Blog Blindgaengerin

Greta App

Das Bild ist zweigeteilt. Links die Blindgängerin in einer dicken Winterjacke vor dem Delphi Filmpalast. Sie hält ein Glas Sekt in die Höhe. Rechts steht sie vor einem Plakat der Berlinale 2021, das eine Bärenfigur zeigt. Die Blindgängerin trägt Jeans und eine bunte Sommerbluse. Auch hier hält sie ein Glas in der Hand und prostet fröhlich lachend der Kamera zu.

Bärenstarker Auftakt

Da stehen wir, dicht an dicht vor verschiedenen Kulissen, ich und ich, und heben unsere Gläser AUFS KINO! Das eine Ich in dicker Winterjacke beantwortete bei frostigen Temperaturen vor dem geschlossenen Delphi Filmpalast folgende Frage: „Was machst du, wenn Corona vorbei ist?“Diese Frage stellte im Januar die Abendschau Berlinerinnen und Berlinern und so auch mir.Meine unschwer zu erratende Antwort gab es in dem liebevoll gemachten, leider nicht mehr verfügbaren Filmbeitrag „Sehnsucht 2021 – Kino“. Fünf Monate später, auch wenn Corona noch nicht ganz ausgestanden ist: Das andere Ich in sommerlicher Bluse kann es kaum abwarten, im eigens für die Berlinale auf der Museumsinsel eingerichteten Freiluftkino endlich wieder einen Film auf der großen Leinwand zu erleben. Und dann noch einen und noch einen! Einen besseren Auftakt meiner endlich wieder möglichen Kinosaison als mit dem Berlinale Summer Special hätte ich mir nicht wünschen können. Der war einfach bärenstark! Drei großartige Filme in drei wunderschönen Freiluftkinos bei traumhaftem Wetter mit gekühlten Getränken in fröhlich entspannter Atmosphäre! „Nebenan“ von Daniel Brühl im Freiluftkino Friedrichshain„Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader im Freiluftkino Museumsinsel„Fabian oder der Gang vor die Hunde“ von Dominik Graf im ARTE Sommerkino Schloß Charlottenburg Bei den Orten fällt mir die Entscheidung recht leicht, das lauschige Freiluftkino Friedrichshain gefiel mir am besten. Die Filme spielen alle in Berlin, einmal in der Gegenwart, der näheren Zukunft und der Vergangenheit.Ich empfehle unbedingt alle drei! Die Audiodeskriptionen gab es über die Greta App und da war meine Favoritin die für „Ich bin dein Mensch“, gefolgt von der von „Fabian“. Bei „Nebenan“ fand ich die Sprecherin sehr gut, die Sätze waren aber oft zu lang und ein bißchen verschraubt. Statt objektiv zu beschreiben, wurde häufig gewertet.Die Greta App hat mit neuem Gesicht, aber gewohnter Bedienbarkeit immer super funktioniert. Zum Schluß ein ganz großes Dankeschön an: Die Berlinale für das kleine, aber feine barrierefreie Angebot!Das freundliche Team am Inklusions-Ticketschalter und den noch nie so unkomplizierten Kartenerwerb!An Anke Nicolai und ihr Team fürs Zusammenstellen der Filme bei der Greta App und das freundliche und aufmerksame in Empfang nehmen der Nutzerinnen und Nutzer der App bei den jeweiligen Vorstellungen! In der Musiktheorie verwendet man den Begriff Auftakt für den Anfang eines Musikstückes, das nicht mit einem vollständigen Takt beginnt.So ist es auch gerade mit den Kinos, die zwar abgesehen von den Freiluftkinos nur vereinzelt schon geöffnet haben, aber insgesamt und bundesweit dann am 01. Juli durchstarten.Ich bin guter Dinge, daß kein Delta, Gamma oder sonst was dazwischenfunkt!

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Benni, die Systemsprengerin, auf einer Schaukel. Sie hält eine Stoffpuppe im Arm und lacht fröhlich. Die Schaukel ist in Bewegung, der Hintergrund verwischt.

Tolle Nachricht für “Systemsprenger” bei der Greta App!

Auch Filme haben eine Seele, da bin ich mir ganz sicher! Und die von „Systemsprenger“ muß einen mächtigen Knacks bekommen haben, angesichts der nach allen Regeln der Kunst schlecht gemachten Audiodeskription! Die bekam ich letzten September zu hören und meine Ohren und Nerven wurden aufs Äußerste überstrapaziert! So etwas hat kein Film verdient und schon gar nicht der mehrfach beim Deutschen Filmpreis ausgezeichnete „Systemsprenger“! Aber die Greta App, die die Hörfilmfassungen in die Kinosäle bringt, kann ja nur zur Verfügung stellen, was ihr geliefert wird. Die erste gute Nachricht war, daß Netflix eine neue Audiodeskription produzieren ließ. Seit Ende März ist der Film bei dem Streamingdienst im Angebot. Diese Hörfilmfassung war Balsam für meine Ohren: Gesprochen von Sven Brieger, einem ausgebildeten Sprecher, und getextet von Tanja Eichler und Jonas Hauer, einem sehr erfahrenen und gut eingespielten Hörfilmbeschreiber-Team! Aber die aktuell tolle Nachricht für „Systemsprenger“ ist, daß genau diese Hörfilmfassung pünktlich zur bundesweiten Wiedereröffnung der Kinos jetzt auch bei der Greta App bereitgestellt ist und dafür die katastrophale Version gelöscht wurde! Mit diesem Ziel nahm ich für meinen Blogbeitrag die beiden Hörfilmfassungen detailliert und kritisch unter die Lupe: https://www.blindgaengerin.com/doppelt-gehoert/ Dieser Artikel kostete mich viel Mühe und Zeit, aber es hat sich gelohnt, das Ziel ist erreicht! Möglich war das nur dank der großartigen Unterstützung folgender Beteiligter: Der Verleih Port au Prince hatte wie der Produzent des Films, Weydemann Bros., ein sehr großes Interesse am Tausch der AD-Fassungen bei der Greta App. Beide erklärten sich damit sofort einverstanden. VSI Berlin hatte die so gelungene Audiodeskription im Auftrag von Netflix produziert und half bei der Kontaktvermittlung. Und ganz wichtig, als Netflix grünes Licht gab, ließ VSI der Greta App sofort die Audiodatei zukommen, die dort unverzüglich gegen die katastrophale ausgetauscht wurde. Alle an der Aktion Beteiligten taten dies übrigens unentgeltlich! Und bei Netflix möchte ich mich dafür noch einmal ganz besonders bedanken! Jetzt ist der Seelenfrieden von „Systemsprenger“ wiederhergestellt und ich kann nun auch allen, die Audiodeskriptionen nutzen, diesen herausragenden Film, ob im Kino oder bei Netflix, ans Herz legen! Die Systemsprengerin Benni, schon fast erschreckend authentisch gespielt von Helena Zengel, scheint sich über dieses Ergebnis auch zu freuen, so glücklich, wie sie auf dem Bild strahlt. Siehste Benni, wir werden das Kind schon schaukeln!

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