Blog Blindgaengerin

Die Entdeckung der Unendlichkeit

Dann war da noch die Unendlichkeit zu entdecken!

Der Film „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ erzählt über Stephen Hawking, seine wissenschaftliche Karriere, schleichend fortschreitende Krankheit und sein Familienleben und wie das eine das andere beeinflußt hat.

Mein Verständnis und zugegebenermaßen auch mein Interesse für das Universum und seine schwarzen Löcher bewegt sich gegen Null und ich habe lange gezögert, mir den Film anzuschauen. Aber entgegen meinen Befürchtungen hielten sich die wissenschaftlichen Abhandlungen in Grenzen. Wahrscheinlich weil die Memoiren der Misses Jane Hawking als Grundlage für das Drehbuch dienten.

Stephen erfährt als junger Mann, daß er an ALS erkrankt ist und ihm noch ungefähr zwei Jahre Zeit verbleiben. Als der Arzt ihm den Verlauf der heimtückischen Krankheit schildert, das Degenerieren wirklich aller Muskeln, verläßt er ziemlich gefaßt das Arztzimmer. Auch wenn irgendwann nichts mehr geht, aber sein Verstand bliebe von der Krankheit verschont.
Für die einen ein Alptraum und für Stephen ein Rettungsanker, sein Lebenselixier!

Seine Jugendliebe Jane weist er zurück, um ihr ein Leben an seiner Seite zu ersparen.
Doch die schlägt alle Warnungen in den Wind und hört auf „die Sprache ihres Herzens“. Sie sagt JA zur großen Liebe ihres Lebens.

Die beiden haben es nicht bis zum „bis das der Tod Euch scheide“ geschafft. Aber erst nach einer langjährigen Ehe mit drei gemeinsamen Kindern haben sie sich einvernehmlich getrennt.

Als Jane ihrem Mann die zuletzt geborene Tochter in den Schoß legt, ist er inzwischen ohne Rollstuhl völlig bewegungsunfähig, kann kaum noch sprechen und auch bei der Nahrungsaufnahme kommt es zu Komplikationen.
Hinter vorgehaltener Hand wird Stephens Vaterschaft angezweifelt und ich konnte mir ehrlich gesagt auch nicht so recht vorstellen, wie das geklappt haben soll.

Je mehr es mit seinem Gesundheitszustand bergab ging, desto erfolgreicher war er mit seiner wissenschaftlichen Arbeit. Er hat nie das Zepter aus der Hand gegeben und immer bestimmt, wann er was mit wem wo arbeiten und wo er mit wem leben möchte. Er hat den Inklusionsgedanken gelebt, lange bevor dieser Begriff in aller Munde war.
Später konnte er sich nur noch mit einem technisch hochkomplizierten, ausgeklügelten System der Welt mitteilen, aber auch in dieser Phase haben wir gerade ihm den größten Teil der humoristischen Einlagen des Films zu verdanken.

Dank einer rasanten Rolle rückwärts sehen wir, wie sich der verkrampfte Körper Stephens löst, bis er wie zu Beginn des Films gesund mit Jane verträumt über eine Brücke in einem Park durch die Nacht tanzt.

Das war eine schöne Idee, um den Zuschauer ein bißchen getröstet aus dem Kinosaal zu entlassen. Nötig war es allerdings nicht, weil Stephen Hawking dank seiner Begeisterung für das Universum, für die Physik, und dank seiner Familie bis heute ein erfülltes Leben führt.

Ich höre ganz oft von den Menschen, die mir im Alltag z.B. über gefährliche Kreuzungen helfen, nicht gucken zu können wäre für sie das Schlimmste, dann lieber im Rollstuhl sitzen. Ich pflege dann immer zu antworten: Was nutzt es mir, wenn ich im Regal das Produkt meiner Wahl sehen, aber nicht erreichen kann, oder den Berg sehen, aber nicht erklimmen kann. Abgesehen davon sind solche Diskussionen müßig, weil man sich das ja nicht aussucht, und schon gar nicht aussuchen kann oder möchte.

Im Vorbeigehen habe ich zufällig eine Meldung im Radio aufgeschnappt, daß der weltberühmte britische Schlagzeuger Phil Collins mit Selbstmordgedanken gespielt hat. Der Grund war, daß er bedingt durch Probleme mit der Halswirbelsäule die Sticks (Trommelstöcke) nicht mehr in den Händen halten konnte. Nur seiner Kinder wegen hat er den Plan nicht in die Tat umgesetzt.
Wie unterschiedlich die Menschen mit ihrem Schicksal und Schicksalsschlägen umgehen!!!

Marie Heurtin und Stephen Hawking sind Protagonisten, für deren Beschreibung an die Produzenten einer Audiodeskription höchste Anforderungen gestellt sind. Das ist in beiden Filmen sehr, sehr gut gelungen.
Bei der “Unendlichkeit“ war allerdings die „Ringsrumbeschreibung“ für meinen Geschmack einen Tick zu ausführlich.

Für den Film „Wir sind jung. Wir sind stark.“ habe ich mich an dem Wochenende zu alt und zu schwach gefühlt, und Frau Müller ist nächste Woche bestimmt auch noch nicht weg!

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