Dieses Gespräch hat genau so stattgefunden:
Ich: Ich gehe jetzt ins Kino!
Sie: Was gibt’s denn?
Ich: Kartoffelsalat!
Sie: Ach ja, das ist der Film mit dem Youtuber.
Ich warte mal, was Sie darüber schreiben, und dann werde ich mir den Film auch anschauen.
Also schreibe ich!
Helge Schneider veröffentlichte 1999 als Helga Maria Schneider einen Roman „Eiersalat, eine Frau geht seinen Weg“ und tourte vor einigen Jahren mit seinem Programm „Wullewupp Kartoffelsupp“ durch die Republik.
Jetzt hat es der Kartoffelsalat in die Kinos geschafft.
Auf die Frage, was sich die Macher des Kartoffelsalats bei der Namensgebung gedacht haben, erhält man die ehrliche Antwort: Nichts, uns ist einfach nichts Besseres eingefallen. Außerdem deutet der Zusatz im Filmtitel, “Nicht fragen!“, ja schon an, daß man besser nicht nach Sinn oder Unsinn des Titels fragen sollte. Weder die Macher des Films noch sich selbst.
Youtube war für mich bislang nur eine unermeßliche Fundgrube für Musik, insbesondere für Gitarrenstücke aus dem Repertoire des Ensembles, in dem ich seit Jahren mitspiele.
„Kartoffelsalat“ ist der Auslöser dafür, daß ich mich erstmals mit Youtube-Stars beschäftige, zumindest mit denen, die bei diesem Salat mitmischten.
Der Youtuber Freshtorge, mit bürgerlichen Namen Torge Oelrich, ist der Drehbuchautor und in der Hauptrolle als der Schüler Leo Weiß zu sehen.
Er hat mit seinem Youtube-Kanal „Freshhaltefolie“ über 1,4 Millionen Abonnenten und 250 Millionen Aufrufe, da kann die Blindgängerin vor Neid nur so erblassen.
Was für den Kartoffelsalat die Schüssel, ist für den Film ein Schulgebäude, in dem Leo Weiß sein Unwesen treibt, und zwar als Schüler der Superlative der Adjektive alt, schlecht, uncool und unbeliebt.
Die Zutaten sind wenig überraschend reichlich Schüler, jeder Einzelne für sich schon sehr speziell und durchweg von Youtube-Stars gespielt. Die Rollen des Schulpersonals vom Hausmeister bis zum Direktor, viel Polizei, Eltern, Presse und ganz kurz die Kanzlerin übernehmen Schauspieler und/ oder Comedians, die schon seit dem letzten Jahrhundert aus Film und Fernsehen bekannt sind, also aus der Vor-Youtube-Zeit.
Als Biologielehrer meint der GZSZ-Darsteller Wolfgang Bahro, seine Schüler über den gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr anhand von Zügen ohne Bahnhof aufklären zu müssen. Ständig schwirrt das P-Wort durch das Klassenzimmer und Leo hat als angeblicher Haupt-P-Wortsager einmal wieder die A-Karte gezogen. Das bedeutet nach einem jedenfalls für die Zuschauer belustigenden Eltern-/ Direktorgespräch für Leo den Schulrausschmiß.
Neue Schule, neues Glück? Auch mit Damenfahrrad? Und mit Spuren des morgendlichen mütterlichen Abschieds im Gesicht?
Kurze Antwort: NEIN, jedenfalls erst mal nicht!
Leos Empfang an der neuen Schule ist genauso schräg und abartig wie die Lehrer, deren Unterrichtsmethoden und die neuen Mitschüler. Besonders gut gefallen hat mir der Sportunterricht.
Während des Frühlingsballes soll sich für Leo das Blatt wenden.
Nicht die den Kartoffelsalat glücklicherweise nur höchst selten heimsuchenden Bakterien oder Salmonellen, sondern ein Virus greift im Schulgebäude scheinbar wahllos um sich und läßt die Befallenen mutieren, nämlich zu…. Ich darf hier nur das Z-Wort sagen.
Jetzt endlich hat Otto Waalkes seinen Einsatz. Sein Amt als „Notrufbeamter“ übt er wirklich otto-manisch aus.
Das Schulgebäude wird von wirr redenden Polizisten, Sonderkommandos und der Presse umstellt. Die Lage im Schulgebäude spitzt sich dramatisch zu, bis Leo versucht, mit einem genialen wie einfachem pädagogisch wertvollem Trick, der auch grundsätzlich Schule machen sollte, das Ruder herum zu reißen.
Als der Spuk mit den Viren endlich vorbei ist, gestalten sich die Rekonstruktion des Geschehens und die Ermittlung des Täters äußerst sch-virig und lang-virig.
Neben Otto und Wolfgang Bahro geben sich unter anderen noch Norbert Heisterkamp, Tobias Schenke, Martin Schneider, Katy Karrenbauer und Jenny Elvers-Elbertzhagen die Ehre.
Einige der Herrschaften trafen sich einst im filmischen Wald: „7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug“.
Zum Schluß gibt’s noch ein paar Youtuber-Namen:
Bibi, Y-Titty, iBlali, Melina Sophie, Simon Desue, Dagi Bee und Shirin David.
Regie in dem Sprüchesalat führte Michael Davis Pate.
Ganz deutlich wird, daß alle Mitwirkenden mächtig gewaltig viel Spaß bei den Dreharbeiten hatten. Ich im Kino übrigens auch, als wahrscheinlich die Älteste im Saal!