrieden. Sie haben sich scheinbar bedeutend mehr zu erzählen als die Dorfbewohner. Aber wo Kühe sind, gibt’s auch Fliegen. Deren Summen war im Kinosaal so präsent, daß es auf der Haut zu kribbeln schien.Saskia Rosendahl meinte in einem Interview, man müsse die mürrische, verstockte und scheinbar entscheidungsunfähige Christin aushalten. Das gelang mir bis zu einem gewissen Grad, aber am Schluß machte sie mich einfach nur wütend. So funktioniert eben gutes Kino!Und macht Lust aufs Lesen des gleichnamigen Romans von Alina Herbing. Jetzt zu Dianas Welt, in der ihr eine eisige Brise entgegenweht!Im Jahr 1991 steuert Kronprinzessin Diana, geborene Spencer, ihren grünen Porsche auf das imposante Portal von Gut Sandringham in der englischen Grafschaft Norfolk zu. Dort hat sich auf Einladung der Queen die königliche Familie wie jedes Weihnachten bereits versammelt. Aber Diana kommt zu spät, eine Todsünde! Deshalb steht kein Bediensteter in Livree bereit, um ihr wie den zuvor eingetroffenen Royals den Wagenschlag zu öffnen. Die einzigen, die sich auf Dianas Ankunft freuen und sie sehnsüchtig erwarten, sind ihre beiden Söhne William und Harry.Der Rest der Familie inklusive ihres Gatten Charles zeigt ihr während der Festtage die eiskalte Schulter und die Gefühlskälte war förmlich durch die Leinwand zu spüren.Diana steht auf Schritt und Tritt unter Beobachtung und wird ständig ermahnt, etwas zu tun oder zu lassen. Ihr Gemütszustand, hervorragend und so überzeugend dargestellt von Kristen Stewart, schwankt zwischen tiefer Verzweiflung, Wut, Selbstzweifeln und Resignation. Tragischerweise könnte es nach dem, was damals aus dem Buckingham-Palast an die Öffentlichkeit sickerte, genauso einst um die Psyche der Kronprinzessin Diana bestellt gewesen sein.Eine hundertprozentige Abbildung der damals 30-Jährigen ist wohl kaum möglich und diesen Anspruch hatten die Filmemacher auch nicht, im Gegenteil!Hier, wie ich denke, zwei Beispiele für die künstlerische Freiheit:Eines Nachts verlangt Diana nach Gummistiefeln, einer Taschenlampe und einer Drahtschere. Was für ein herrliches Bild, als sie dann in ihrem wunderschönen bodenlangen weißen Abendkleid über eine Wiese stapft.Noch besser gefiel mir, wie sie der königlichen Jagdgesellschaft die Fasanenjagd gründlich vermasselte! Diana im Film hat jedenfalls bis zum Schluß meine hundertprozentige Sympathie und ich drücke Kristen Stewart alle Daumen, die für ihre Leistung als beste Hauptdarstellerin bei den Oscars nominiert ist! Dank einer Audiodeskription über die Greta App in meinem Ohr konnte ich beiden Filmen prima folgen und hatte – denke ich – immer die richtigen Bilder im Kopf. Zum Beispiel war ich mit im Kuhstall beim Melken und fasziniert von dem militärischen Drill, der in der königlichen Riesenküche mit Heerscharen von Köchen und Kellnern herrschte.Sehr detailliert wurden mir auch die knappen Outfits von Christin beziehungsweise die Garderobe von Diana beschrieben. Bei „Spencer“ bin ich einige Male über die Formulierung „Sie scheint…“ gestolpert. Zum Beispiel „Sie scheint die Orientierung verloren zu haben“. Das ist keine Beschreibung, sondern eine anhand von Gesten oder Blicken einer Person gewonnene Vermutung. Wenn diese beschrieben werden, kommen Blinde auch selbst zu diesem Ergebnis.Team „Spencer“: Text Gerrit Haas, Redaktion Julia Königs Die Sprecherin Nina Machalz war für mich eine sehr schöne akustische Neuentdeckung. Nur an manchen Stellen lag mir ein bißchen zu viel Pathos in ihrer Stimme. Team „Niemand ist bei den Kälbern“: Text Petra Kirchmann, Redaktion Anke Nicolai In der mir wohl vertrauten schönen, ruhigen Stimme der Sprecherin Nadja Schulz-Berlinghoff war immer entsprechend der Stimmung im Film die perfekte Dosis Emotion, nicht zu viel, nicht zu wenig! Und jetzt noch einmal zu mir:Ich will auf jeden Fall nicht Prinzessin sein, da wäre ich doch lieber bei den Kühen.Am liebsten will ich aber ins Kino und wie das Foto zeigt, hat es mir gerade ein ganz bestimmter Bär angetan!

