Blog Blindgaengerin

Gesehen gehört

Vor einer weißen Hausfassade hängt eine Strickleiter. Zwischen den Sprossen sitzen schwarze Notenzeichen wie auf Notenlinien. Die Blindgängerin steht daneben und versucht, ihr rechtes Bein möglichst weit und hoch zu strecken.

Licht

Was für ein Spagat par excellence, von einer Strickleiter hin zu den Tonleitern! Vor einem Jahr wollte Maria Dragus über eine aus Stricken geknüpfte Leiter in eine Galerie einbrechen. In „Tigergirl“ machte sie als Vanilla die Straßen Berlins unsicher. Ich kann mir gut vorstellen, daß sie in den wilden Kampfszenen ihr akrobatisches und tänzerisches Können auch mit dem einen oder anderen Spagat unter Beweis gestellt hat. Hier geht es allerdings um den Spagat im übertragenen Sinn! Ich hatte noch genau das „Bäm!“ im Ohr, ihren nichts Gutes verheißenden Schlachtruf. Aber sobald Maria Dragus in “Licht“ zu sprechen begann, war sie für mich nur noch die von ihr hier verkörperte 18-jährige Wiener Pianistin Maria Theresia Paradis. Die Worte kommen ihr als Resi, wie sie kurz genannt wird, eher zurückhaltend und mit einem ungemein liebenswerten dezent österreichischen Akzent über die Lippen. Davon gibt es hier die erste der vom Farbfilm Verleih zur Verfügung gestellten Kostproben. Aber Vorsicht, der Ausschnitt ist reines Ohrenkino, ohne Bild! Der Originalton des Filmes und die Sprecherin der Audiodeskription sind zu hören. Letztere bekam ich im Kinosaal per Kopfhörer über die App Greta und Starks im mein Ohr. Ich hatte von der im Jahr 1759 in Wien geborenen Pianistin, Komponistin, Sängerin und Musikpädagogin noch nie gehört. Im Wiener Musikleben dagegen war Resi Paradis sehr prominent und mit Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart bekannt. „Am Anfang war die Nacht Musik“, ein Roman von Alissa Walser über das außergewöhnliche Leben der Maria Theresia Paradis! Zu beachten ist beim Buchtitel die Trennung von „Nachtmusik“ in zwei Worte. Es ist überliefert, daß die Pianistin mit drei Jahren „über Nacht“ aus nie ganz geklärten Gründen erblindete. Sie hatte zwar das Glück, schon als junges Mädchen musikalisch gefördert zu werden, mußte aber hauptsächlich nach dem Willen ihres Vaters, eines kaiserlich-königlichen Hofbeamten, einige qualvolle wie erfolglose medizinische Behandlungen über sich ergehen lassen. Als letzten Ausweg übergaben die Eltern ihre inzwischen 18-jährige Tochter in die Obhut des wegen seiner neuartigen Methoden umstrittenen Arztes Franz Anton Mesmer. Mit „Am Anfang war die Nacht Musik“ hat alles angefangen. Der historische Stoff dieses Romans mit Figuren, die es wirklich gegeben hat, inspirierte die Regisseurin Barbara Albert zu ihrem Film „Licht“, in dem sie sich auf Resis Aufenthalt in Mesmers Haus beschränkt. In ihrem Roman schreibt Alissa Walser abwechselnd aus der Perspektive des Mediziners Mesmer und der Patientin Paradis. Für Barbara Albert war die Figur der Resi die Spannendere, die sie gleich in ihr Herz schloß, und auf die sie sich deshalb in ihrem Film konzentriert. Ich tue das in meinen weiteren Ausführungen jetzt auch, obwohl das Franz Anton Mesmer (Devid Striesow) nicht ganz gerecht wird. Nach einigen Behandlungen, bei denen sich der Arzt eines magnetischen Fluidums bedient, vermag Resi zunächst wieder Licht und allmählich auch ihre Umgebung wahrzunehmen. Aber genauso schön ist es zu beobachten, wie sie – zum ersten Mal von ihren Eltern getrennt – aufblüht und Selbstvertrauen gewinnt. Auch das ist Mesmers Verdienst. Gleich in der ersten Sitzung öffnet sie sich ihm mit den beklemmenden Worten: „Wer nichts sieht, wird nicht gesehen, und wer nicht gesehen wird, wird auch nicht gehört, der lebt nicht.“ Und das bildet sie sich leider nicht nur ein. Beim Vorstellungsgespräch in Mesmers Haus ergreifen ausschließlich ihre Eltern für sie das Wort! Dazu Hörschnipsel 2: Aber am Klavier fühle sie sich wie ein General. Und das bekommt Mesmer bei dem Duett, der für mich schönsten musikalischen Einlage, auch zu spüren! Dazu der wunderschöne Hörschnipsel 3, bei dem mir die insgesamt sehr gut gemachte Audiodeskription besonders gefällt. Als ob die Sprecherin mit ihrer schönen Stimme die Musizierenden begleitet, ohne sie dabei zu stören! Ich denke, dieser Moment zählt zu Resis glücklichsten. Sie fühlt sich wohl im Hause Mesmer und die ersten zarten Erfolge der Behandlung stellen sich gerade ein. Noch wirkt sich die Verbesserung ihrer Sehkraft nicht negativ auf ihr virtuoses Klavierspiel aus. Resis Augen! Den typischen blinden Blick kann es schon alleine wegen der vielfältigen Ursachen für eine Erblindung mit den unterschiedlichsten Auswirkungen nicht geben. Resis Augen werden natürlich immer wieder beschrieben und das hört sich so an: Ihre geröteten Augen wandern ziellos umher, ohne etwas zu fixieren. Sie wirken trüb und glasig. Ihr Blick bewegt sich nicht. Ihre Augenlieder flattern. Unbeholfen folgen ihre Augäpfel ihrer Hand dicht vor ihren Augen. Das Bild ist erst verschwommen, dann wird es klar. Ihre Augen fokussieren einen Gegenstand. Unruhig rollen ihre Pupillen hin und her. Im Profil schimmert ihr Augapfel weiß. Ich habe zwar auch einem blinden Menschen noch nie direkt in die Augen geschaut, aber das klingt für mich sehr plausibel, gut gelöst und vor allem nicht übertrieben. Spannender für mich und überzeugend dargestellt fand ich, wie sie sich anfangs vorsichtig tastend bewegt und später Schrittchen für Schrittchen auch alleine ihre Umgebung erforscht. Sie erfährt, daß Dinge, die sie sieht, weiter entfernt sind, als sie vermutet, und gerät über einen Misthaufen auf einer Wiese in Entzückung! Maria Dragus ließ sich übrigens von der Fachfrau Silja Korn beraten! Zwei Seelen in meiner Brust! Wenn zugegebenermaßen auch ein bißchen neidisch, ich habe mich mit Resi über jede noch so kleine Besserung ihres wiedergewonnenen Augenlichts gefreut. Vereinzelte Äußerungen von Blinden, die keinen Wert darauf legen, sehen oder wieder sehen zu können, kann ich nicht nachvollziehen. Und auch bei Resi hörte ich einige Male Sehsüchte heraus. Das heißt natürlich nicht, daß Resi und ich mit unserem Schicksal hadern und jammern. Weil das Klavierspielen ihr Leben ist, ist Resis Verzweiflung entsprechend groß, als sie feststellt, ihre Hände beim Spielen nicht mehr wie gewohnt unter Kontrolle zu haben. Ich war hin und hergerissen, ob ich dieses Leid genauso wie ihre Freud mit ihr teilen kann oder soll. Denn dies hätte auch eine nur vorübergehende Phase der Irritierung sein können. Schließlich ist ihr musikalisches Talent nicht auf ihre Blindheit zurückzuführen. Dieses wäre nur ohne ihre Erblindung als kleines Mädchen und der damit einhergehenden frühen musikalischen Förderung nicht zu Tage getreten. Aber Resi braucht mein Mitleid überhaupt nicht! Selbstbewußt verläßt sie nach geschätzt zwei, drei Monaten Mesmers Haus und kennt jetzt

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Die Blindgängerin ist in eine Goldfolie gehüllt. Sie trägt ein goldenes Schwert in der linken Hand. Mit der rechten hält sie eine goldene Kugel, die ihr Gesicht verdeckt. Sie steht im Scheinwerferlicht, das ihren Schatten auf die weiße Wand hinter ihr wirft.

