Aus dem Nichts
Was ihre Größe und ihr Gewicht angeht, sind diese drei gut zu händeln. Dazu sind sie heiß begehrt und mit einer dünnen Goldschicht überzogen. Eine Kugel, die man sich nicht selbst gibt, ein in die Jahre gekommener Schwertträger und eine 19-Jährige! Das mit der Goldkugel hat schon einmal geklappt! Am 07. Januar bekam der Regisseur Fatih Akin einen Golden Globe Award für „Aus dem Nichts“ als besten fremdsprachigen Film überreicht. Bravo und herzlichen Glückwunsch! Noch auf der Bühne drückte er der Hauptdarstellerin seines Films die Trophäe in die Hand. Diese stellt eine stilisierte Weltkugel dar, die auf einer Filmrolle ruht. Diane Kruger überzeugt in der Rolle als Katja, der tragenden Figur des Films, und dafür erhielt sie bereits letztes Jahr in Cannes die Goldene Palme! So ganz aus dem Nichts kam der Golden Globe also nicht. Jetzt wird der vergoldete Schwertträger, der auf einer Filmrolle steht, anvisiert! Sein Spitzname ist von jeher Oscar und er feiert am 04. März bei der diesjährigen Oscar-Verleihung seinen 90. Geburtstag. Welche fünf nicht englischsprachigen Filme dann um den Auslands-Oscar konkurrieren, wird am 24. Januar bekanntgegeben. Die Chance, daß der von Deutschland eingereichte Film „Aus dem Nichts“ dabei ist, hat sich nach dem Erfolg bei den Golden Globe Awards auf jeden Fall erhöht, aber trotzdem sicherheitshalber fest die Daumen drücken! Ein Heimspiel dagegen ist die güldene, in einen Filmstreifen gehüllte 19-Jährige! Die Lola ist von ihrem Outfit und ihrem Namen her meine Favoritin unter den dreien. Ende April wird sie zum 19. Mal als Trophäe den Preisträgern beim Deutschen Filmpreis übergeben. Dann werden sich Fatih Akin und sein Filmteam bestimmt über mehr als nur eine Lola freuen dürfen! Details zum Deutschen Filmpreis, der Lola im Allgemeinen und hoffentlich demnächst einer Lola für die beste barrierefreie Filmfassung gibt’s hier zum Nachlesen: www.blindgaengerin.com/tag/barrierefreie-lola/ Eine barrierefreie Fassung für „Aus dem Nichts“ gibt es, sie ist allerdings nicht über die App Greta und Starks verfügbar. Der Verleiher hat das Bereitstellen seiner deutschen Filme auf der App zum Glück zwar nur vorübergehend ausgesetzt, aber der Kinostart fiel ausgerechnet in diese Phase. Deshalb klappte Plan A diesmal nicht: Die Hörfilmbeschreibung zu Hause herunterladen und nach einem kurzen Test der App beruhigt ins nächstgelegene Kino gehen. Also Plan B: Schauen, ob der Film in einem der zwei Berliner Kinos gezeigt wird, die mit der CinemaConnect-Technik ausgestattet sind. Das war sogar in beiden der Fall und ich machte mich in eines davon auf den recht weiten Weg. Im Kinosaal aber hörte ich dann zu meiner großen Enttäuschung im Kopfhörer von der Audiodeskription: Nichts! Vom um Aufklärung sehr bemühten Kinopersonal erfuhr ich den Grund: Die Tonspur mit der Audiodeskription war nicht auf dem DCP, der digitalen Filmrolle. Darauf wolle man aber in Zukunft achten! Und jetzt zum unorthodoxen Plan C: Der Produzent der barrierefreien Fassung ließ mir freundlicherweise den sehr gut geschriebenen Text der Audiodeskription zukommen. So öffneten sich mir dann beim Lesen im Nachhinein die Augen über den genauen Hergang mehrerer Szenen und über viele Details. Die herausragende schauspielerische Leistung von Diane Kruger in der Rolle der Katja, wie sie mit ihrer Mimik und sehr starkem Körpereinsatz ihr Leid durchlebt, kann ich mir jetzt natürlich auch noch besser vorstellen. Wieder einmal stelle ich fest, wie wichtig die zusätzlichen akustischen Bildbeschreibungen für mich am liebsten über die App Greta sind. Um den Film ohne Audiodeskription zu schauen, hätte ich zwar nicht durch die halbe Stadt fahren müssen, aber ich bereue trotzdem: Nichts! Denn der Film, den man auf keinen Fall verpassen sollte, kann dafür schließlich am wenigsten, bzw. NICHTS! Ohrenkino! Dank Warner Bros. kann ich nun zehn akustische Kostproben ein bißchen über die dreiteilige Filmhandlung erzählen lassen! Die kurzen Ausschnitte liefern den reinen Filmton, ohne Bild, ohne Bildbeschreibung, so wie meine Kinosituation war. „Eins – Die Familie“ Ein ganz normaler Nachmittag im Familienleben von Katja, ihrem Mann Nuri und dem gemeinsamen sechsjährigen Sohn Rocco: Clip 1 Ein paar Stunden später . . . Clip 2 Clip 3 und 4 sprechen für sich! Clip 3 Clip 4 Katjas Verzweiflung und ganz kurze Selbstzweifel im Gespräch mit Danilo Fava, ihrem Trauzeugen, Freund und Rechtsanwalt: Clip 5 „Zwei – Gerechtigkeit“ Der Prozeßbeginn Clip 6 Die Verteidigung beantragt, Katja als Zeugin, die auch als Nebenklägerin auftritt, bis zu ihrer Vernehmung von der Verhandlung auszuschließen. Sie scheitert damit aber und so kommt es zu der erschütternden Szene in Clip 7. Clip 7 Katjas erste Zweifel an einer Verurteilung des jungen Nazipärchens Clip 8 „Drei – Das Meer“ Katja nimmt in Griechenland am Meer die Spur des jungen Nazipärchens auf… Clip 10 …und findet die beiden. Clip 11 Licht ins Dunkel dieses fast dialogfreien Ausschnittes bringt hier der dazugehörige Text der Audiodeskription: Nervös kniet sie sich hin, späht zum Strand hinüber und streicht sich das Haar aus dem Gesicht. Auf allen vieren kriecht sie ein Stück weiter vorwärts. Dort steht Makris bei André und Edda vor einem Wohnmobil. André: UT [André:] Bist du sicher? Makris: UT [Makris:] Klar bin ich sicher. Ich hab sie verjagt. André: UT [André:] Was sollen wir jetzt tun? Makris geht zu seinem Pick-Up. Katja verbirgt sich hinter den Büschen. Makris gibt André die Eisenstange. Er reicht Edda und André die Hand und steigt in seinen Wagen. Katja beobachtet es. Langsam fährt Makris rückwärts. Katja presst sich geduckt in die Sträucher. Der Pick-Up fährt davon. Zu Ende, das war’s. Mehr gibt’s im Kino!