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In einer Straße von New York tanzen ausgelassen junge Frauen und Männer in bunten Kostümen.

Jahresausklang mit West Side Story

„Heut Nacht, heut Nacht,ist die Welt voller Licht, mit Sonnen und Monden überall. Heut Nacht, heut Nacht,ist die Welt hell und wild, wird verrückt, Funken ins Weltall schießend.“ Das klingt zwar verdächtig nach dem Spektakel einer Silvesternacht, aber hier strahlt und funkelt das gerade entfachte Feuer einer ganz großen Liebe. „Tonight“ist ein Liebeslied, wunderschön romantisch gesungen von Maria (Rachel Zegler) und Tony (Ansel Elgort) in der von Steven Spielberg neu verfilmten „West Side Story“ Die perfekte Gelegenheit, mein kurzes, aber spannendes Kinojahr mit Freundinnen nach leckeren Tapas ausklingen zu lassen! Leonard Bernsteins Melodien hatten mich schon bei der Erstverfilmung des Musicals von 1961 infiziert. Allerdings nicht im Kino, sondern viele Jahre später in den 70ern mit meinem Sehrestchen und der Nasenspitze ganz dicht vor der Mattscheibe. Damals wie heute zählt zu meinen drei Favoriten: „America“„Amerika, ich bin gern in Amerika,ich mag die Insel Manhattan“ Dieser Tanz mit mitreißenden Rhythmen gehört den jungen puertoricanischen Frauen. Sie singen von ihren großen Erwartungen an die neue Heimat New York mit ihren verheißungsvollen Versprechungen.Und eine ist besonders präsent: Anita, die Freundin des Anführers der Sharks, ganz bezaubernd gespielt von Ariana DeBose.Sie hat einen Oscar genauso verdient wie Rita Moreno, die Darstellerin der Anita in der Erstverfilmung! Bei „America“ und den nicht untertitelten spanischen Dialogen fällt im Unterschied zur Erstverfilmung besonders Spielbergs authentische Besetzung auf. Die Mitwirkenden haben einen hispanischen Hintergrund. Außerdem ist das gesamte Ensemble viel jünger und alle singen ihre Gesangseinlagen selbst. „Dance at the Gym“ist Favorit Nummer zwei.Der spannungsgeladene Tanz der rivalisierenden Jugendlichen mit ihren Partnerinnen in einer riesigen Halle läßt schon kein gutes Ende der Geschichte erahnen. Dabei haben die Sharks und die Jets dasselbe Problem. Sowohl die Latinos als auch die Söhne europäischer Einwanderer kämpfen um Territorien, die vor ihren Augen durch dieselbe Abrißbirne verschwinden. „Cool“Mein absoluter Favorit! „Junge, Junge, hast du eine Rakete in der Tasche? Bleib cool!“ So versucht Tony die aufgeheizte Stimmung bei den Jets zu beruhigen. Er will die drohende Auseinandersetzung mit den Sharks unbedingt verhindern. Besonders angetan haben es mir bei „Cool“ die herrlich schrägen jazzigen Töne und die im Takt schnippenden Finger der Jets. Schon die Musik läßt die sich von einer auf die andere Sekunde ändernde Stimmung erahnen. Meine Favoritin außer Konkurrenz, die Greta App, war natürlich immer dabei.Mit den sehr gut gelungenen Beschreibungen der Szenerie des New York Ende der 50er Jahre, der bunten Kostüme und der Tänze konnte ich in mein Lieblingsmusical so gut wie noch nie eintauchen.Dazu trug auch bei, daß Musik und Gesang so wenig wie möglich übersprochen wurden.Der Text der Audiodeskription stammt von Michael Schorr und Jonas Hauer.Die ruhige Stimme des routinierten Sprechers Andreas Hofer klang sehr angenehm, vielleicht einen Tick zu routiniert? Und damit verabschiede ich mich sang- und klanglos und wünsche einen fantastischen und gesunden Rutsch ins neue Jahr, aber natürlich nicht ohne dieselbe Prozedur wie jedes Jahr! “Dinner for One” in der Version von Aktion Mensch (mit Audiodeskription):

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