Aus dem Nichts

Was ihre Größe und ihr Gewicht angeht, sind diese drei gut zu händeln. Dazu sind sie heiß begehrt und mit einer dünnen Goldschicht überzogen. Eine Kugel, die man sich nicht selbst gibt, ein in die Jahre gekommener Schwertträger und eine 19-Jährige! Das mit der Goldkugel hat schon einmal geklappt! Am 07. Januar bekam der Regisseur Fatih Akin einen Golden Globe Award für „Aus dem Nichts“ als besten fremdsprachigen Film überreicht. Bravo und herzlichen Glückwunsch! Noch auf der Bühne drückte er der Hauptdarstellerin seines Films die Trophäe in die Hand. Diese stellt eine stilisierte Weltkugel dar, die auf einer Filmrolle ruht. Diane Kruger überzeugt in der Rolle als Katja, der tragenden Figur des Films, und dafür erhielt sie bereits letztes Jahr in Cannes die Goldene Palme! So ganz aus dem Nichts kam der Golden Globe also nicht. Jetzt wird der vergoldete Schwertträger, der auf einer Filmrolle steht, anvisiert! Sein Spitzname ist von jeher Oscar und er feiert am 04. März bei der diesjährigen Oscar-Verleihung seinen 90. Geburtstag. Welche fünf nicht englischsprachigen Filme dann um den Auslands-Oscar konkurrieren, wird am 24. Januar bekanntgegeben. Die Chance, daß der von Deutschland eingereichte Film „Aus dem Nichts“ dabei ist, hat sich nach dem Erfolg bei den Golden Globe Awards auf jeden Fall erhöht, aber trotzdem sicherheitshalber fest die Daumen drücken! Ein Heimspiel dagegen ist die güldene, in einen Filmstreifen gehüllte 19-Jährige! Die Lola ist von ihrem Outfit und ihrem Namen her meine Favoritin unter den dreien. Ende April wird sie zum 19. Mal als Trophäe den Preisträgern beim Deutschen Filmpreis übergeben. Dann werden sich Fatih Akin und sein Filmteam bestimmt über mehr als nur eine Lola freuen dürfen! Details zum Deutschen Filmpreis, der Lola im Allgemeinen und hoffentlich demnächst einer Lola für die beste barrierefreie Filmfassung gibt’s hier zum Nachlesen: www.blindgaengerin.com/tag/barrierefreie-lola/ Eine barrierefreie Fassung für „Aus dem Nichts“ gibt es, sie ist allerdings nicht über die App Greta und Starks verfügbar. Der Verleiher hat das Bereitstellen seiner deutschen Filme auf der App zum Glück zwar nur vorübergehend ausgesetzt, aber der Kinostart fiel ausgerechnet in diese Phase. Deshalb klappte Plan A diesmal nicht: Die Hörfilmbeschreibung zu Hause herunterladen und nach einem kurzen Test der App beruhigt ins nächstgelegene Kino gehen. Also Plan B: Schauen, ob der Film in einem der zwei Berliner Kinos gezeigt wird, die mit der CinemaConnect-Technik ausgestattet sind. Das war sogar in beiden der Fall und ich machte mich in eines davon auf den recht weiten Weg. Im Kinosaal aber hörte ich dann zu meiner großen Enttäuschung im Kopfhörer von der Audiodeskription: Nichts! Vom um Aufklärung sehr bemühten Kinopersonal erfuhr ich den Grund: Die Tonspur mit der Audiodeskription war nicht auf dem DCP, der digitalen Filmrolle. Darauf wolle man aber in Zukunft achten! Und jetzt zum unorthodoxen Plan C: Der Produzent der barrierefreien Fassung ließ mir freundlicherweise den sehr gut geschriebenen Text der Audiodeskription zukommen. So öffneten sich mir dann beim Lesen im Nachhinein die Augen über den genauen Hergang mehrerer Szenen und über viele Details. Die herausragende schauspielerische Leistung von Diane Kruger in der Rolle der Katja, wie sie mit ihrer Mimik und sehr starkem Körpereinsatz ihr Leid durchlebt, kann ich mir jetzt natürlich auch noch besser vorstellen. Wieder einmal stelle ich fest, wie wichtig die zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen für mich am liebsten über die App Greta sind. Um den Film ohne Audiodeskription zu schauen, hätte ich zwar nicht durch die halbe Stadt fahren müssen, aber ich bereue trotzdem: Nichts! Denn der Film, den man auf keinen Fall verpassen sollte, kann dafür schließlich am wenigsten, bzw. NICHTS! Ohrenkino! Dank Warner Bros. kann ich nun zehn akustische Kostproben ein bißchen über die dreiteilige Filmhandlung erzählen lassen! Die kurzen Ausschnitte liefern den reinen Filmton, ohne Bild, ohne Bildbeschreibung, so wie meine Kinosituation war. „Eins – Die Familie“ Ein ganz normaler Nachmittag im Familienleben von Katja, ihrem Mann Nuri und dem gemeinsamen sechsjährigen Sohn Rocco: Clip 1 Ein paar Stunden später . . . Clip 2 Clip 3 und 4 sprechen für sich! Clip 3 Clip 4 Katjas Verzweiflung und ganz kurze Selbstzweifel im Gespräch mit Danilo Fava, ihrem Trauzeugen, Freund und Rechtsanwalt: Clip 5 „Zwei – Gerechtigkeit“ Der Prozeßbeginn Clip 6 Die Verteidigung beantragt, Katja als Zeugin, die auch als Nebenklägerin auftritt, bis zu ihrer Vernehmung von der Verhandlung auszuschließen. Sie scheitert damit aber und so kommt es zu der erschütternden Szene in Clip 7. Clip 7 Katjas erste Zweifel an einer Verurteilung des jungen Nazipärchens Clip 8 „Drei – Das Meer“ Katja nimmt in Griechenland am Meer die Spur des jungen Nazipärchens auf… Clip 10 …und findet die beiden. Clip 11 Licht ins Dunkel dieses fast dialogfreien Ausschnittes bringt hier der dazugehörige Text der Audiodeskription: Nervös kniet sie sich hin, späht zum Strand hinüber und streicht sich das Haar aus dem Gesicht. Auf allen vieren kriecht sie ein Stück weiter vorwärts. Dort steht Makris bei André und Edda vor einem Wohnmobil. André: UT [André:] Bist du sicher? Makris: UT [Makris:] Klar bin ich sicher. Ich hab sie verjagt. André: UT [André:] Was sollen wir jetzt tun? Makris geht zu seinem Pick-Up. Katja verbirgt sich hinter den Büschen. Makris gibt André die Eisenstange. Er reicht Edda und André die Hand und steigt in seinen Wagen. Katja beobachtet es. Langsam fährt Makris rückwärts. Katja presst sich geduckt in die Sträucher. Der Pick-Up fährt davon. Zu Ende, das war’s. Mehr gibt’s im Kino!

