Ein türkischer Sonntagnachmittag mit Greta!
Beschleunigt mit einem Taxi ging‘s am Sonntagnachmittag zum Berliner Zoopalast in den Film „Das Versprechen eines Lebens“. Während der Fahrt habe ich die Neugierde des türkischen Taxifahrers auf den Film geweckt und er hat sich für den Tipp ausdrücklich bedankt. Bei dem netten Servicepersonal des Zoopalastes bin ich inzwischen ganz gut bekannt und so ging alles wie immer freundlich und reibungslos seinen Gang.
Die ersten Filmminuten spielen 1919 im australischen Nordwest-Victoria. Dort ist der Farmer Joshua Connor, begleitet von seinem Hund, mit der Wünschelrute auf der Suche nach einer Wasserader. Er wird natürlich fündig.
Im Original heißt der Film „The Water Diviner“, der Wünschelrutengänger.
Nach einer mehrere Monate dauernden Überfahrt von Down Under geht Joshua im Hafen von Istanbul an Land. Kaum angekommen, stibitzt dem Neuankömmling ein kleiner Junge die Tasche und die Verfolgungsjagd führt den Australier in das von der Familie des kleinen Diebes geführte Hotel. Gar nicht so schlecht, die Geschäftsidee!
Der traurige Anlaß der langen Reise Joshuas liegt vier Jahre zurück.
Seine drei Söhne kämpften wie viele Australier während des Ersten Weltkrieges an der Seite der Briten gegen das Osmanische Reich.
1915, gegen Ende der berühmt-berüchtigten Schlacht von Gallipoli, einer türkischen Halbinsel, rücken türkische Truppen so massiv gegen die australischen Streitkräfte vor, daß diese den Rückzug über das Meer antreten.
Unter den australischen Soldaten waren auch alle drei Söhne der Connors und gelten seitdem als verschollen. Sie wurden wahrscheinlich mit zigtausend türkischen und australischen gefallenen Soldaten in Massengräbern auf der Halbinsel verscharrt.
Kurz vor seiner Überfahrt in die Türkei mußte Joshua in Nordwest-Victoria seine Frau zu Grabe tragen, die sich aus Kummer über den Verlust aller drei Söhne das Leben nahm.
Das Einzige, was er glaubt, für seine Frau noch tun zu können und zu müssen, ist die Jungs in der Türkei aufzuspüren und an der Seite ihrer Mutter in heimatlicher Erde beizusetzen.
Also macht er sich mit seiner Wünschelrute trotz bürokratischer Hürden von Istanbul aus auf den Weg nach Gallippoli. Dabei hilft ihm Ayshe (Olga Kurylenko), die wunderschöne verwitwete Tochter des Hotelbesitzers.
Auf Gallipoli haben die noch vor einem Jahr erbittert verfeindeten Türken und Briten gemeinsam begonnen, die Massengräber auszuheben, die Toten nach Nationalität zu sortieren, und jedem seine letzte Ruhestätte zu geben.
Dies ist der Beginn der traurigen Kultur der Soldatenfriedhöfe und der Kriegsgräberpflege.
Bis zum Ersten Weltkrieg wurde alles und jeder inklusive Pferd und Waffen wahllos in Massengräbern verscharrt.
Die Türken wie insbesondere auch die Briten sind von Joshuas Auftauchen wenig begeistert und empfinden ihn als Störfaktor.
Aber schon nach kurzer Zeit entsteht zwischen ihm und dem türkischen Major Hasan, der auch bei der Schlacht von Gallipoli mitgekämpft hatte, eine enge Männerfreundschaft.
Die beiden bestehen gemeinsam das eine oder andere Abenteuer, einmal rettet Joshua dem Major sogar das Leben. Sie flüchten im Schweinsgalopp auf den Pferden griechischer Soldaten, die zuvor im Grenzgebiet türkische Dörfer überfielen, abfackelten und die Bevölkerung massakrierten. Kaum ist der eine Krieg beendet, geht’s an der nächsten Front weiter.
In den Satteltaschen finden sie als Proviant Brot und ein hochprozentiges Getränk. Das Brot wird ignoriert und das Getränk Ouzo, auch wenn es kein Raki ist, dankend verzehrt. Ob Ouzo oder Raki, spielt keine Rolle, es gibt keinen Unterschied, sagt Hasan. Wenigstens in dieser Hinsicht eine Annäherung!
Es wird noch viel gestorben, gelitten und gemetzelt, aber wo Schatten ist, ist auch Licht, mehr sage ich nicht.
Das Ende ist zwar vorhersehbar, der Film aber trotzdem für einige Überraschungen gut.
Zum Schluß versuche ich, ein bißchen intensiver als sonst auf die Hörfilmbeschreibung in meinem Ohr einzugehen.
Die Protagonisten wurden sehr genau beschrieben.
Bei Filmen in der Jetztzeit ist mir die genaue Beschreibung der Kleidung nicht so wichtig. Das gilt z.B. für die Farbe der männlichen Cordhose, des Hemdes und der Jacke, auch bei den Frauen ist das meistens für mich verzichtbar, vorausgesetzt, es dient nicht dem Verständnis der Handlung.
Aber bei historischen Filmkulissen ist das natürlich etwas anderes.
Jedenfalls weiß ich jetzt ziemlich genau, wie gut Joshua, gespielt von Russel Crowe, gebaut ist. Von der Stadt Istanbul und den Landschaften hatte ich immer recht schnell ein genaues Bild vor meinem geistigen Auge. Ob das den Bildern auf der Leinwand entspricht, kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich gehe mal davon aus!
In diversen Rückblenden nimmt uns der Film mit in die Schützengräben. Das ist so schrecklich grausam und auch sehr detailliert beschrieben, so genau will jedenfalls ich das immer gar nicht wissen. Weil sehr viel türkisch gesprochen wurde, mußte die Hörfilmbeschreibung auch noch dolmetschen.
Also alles in allem: Daumen hoch für die Hörfilmbeschreibung!
Abgerundet wurde der türkische Sonntagnachmittag von wieder einem türkischen Taxifahrer auf dem Heimweg, den ich für den Film allerdings nicht begeistern konnte!