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Die Blindgängerin steht im Park auf einem Skywalker, einem Fitnessgerät. Sie trägt die schwarze Maske des Kylo Ren, eine schwarze Jacke und schwarze Jeans. Mit dem rechten Arm schwingt sie ein rotes Lichtschwert.

Star Wars – Die letzten Jedi

Entwarnung: Keine Spoilergefahr! Hier geht es zwar um den neuen Blockbuster, es werden aber keine Details verraten! Vielmehr ist es mir ein Bedürfnis, kundzutun, daß ich vor kurzem mit „Star Wars – Die letzten Jedi“ zum ersten Mal und völlig unvorbelastet Kontakt zum Star-Wars-Universum aufnahm. Und das fand ich so galaktisch gut, daß ich anschließend meine rabenschwarzen Wissenslöcher schließen wollte. Dabei hätte ich mich beinahe im enzyklopädischen Universum mit 1375 Links verloren, Tendenz steigend, weil die Beiträge für „Die letzten Jedi“, die achte Episode, ja noch ausstehen. Aber jetzt kann ich wenigstens ein bißchen mitreden! Vor dem Kinobesuch war mir der Begriff „Skywalker“ nur als Bezeichnung für mein Lieblingsgerät in einem Fitnessstudio bekannt. Mit den Füßen gleitet man auf zwei parallelen Schienen abwechselnd vor und zurück über dem Boden. Das hat etwas Schwebendes, nur daß man auf der Stelle schwebt. Wahrscheinlich weiß jedes Kind, daß Skywalker, mit Vornamen Luke, ein Meister des Jedi-Ordens ist. Als Vertreter der hellen Seite der Macht spielt er in sechs der acht Episoden eine zentrale Rolle. In den beiden letzten Folgen hat er es immer wieder mit seinem abtrünnigen Neffen Kylo Ren zu tun, der sich auf die dunkle Seite der Macht geschlagen hat und seinem Onkel um jeden Preis den Garaus machen möchte. Das war nicht gespoilert und die Verletzung, wegen der Kylo Ren sein Gesicht hinter einer schwarzen Maske verbirgt, hat er sich auch schon in Episode sieben eingefangen. Der Sound im Kinosaal war einfach grandios. Das gilt, davon gehe ich unbesehen aus, auch für die vielen visuellen Effekte bei den Kämpfen sowie für die Bilder zum Beispiel der Planeten, ihrer Landschaften und der vielen fantastischen Tierwesen. Diese Bilderflut bekam ich bestmöglich von einer sehr gut gemachten Hörfilmbeschreibung über die App Greta vermittelt. Auch der Sprecher hat für meine Ohren maßgeblich zum Gelingen der Audiodeskription beigetragen, Chapeau! Und ganz viele Chapeaus oder auch zehn von zehn Sternen vergebe ich an Disney für sein großartiges Engagement! Seit über einem Jahr macht der Medienkonzern all seine Filmtitel mit Audiodeskriptionen und Untertitel über die App Greta und Starks für alle Kinobegeisterten uneingeschränkt erlebbar! Die Tatsache, daß es für “Die letzten Jedi“ erstmals für einen Star-Wars-Film eine Audiodeskription gab, war für mich das schlagende Argument, mir den Film anzuschauen! Entwarnung gibt es seit Anfang der 1970er Jahre übrigens für alle „Blockbuster“! Denn von da an wurde dieser Begriff für Filme verwendet, die so viel Publikum anlocken, daß sich Warteschlangen um den Häuserblock bilden, bzw. die mit ihrem Erfolg die Kinos blockieren. Vorher aber, während des Zweiten Weltkrieges, war Blockbuster die Bezeichnung für eine Fliegerbombe, die das verheerende Zerstörungspotential hatte, einen ganzen Wohnblock komplett in Schutt und Asche zu legen. Hoffentlich geht es auch in Zukunft, wenn überhaupt, nur auf der großen Leinwand kriegerisch zu! Verabschieden möchte ich mich bis zum Wiedersehen in 2018 mit dem leicht abgewandelten Jedi-Gruß: Mögen Gesundheit, Friede und Glück mit Euch sein! Und der Link zur selben Prozedur wie jedes Jahr, ebenfalls leicht abgewandelt, darf natürlich auch nicht fehlen:

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Django Reinhardt mit der Gitarre auf der Bühne. Weißer Anzug, weinrotes Hemd mit Krawatte. Die dunklen Haare streng zurückgekämmt, dazu ein kleiner Schnurrbart. Django schaut beim Spielen auf seine linke Hand, die Greifhand.

Django – ein Leben für die Musik

Ein- beziehungsweise beidhändig agieren sie alle drei blitzschnell und mit flinken Fingern präzise auf den Punkt: Ihr Name ist Django! Zwei sind Revolverhelden und beweisen ihre todbringende Fingerfertigkeit nur als rein fiktive Filmfiguren. Der Erste bereits vor 51 Jahren in dem Italowestern „Django“ und Nummer zwei in dem US-amerikanischen Spielfilm „Django Unchained“ von 2012. Über den Dritten im Bunde startete jetzt am 26. Oktober ein Kinofilm aus Frankreich! „Django – Ein Leben für die Musik“ Das Team der Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH war von dem Filmportrait des legendären, natürlich nicht fiktiven Jazzgitarristen Django Reinhardt genauso fasziniert wie das des Berlinale Festivals. Deshalb gibt es für den diesjährigen Berlinale-Eröffnungsfilm jetzt zum regulären Kinostart eine Marie! Sie macht mit der Audiodeskription und den erweiterten Untertiteln, produziert und finanziert von der Kinoblindgänger gGmbH, diesen großartigen Film für alle barrierefrei erlebbar. Dazu gehört wie immer auch die Bereitstellung der Marie (barrierefreie Fassung) auf der App Greta und Starks. Das übernahm für „Django“ der Verleih. Dafür ein herzliches Dankeschön an den „Weltkino Filmverleih“! Django Reinhardt wurde als Sohn französischsprachiger Sinti 1910 in Belgien geboren. Nach einigen Jahren mit seinen Eltern in Nizza, Italien, Korsika und Nordafrika wuchs er ab 1918 in einer Wohnwagensiedlung am Stadtrand von Paris auf. Schon als 12-jähriger begann er seine professionelle Musikerkarriere. Der französische Regisseur Étienne Comar konzentriert sich in seinem Spielfilm auf Djangos Leben ab 1943 und endet mit einer sehr berührenden Szene kurz nach Kriegsende im Mai 1945. Der virtuose Gitarrist gilt als Begründer und Vorreiter des europäischen Jazz und schuf mit dem Gypsy-Swing einen neuen Musikstil. Dieser Rhythmus, daß jeder mit muß! (singt Udo Lindenberg) Und dieser Hörschnipsel mit Audiodeskription ist der beste Beweis! Hörschnipsel 1: Hoppla, beinahe wäre die Marie der Kinoblindgänger gGmbH vor Begeisterung von ihrem Filmstreifen gepurzelt! Diese Kostprobe stammt von einem Konzert des berühmten Quintette du Hot Club de France im einem Pariser Theatersaal im Sommer 1943. Django spielt die Solo-, sein Bruder Joseph die Begleitgitarre. Djangos Welt, in der nur Platz für Musik ist, scheint bis dahin in Ordnung zu sein. Sogar im Konzertsaal anwesende uniformierte Nazis können sich dem Bann der doch als „Negermusik“ verpönten Rhythmen nicht ganz entziehen. Aber schon am selben Tag ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Reichspropagandaminister Goebbels zitiert Django mit seinen Mitspielern ins Deutsche Reich, für eine Tournee zur Erheiterung der deutschen Soldaten. Zunächst hindert ihn nur seine gekränkte Musikerehre, der Order Folge zu leisten. Denn die absurden Auflagen der Nazis, was er wie zu spielen und vor allem nicht zu spielen habe, lassen von seiner Musik nicht mehr viel übrig. Aber schließlich erkennt auch er den Ernst der Lage. Er flieht mit seiner schwangeren Frau und seiner Mutter in die Nähe der Schweizer Grenze, wo sich bereits einige Familien seines Clans mit ihren Wagen versammelt haben. Dort wird die Situation für alle Beteiligten mit jedem Tag bedrohlicher. Der folgende Hörschnipsel gehört zu meinen Lieblingsstellen des Films. Er „zeigt“ Djangos obercoole Maman, dargestellt von Bimbam Merstein, in ihrem Element. Hörschnipsel 2: In dem Hörschnipsel ist neben den Filmfiguren nicht nur Nadja Schulz-Berlinghoff, die Sprecherin der Audiodeskription, zu hören. Denn die auf Romanes geführten Dialoge, die als Untertitel eingeblendet sind, werden von Susanne Hauf, Andreas Sparberg und Pascal Cürsgen gesprochen. Den Text der Hörfilmbeschreibung erarbeitete das sehr gut eingespielte Trio, das aus Inga Henkel, Lena Hoffmann und mir besteht. Besonders aufmerksam schauten wir Reda Kateb, dem Darsteller des Django, beim Gitarre spielen auf die Finger seiner linken Hand. Der wahre Django konnte nach einem Brandunfall nur noch mit zwei statt mit vier Fingern die Saiten greifen. Kleiner Finger und Ringfinger waren verkrümmt und versteift, ihm blieben nur Zeige- und Mittelfinger. Bei Akkorden behalf er sich zum Greifen der tiefen E-Saite mit dem Daumen, der auf dem Griffbrett eigentlich nichts zu suchen hat. Vor diesem Hintergrund sind die Tempi, mit denen Django seine Läufe spielte, um so phänomenaler! Bei Reda Kateb, der vor den Dreharbeiten ein Jahr lang diese Art des Gitarrenspiels einübte, konnten wir diese ganz spezielle Technik beobachten und haben das auch genau beschrieben. Optisch wirkt das sehr glaubwürdig. Für den akustischen Genuß sorgte tatsächlich aber der niederländische Gitarrist Stochelo Rosenberg, der die Stücke seines Idols Django für den Film neu einspielte. Ein Leben ohne Musik ist für mich undenkbar und deshalb ist ganz klar, welcher der drei Djangos mir der liebste ist!

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Zwei Mäuse als Stofffiguren vor der Berliner Oberbaumbrücke. Die kleinere Maus trägt einen roten Schal. Sie hält einen weißen Langstock. Die größere Maus schielt. Sie hat geknickte Ohren und eine sehr große gebogene Nase.

Blind & Häßlich

„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!“ „Das Blindsein, spielen Sie das eigentlich nur?“ Als mich vor ca. zehn Jahren ein Berliner Taxifahrer mit dieser Frage irritierte, dachte ich, ich sei im falschen Film. Dabei war ich doch gerade erst auf dem Weg ins Kino, bewaffnet mit meinem weißen Langstock. Und genau das war das Problem, jedenfalls das des Taxifahrers. Diese Anekdote war für mich im doppelten Sinne eine einmalige. Weil sich allerdings das Gerücht bis heute hartnäckig hält, man könne nur sehenden Auges Spaß im Kino haben, werde ich nicht müde, immer wieder zu betonen: Das geht auch ausschließlich hörenden Ohres! Im Idealfall mit einer Audiodeskription, die dann über die App Greta zum Download bereitgestellt ist. Beides war zu meiner Begeisterung der Fall bei „Blind & Häßlich“ Oh je, schoß es mir bei dem Filmtitel erst einmal durch den Kopf! Was hat sich der Regisseur Tom Lass da bloß geballt für eine Filmfigur einfallen lassen? Aber wie bei „Dick und Doof“ verteilen sich die beiden Adjektive auf zwei paar Schultern. Die erste Eigenschaft schultert die 18-jährige Jona. Aber sie tut genau das, was mir der Taxifahrer damals unterstellt hat. Sie spielt das Blindsein nur. Nach der rechtlichen, etwas umständlich formulierten Definition ist blind, wer auf dem besser sehenden Auge selbst mit Brille oder Kontaktlinse nicht mehr als zwei Prozent von dem sehen kann, was ein Mensch mit normaler Sehkraft erkennt. Die inzwischen 24-jährige Naomi Achternbusch hat es in ihrem ersten Film als Jona gleich mit einer Doppelrolle zu tun. Sie switcht zwischen Blindsein und Nichtblindsein hin und her. Und das macht sie sehr überzeugend, gefühlvoll und kein bißchen peinlich! Denn das Blindsein spielen will gelernt sein. Dazu gehört, sich nach allen Regeln der Kunst mit dem weißen Langstock zu bewegen, immerfort zu schielen und nicht doch aus Versehen auf das Handy zu linsen, statt das Gequatsche der Voice Over-Stimme abzuwarten. Viel Beherrschung bedarf es bestimmt auch, dem Reflex zu widerstehen, mit den Pupillen der Hand zu folgen, die einem vor den Augen herumfuchtelt. Und immer den Ball flach halten, nie einfach losrennen oder eine Information nutzen, die einem eigentlich verborgen bleiben müßte. Die glaubwürdige Balance zwischen Souveränität und an Grenzen stoßen, die macht’s aus! Der Grund für Jonas Spiel ist ein ganz pragmatischer: Im Blindenwohnheim ist noch ein Zimmer frei! Irgendwo muß sie schließlich unterkommen, nachdem sie mit dem Auto ihrer Mutter von zu Hause nach Berlin abgehauen ist. Und ein WG-Zimmer zu ergattern, scheitert schon an den sehr abstrusen, aber amüsanten Bewerbungsgesprächen. Den Plan haben die beiden Kusinen Jona und Cecile gemeinsam ausgeheckt. Cecile, die bereits in dem Heim wohnt, könnte nur das Nichtblindsein spielen. Überlegungen, die Geschichte aus dieser umgekehrten, eigentlich sehr spannenden Perspektive zu erzählen, gab es anfangs tatsächlich, wurden aber wieder verworfen. Das Täuschungsmanöver wäre viel zu schnell aufgeflogen. Neben der irrwitzig komischen, unverkrampften und doch sensiblen Art und Weise, wie hier mit dem Thema Blindsein umgegangen wird, hat der Film noch eine zweite ganz große Stärke! Die heißt Clara Schramm, war bei den Dreharbeiten 16 Jahre alt und ist blind! Als Cecile hat sie mit ihrer natürlichen Art und ihrem sonnigen Gemüt sofort mein Herz erobert. Ihr ist es zu verdanken, daß die sehenden Zuschauer einmal realistische Einblicke in das Leben einer blinden jungen Frau bekommen. Von mir aus hätten das noch viel mehr sein können! Naomi Achternbusch vor der Kamera und Jona im Film waren also in besten und professionellen Händen. Ihre erste Bewährungsprobe, die schneller kommt als gedacht, besteht Jona mit Bravour und rettet dabei auch noch Ferdis Leben. Jona hat natürlich die Selbstmordabsicht des verzweifelten jungen Mannes auf der Mitte einer der vielen Brücken Berlins erkannt. Wie angewurzelt bleibt sie neben ihm stehen. Sie behauptet stur, ihren Weg mit Ceciles reparaturbedürftigem Blindenführhund in die Hundeschule nur mit Ferdis Hilfe fortsetzen zu können. Denn sie sei ja blind. Der junge Mann willigt erst ein, nachdem Jona ihm beteuert, ihn nicht einmal ein bißchen sehen zu können. Ferdi hält sich nämlich für häßlich und glaubt, daß aus diesem Grund alle Frauen, die er anspricht, vor ihm Reißaus nehmen. Jetzt schöpft er aus Jonas Blindsein einen Hoffnungsschimmer und Jona selbst scheint der wirre junge Mann auch nicht ganz unsympathisch zu sein. Ferdi, gespielt von Tom Lass, ist natürlich genauso wenig häßlich, wie Jona blind ist. Das hat mir die sehr passend ausgewählte Sprecherin der Audiodeskription ins Ohr geflüstert. Ihre eher tiefere und reifer klingende Stimme hebt sich von denen der überwiegend jungen Filmfiguren sehr gut ab. So brachte sie etwas Ruhe und für mich viel Klarheit in das turbulente Geschehen. Ich hatte früher bei dem ein oder anderen Typen den Eindruck, daß er in meiner Sehschwäche einen Vorteil für sich sah, ähnlich wie Ferdi bei Jona. Allerdings nicht, um mich zur Hundeschule zu begleiten. Ich hatte gar keinen Hund! So nach dem Motto: Bei der kann ich es ja versuchen, die kriegt ja sonst keinen ab. Die habe ich alle sofort in die Wüste geschickt, kompromißlos auf den Richtigen gewartet, und der stand eines Tages vor meiner Tür! Obwohl ich im Kino lachen mußte wie lange nicht mehr, hat mich die Geschichte besonders wegen der Filmfigur der Cecile ganz schön aufgewühlt. Deshalb hat das Schreiben auch viel länger gedauert als gedacht. Jetzt lasse ich noch einmal den guten alten Shakespeare zu Wort kommen: „Menschen deuten oft nach ihrer Weise die Dinge, weit entfernt vom wahren Sinn.“

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Bus Spencer und Terence Hill in einer Filmszene. Sie stehen mit erhobenen Händen vor einem LKW, während ein Polizist die Pistole auf sie richtet.

Sie nannten ihn Spencer

Gemeinsam waren und bleiben die zwei unausstehlich und einfach unschlagbar, unschlagbar komisch! Waren es die da? Die mit der Krimiserie „Die 2“ 1972 lässig, witzig, mit Leichen und einem Hauch Noblesse im ZDF für frischen Wind auf den deutschen Mattscheiben sorgten? Nö, die 2 konnten ja nicht auf der Leinwand! Oder die da?  Zwei nicht gerade kleine Italiener, die ihre Gegner extrem geräuschvoll, ohne dabei Blut zu vergießen, auf der großen Kinoleinwand versemmelten? Na klar, die sind gemeint! Der eine ist Mario Girotti, den sie Terence Hill nennen. Von dem Dicken, Carlo Pedersoli, muß man wie im Titel des Dokumentarfilms in der Vergangenheitsform sprechen: „Sie nannten ihn Spencer“ Den Kinostart des Films über sich hat Bud Spencer leider nicht mehr erlebt, er starb letztes Jahr im Alter von 86 Jahren in Rom. Über Jahrzehnte harmonierten die beiden prächtig und super erfolgreich als Dreamteam miteinander. Und das sowohl vor der Kamera als auch dahinter, eine absolute Ausnahme in der Filmbranche. „Vier Fäuste für ein Halleluja“ Dieser Film stellte alle meine vorherigen Kinoerlebnisse in den Schatten, vor ca. 45 Jahren in einem Autokino bei Mannheim! Ich war hin und weg von den Sprüchen, die sich die beiden im Sekundentakt entweder gegenseitig oder gemeinsam unausstehlich den Gegnern um die Ohren hauten. Terence Hill hatte bei mir gleich einen Stein im Brett, weil er so freundlich auf sein Pferd einquatschte und sich mit diesem auch noch die legendäre Pfanne Bohnen teilte. Wohl bekomm’s, Pferd! Bud Spencers Roß kam in diesen Genuß nicht. Wenn Bud teilte, dann teilte er aus, nämlich deftige Sprüche und saftige Backpfeifen. Seine Bohnen wie überhaupt alles Eßbare teilte er nicht, niemals mit niemanden, Vierbeiner inbegriffen. Mit den zwei Kerlen wie Pech und Schwefel konnte man Pferde stehlen, und ich hätte sehr gerne mitgemacht. Deshalb war für mich der Dokumentarfilm über Bud Spencers Leben, zu dem Terence Hill gehört wie das Salz in die Suppe, ein MUSS! Und gleich beim ersten der vielen Filmausschnitte sprang der Funke der Begeisterung auf uns alle im Kinosaal über, genauso wie früher. Bei den Spencer/Hill-Filmen sind entgegen dem momentanen Trend, internationale Filme im Original mit Untertiteln zu schauen, gerade die deutschen Synchronfassungen das Kultige. Das liegt daran, daß die italienischen Dialoge durchweg sehr geschmeidig eher eingedeutscht als einfach nur übersetzt und dann von herausragenden Stimmen gesprochen wurden. Für Bud Spencer donnerwetterten sich über zehn Sprecher von einem Moment zum anderen dröhnend in Rage. Am häufigsten taten das Wolfgang Hess, Arnold Marquis und Martin Hirthe. Terence Hill, den – abgesehen vom weiblichen Geschlecht – nichts aus der Ruhe bringen konnte, lieh seit 1972 Thomas Danneberg sehr lässig seine Stimme. Das, was man von all diesen tollen Stimmen zu hören bekommt, ist aber nicht einfach nur Deutsch, sondern „Schnodderdeutsch“. Maßgeblich diesen neuen Synchronstil geprägt und den Begriff des „Schnodderdeutsch“ dafür erfunden, hatte Anfang der 70er Jahre, wie kann es anders sein, ein Berliner! Rainer Brandt peppte bei 15 Spencer/Hill-Filmen die Originaldialoge mit zusätzlichen Witzen, Wortspielen, Kalauern und flapsigen Sprüchen auf. Zwischendurch wurde auch mal gerne ä bissje hessisch gebabbelt, gesächselt und so weiter. Seinen Anfang nahm das Schnodderdeutsch 1972 im Fernsehen und deshalb machte ich es wie Nina Hagen: Ich glotzte TV, möglichst jede Folge von der Serie „Die 2“. So schön bunt, daß man sich gar nicht entscheiden konnte, war es damals in unserer Glotze noch nicht. Aber die 90 Minuten mit dem smarten Duo verflutschten auch in schwarz-weiß für meinen Geschmack viel zu schnell. Die schnodderdeutschen Texte für die Krimiserie stammten von Rainer Brandt, und der kann nicht nur schreiben, sondern auch noch hervorragend sprechen. Das tat er unter anderem für Tony Curtis als Danny Wilde, einem Teil dieses smarten Duos. Jetzt aber wird‘s höchste Zeit für das dritte Duo! Was macht ein Fan, der sein Idol um jeden Preis der Welt einmal persönlich treffen möchte? Dasselbe wie zwei Fans: Sich auf den Weg! Und genau das tun diese beiden Fans, Marcus Zölch aus Augsburg und Jorgo Papasoglou aus Berlin. Ausgewählt unter Bud Spencers gigantischer Fangemeinde und auf die Reise geschickt hat sie der Regisseur des Dokumentarfilms, Karl-Martin Pold. Statt auf Pferderücken zuckeln die zwei mit einem alten VW-Bus, der seine besten Tage hinter sich hat, von Deutschland über Paris und Toulouse nach Rom. Es gibt unterwegs keine Bohnen, aber ein Lagerfeuer am Zelt und Marshmallows tun‘s doch auch. Im Gepäck haben die zwei unermüdlichen Helden ein Akkordeon und eine Marionettenpuppe. Und das Wichtigste: Jeder seine ganz besondere und höchstpersönliche Geschichte, die er seinem Idol Bud Spencer unbedingt erzählen möchte. In den 120 Minuten über das aufregende und vollgepackte Leben des Carlo Pedersoli, den sie Bud Spencer nannten, kommen zwischen den schon erwähnten Filmschnipseln viele seiner Weggefährten zu Wort. Was hier entstand, ist aber nicht nur einfach ein Dokumentarfilm, sondern eine sehr liebevolle Hommage an den Dicken! Das gelang vor allem wegen der immer wieder auftauchenden sympathischen Helden Marcus und Jorgo. Und schließlich nicht zu vergessen wegen des Erzählers, der mit seiner lässigen Stimme (Thomas Danneberg) natürlich auf Schnodderdeutsch (Rainer Brandt) in dem Trubel für Ruhe sorgt. Gesehen habe ich den Film wie vor einiger Zeit die „Tigergirls“ in Kreuzberg im Kino Moviemento. Die beiden Mädels liefen mir damals am Kottbusser Damm zwar nicht über den Weg, dafür aber jetzt Jorgo Papasoglou. Genauer gesagt, er stand und ich gesellte mich in Begleitung meiner Schwester zu ihm. Dieses Blind Date, Jorgo ist noch blinder als ich, war von meiner Seite her kein Zufall. Ich wußte, daß er an jenem Abend im Kino sein würde und konnte ihm wie alle Kinobesucher Löcher in den Bauch fragen. Sein Bauch hat das übrigens sehr gut ausgehalten! Die Audiodeskription habe ich leider nicht in die Ohren bekommen, weil der Film nicht auf der Liste der App Greta aufgetaucht ist. Das hole ich mit der DVD nach und bin sehr gespannt, ob die Hörfilmbeschreiber in dem Wortwust überhaupt Lücken zum Beschreiben gefunden haben.

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Lukas, schlank, braune Augen, das dunkle Harr kurzgeschnitten, steht auf einer belebten Strasse.

Der erste Gastbeitrag!

Jetzt kommt, wie im letzten Artikel „Eine Schiffsfahrt mal ganz anders“ bereits angekündigt, mein Neffe zu Wort! Lukas ist 24 Jahre alt, studiert in Konstanz und hat mich während des Turnerfests in Berlin besucht. Ganz schnell konnte ich ihn überreden, mich in den Film „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ zu begleiten. Danach haben wir über unser erstes gemeinsames Kinoerlebnis geschrieben. Die Blindgängerin für den Blog wie gewohnt hauptsächlich über den wunderbaren Film. Der Text, den Lukas über unseren Kinobesuch kurze Zeit später auf Facebook veröffentlichte, berührt mich immer wieder aufs Neue, aber lest selbst! „Was meine Tante als Filmkritikerin so besonders macht? Sie erlebt Filme hauptsächlich mit den Ohren statt den Augen, denn sie ist fast blind. Auf ihrem Blog schreibt sie dennoch sehr ausführliche Berichte. Eine Hörbeschreibung, eine sog. Audiodeskription, die sie während dem Film auf ihrem Smartphone abspielt, macht ihr das möglich. Leider gibt es diese nicht für alle Filme. Deshalb hat sie eine gemeinnützige GmbH, die Kinoblindgänger gGmbH, gegründet. Dort sammelt sie Spenden, um die Kosten für eine gute Audiodeskription zu sammeln und diese dann einfach selbst zu finanzieren. Damit ermöglicht sie das Filmerlebnis und den Besuch im Kino mit Freunden für alle Menschen mit Sehbehinderung. Letzte Woche war ich das erste Mal mit meiner Tante im Kino und war erstaunt, wie gut das funktioniert. Einige Unklarheiten der Filmhandlung konnte sie mir im Nachhinein perfekt erklären, obwohl sie den Film mit einem Körpersinn weniger erlebt hat als ich. Im Kino haben wir sozusagen das Gleiche ohne Einschränkung erlebt. Beim Verlassen des Kinos habe ich sie dann gleich mal über die erste Stufe stolpern lassen. Falls ihr selbst eine solche Einschränkung habt oder in eurem Bekanntenkreis Leute mit Sehbehinderung kennt, könnt ihr gerne Werbung für die gGmbH meiner Tante machen. Klar gibt es ebenso Hörbücher, aber man trifft sich ja nicht mit Freunden, um ein Hörbuch anzuhören, sondern geht zusammen ins Kino als gemeinsames Erlebnis oder eben in meiner Generation Netflix & Chill. Die App, die meine Tante benutzt, findet ihr übrigens hier: www.gretaundstarks.de“

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Auf einem Holzbrett ein kreisrunder Camembert, darauf steht mit Tomatenmark in großen Lettern V E B geschrieben

In Zeiten des abnehmenden Lichts

Nicht einmal das kleinste neu erstandene Minimöbel kann man sich fertig montiert und in einem Stück unter den Arm klemmen und nach Hause tragen, es ist immer ein Bausatz. Sind endlich keine Schräubchen und Winkelchen aus dem Paket mehr übrig, schaut der Mensch zufrieden auf sein Werk. Oft hört man ihn dann sagen: „Sitzt, paßt, wackelt und hat Luft“ Zwar nicht ganz zu 100 % nach den Regeln der Handwerkskunst zusammengebaut, kann man das gute Stück dennoch bestimmungsgemäß nutzen. Bei „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist das gute Stück ein alter, immens großer Tisch. Normalerweise in seine Einzelteile zerlegt, wird er nur einmal im Jahr im Haus der Familie Powileit aus der Versenkung geholt und zusammengebaut. Und seine einzige Bestimmung ist es, bei Wilhelm Powileits Geburtstagsfeiern das kalte Buffet zu tragen. In diesem Jahr zur Feier seines Neunzigsten legt Wilhelm beim Aufbau des Tisches zum ersten Mal und zum großen Entsetzen seiner Frau Charlotte selbst Hand an. Wütend und voller Ungeduld drischt er mit Hammer und Nagel die widerspenstigen Teile zusammen. Frei nach dem Motto „Was nicht paßt, wird passend gemacht“. Nur Wilhelms einziger Enkelsohn hätte dem Monsterteil auch ohne Einsatz von Brachialgewalt auf die vielen Beine helfen können. Aber Sascha hat die Platte geputzt! Wie so viele im Frühherbst 1989, hat sich auch der junge Mann mit Anfang 30 in den Westen abgesetzt. Das ist für den Großvater, ein hochdekoriertes SED-Parteimitglied, eine echte Hiobsbotschaft. Aber wenigstens der notdürftig zusammengenagelte Tisch tut seinen Dienst und erträgt die riesigen Bulettenberge des kalten Buffets. Bei den bestellten Hühnerbeinen gab es leider gerade einen Engpaß! Dafür fließen Wodka und Rotwein um so reichlicher. Die Parteigenossen, Nachbarn, Freunde und natürlich die Familie geben sich an Wilhelms Ehrentag in seinem Haus in einem wohlsituierten Stadtteil Berlins, der Hauptstadt der DDR, die Klinke in die Hand. Nicht erst jetzt, wo alle um den alten Herrn kreisen wie Motten um das Licht, zeigt Bruno Ganz, was er kann, nämlich in allen Gefühlslagen großartig schauspielern! Als Wilhelm macht er kein Hehl daraus, was er von den Menschen um sich herum hält, und das gilt ganz besonders für einzelne Familienmitglieder. Ob mit Hohn, Spott, Zynismus, Ungeduld, Wut, aber genauso auch warmherzig, großzügig und liebevoll, er begegnet jedem einzelnen so, wie dieser das seiner Meinung nach verdient. In meiner Erinnerung überwiegen allerdings die negativen Gefühlsausbrüche und manchmal hat’s mich schon geschaudert. Dafür waren die Auftritte der Genossinnen und Genossen, die dem nahenden Untergang der DDR mehr oder weniger klar und natürlich auch wodkageschwängert ins Auge sahen, umso komischer. Besonders schön war die Idee, die Bevölkerung mit heimischem, in Brandenburg produzierten und gereiften Camembert von der Ausreise abzuhalten, so ein Käse! Die Rollen dieser Parteifunktionäre waren genauso wie die aller anderen Gratulanten inklusive der Familienmitglieder hochkarätig besetzt. Besonders erfreut war ich, die israelische Schauspielerin Evgenia Dodina so schnell wieder auf der großen Leinwand zu sehen. Vor ein paar Wochen spielte sie in „Ein Tag wie kein anderer“ die weibliche Hauptrolle der Vicky und hier genauso überzeugend Wilhelms russische Schwiegertochter Irina. Auch Wilhelm schien sich über Irinas wenn auch verspätetes Erscheinen zu freuen. Und das nicht nur, weil sie ihm ein Päckchen Papirossy zusteckte, die am bestialischst stinkenden Zigaretten überhaupt, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen! Daß mein 24-jähriger Neffe das Buch von Eugen Ruge, das hier verfilmt wurde, als Lektüre gewählt hätte, ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber den Film hat er sich mit mir im Kino begeistert angeschaut! Zum Glück gab Ruge seine anfänglichen Bedenken, sein Buch verfilmen zu lassen, auf. Bei dem Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase und Regisseur Matti Geschonneck war sein Werk ja auch in den besten Händen! Mein junger Kinobegleiter aus Westdeutschland war von dem kurzen Ausflug in die Zeiten des Aufbruchs in der DDR im Herbst 1989 sehr fasziniert. Genauso beeindruckt hat ihn aber auch, wie ich dem Filmgeschehen folgen konnte. Dank der Audiodeskription über die App Greta konnten wir uns auf Augenhöhe sehr detailliert über den Film austauschen. Mein Neffe Lukas hat sogar ausführlich auf Facebook über unser gemeinsames Kinoerlebnis geschrieben! Ich geb‘s zu, ich habe die ganze Zeit auf die Erwähnung des „Mufutis“ gelauert, aber leider vergebens. Der Multifunktionstisch war höhenverstellbar und konnte mit einer Einschubplatte vergrößert werden. Je nach Bedarf funktionierte er als Coach- oder Eßtisch. Wer den Mufuti nicht kennt, hat entweder keinen Kontakt zu Bewohnern eines DDR-Haushalts oder den Film „Sonnenallee“ aus dem Jahr 1999 verpaßt! Der Tisch im Film mit seiner einzigen Bestimmung konnte sich übrigens nicht ganz bis zum Schluß auf seinen Beinen halten und entledigte sich der wahrscheinlich nicht mehr so ansehnlichen Reste des kalten Buffets. Ein bißchen weniger „Wackeln und Luft“ hätte das vielleicht verhindern können.

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Filmstill aus “Ein Tag wie kein anderer“: Zwei Männer sitzen sich in Korbstühlen gegenüber. Konzentriert schauen sie sich an. Die Handflächen der beiden liegen aufeinander. Dem Jüngeren klemmt ein Joint zwischen den Lippen.

Ein Tag wie kein anderer

Das ist keine Reise nach Jerusalem, auch wenn dieser Film dort schon war, um beim Jerusalem Film Festival gleich fünf Preise abzuräumen. Aber es geht nach Israel, in eine andere Stadt, die im Gegensatz zu Jerusalem am Meer liegt, und Stühle gibt es dort auch mehr als genug. Ab dem 11. Mai ist in den Kinos jeder Tag „Ein Tag wie kein anderer“ Und der ist dank Kinoblindgänger gemeinnützige GmbH barrierefrei!!! Die Audiodeskription und die erweiterten Untertitel für den Film aus Israel waren rechtzeitig zur Premierentour ab dem 08. Mai bei der App Greta und Starks zum Download bereitgestellt. Auf den ersten Blick hatten wir drei vom Hörfilmbeschreiber-Team, Inga Henkel, Lena Hoffmann und ich, ein bißchen unterschätzt, was beim Arbeiten an der Audiodeskription dann auf uns zukam. Der junge israelische Regisseur erzählt seine Filmgeschichte mit viel Ruhe und sehr behutsam. Er verzichtet auf hektische Ortswechsel. Ohne verwirrende Zeitsprünge oder Rückblenden verstreicht ein Tag Stunde für Stunde wie im Leben. Seinen wenigen, aber um so charismatischeren Filmfiguren läßt er viel Zeit bei all dem, was sie miteinander oder für sich alleine tun oder nicht tun. Eigentlich ideale Voraussetzungen, möglichst viel und genau von der Szenerie zu beschreiben, dachten wir! Aber die Tücke steckte im Detail beziehungsweise in wahnsinnig vielen und doch immer bedeutsamen Feinheiten. Der Mensch ist oft vorschnell versucht zu behaupten, daß ein Tag der schönste, anstrengendste, glücklichste, komischste, chaotischste, überraschendste, traurigste, lustigste, absurdeste oder schrecklichste in seinem Leben gewesen sei. Mit diesen Superlativen sollte man sehr vorsichtig sein, denn man weiß ja nie, was noch kommt, und das ist auch gut so! Wenn der Film einsetzt, haben Vicky und Eyal den traurigsten Tag in ihrem Leben bereits hinter sich. Und auch der siebte und letzte Tag der Schiv’a, eines jüdischen Trauerrituals, neigt sich gerade dem Ende zu. Das Begräbnis ihres gerade einmal 25 Jahre jungen Sohnes liegt eine Woche zurück. Nun ist die Zeit der Trauer vorbei und die letzten Verwandten und Freunde sind gerade dabei, sich von Vicky und Eyal zu verabschieden. Jetzt kehrt Ruhe ein und die beiden sind jedenfalls für kurze Zeit alleine. Ein Tag wie kein anderer mit einer Prise von allen der oben aufgezählten Superlative beginnt und entläßt den Kinobesucher am Ende dank des feinen jüdischen Humors mit einem lächelnden Auge! Abgerundet wird der Tag von einer genialen Filmmusik, die mal melancholisch, zwischendurch auch etwas trotzig und rhythmisch fetzig, aber nie überfrachtet ist. Aber besser als Worte vermitteln die beiden folgenden Hörschnipsel aus der Audiodeskription einen ersten Eindruck von der besonderen Stimmung dieses Films und wie wunderbar die Stimme der Sprecherin Ann Vielhaben das Filmgeschehen begleitet. Die Aufnahme entstand bei speaker-search genau während des alljährlich stattfindenden Girls’Day und so war dieser Tag für alle Beteiligten bestimmt kein Tag wie jeder andere! „Hörschnipsel“ 1 https://www.blindgaengerin.com/wp-content/uploads/2017/05/Ein-Tag-Schnipsel1.mp3 „Hörschnipsel“ 2 https://www.blindgaengerin.com/wp-content/uploads/2017/05/Ein-Tag-Schnipsel2.mp3

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Filmstill aus "Tiger Girl": Die beiden Tigergirls in schwarzen Uniformen mit der Aufschrift "Security" auf dem Rücken laufen über eine Wiese im Park. Die vordere trägt ihr blondes langes Haar zu einem Zopf, darüber ein Basecap. Im Hintergrund sitzen zwei Leute im Gras.

Tiger Girl

Laß die zwei jungen Frauen einfach drauflos spielen, ist die Devise des Herrn Lass. Mal schauen, wo die „Reise“ dann hingeht. Geographisch gesehen, beginnt und endet alles aber auch nur beinahe vor meiner Haustür. Die Streifzüge von Ella Rumpf als Tiger und Maria Dragus als Vanilla finden natürlich in dem angesagteren Teil Berlins statt, in dem das Leben tobt, und nicht im eher beschaulichen Spandau. Vielleicht war es deshalb aussichtslos, ein Kino halbwegs in meiner Nähe zu finden, in dem der Film „Tiger Girl“ gezeigt wird. Dem Ur-Spandauer wird nachgesagt, seinen Bezirk nur höchst ungern über eine der drei Brücken über die Havel zu verlassen und, wie er meint, „nach Berlin“ zu fahren. Ich als Zugezogene genieße das etwas ruhigere Leben im Grünen mit viel Wasser sehr. Genau so gerne stürze ich mich aber in das kulturell übersprudelnde Chaos jenseits der Havel. So beispielsweise für „Tiger Girl“ ins tiefste Kreuzberg zum Kottbusser Damm Nr. 22. Dort im ersten Stock ist das von den Betreibern mit viel Herzblut und Engagement geführte Kiezkino Moviemento. Nach dem Kino wieder auf der Straße, kamen plötzlich Tiger und Vanilla in geklauten Uniformen an mir vorbeipatrouilliert, um nach ihren unkonventionellen Vorstellungen für Recht und Ordnung zu sorgen. Nein, natürlich nicht! Aber so abwegig ist der Gedanke gar nicht. Häufig waren die belebten Straßen und Parks Berlins die Kulisse, genau so, wie sie nun einmal sind. In diesem sogenannten dokumentarischen Umfeld ließ der Regisseur Jakob Lass seine Hauptfiguren Tiger und Vanilla recht frei agieren. „Frei“ bedeutete hier ohne vorgegebene Dialoge und mit nur sehr allgemein gehaltenen Ansagen über den Verlauf seiner Filmgeschichte, in der es um die Freundschaft zweier total verschiedener Frauen Anfang 20 geht. Absolut unvorhersehbar, unberechenbar, schnell, witzig, liebevoll und sanft, aber auch brutal geht es dabei zu, wie das Leben eben so pinkelt! Besonders überraschend ist das Ende, da hat sich wohl bei allen im Kinosaal ein fettes Grinsen breitgemacht! Und ohne die Audiodeskription über die App Greta hätte ich bestimmt nicht mitgrinsen können. Zum Schluß geht es noch einmal richtig rund und dabei fallen nur wenige klärende Worte. Eine große Herausforderung muß die Beschreibung der Kampfszenen gewesen sein, wessen Bein oder Faust bei den teils akrobatisch und tänzerisch anmutenden Choreographien welchen Körperteil des Gegners oder der Gegnerin traf. Darüber war ich immer bestens im Bilde. Das gilt auch für Tigers und Vanillas grundverschiedenes Äußeres mit ihren ständig wechselnden Outfits. Genauso unverwechselbar wie das Erscheinungsbild der beiden waren ihre Stimmen, was mir sehr beim Sortieren der Akteure half. Hätte mir die Audiodeskription eine junge, kecke, weibliche Stimme ins Ohr geflüstert, wäre der Hörgenuß einfach perfekt gewesen. Die mir wohlvertraute Stimme des Sprechers mit einem wenn auch nur sehr dezent bayerischen Einschlag, die ich prinzipiell sehr gerne höre, wollte sich für meine Ohren nicht so recht in das Ganze einfügen. Aber das niedrig angesetzte Budget für den Film und damit auch für die Audiodeskription ließ wohl keinen Spielraum, externe Sprecher zu engagieren. Jakob Lass und sein Team konnten sich übrigens über die Unterstützung der fast ein bißchen verschwörerisch klingenden Initiativen „Alpenrot“ und „Leuchtstoff“ freuen. Deutschlands größter Filmproduzent Constantin Film und der RBB mit dem Medienboard Berlin-Brandenburg wollen damit genau solche jungen, engagierten und experimentierfreudigen Filmemacher fördern. Aus dieser Ecke sind bestimmt noch spannende Projekte zu erwarten! Zum Schluß lasse auch ich, und zwar die Filmlöwin zu Wort kommen! Sie hat sich schon während der Berlinale an „Tiger Girl“ herangepirscht, wo der Film in der Sektion Panorama Special seine Premiere feierte. Ob sie ihre scharfen Krallen ausgefahren und ihre Raubkatzen-Kollegin in Streifen gefetzt oder wohlwollend schnurrend mit Samtpfoten angepackt hat? Hier steht‘s geschrieben: http://filmloewin.de/berlinale-2017-tiger-girl/  

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